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Coronavirus Sind Lieferdienste die Gewinner der Krise?

Lieferdienste hatten rund um den Jahreswechsel viel zu tun. Sind Lieferdienste die Gewinner der Krise? Eine Momentaufnahme in Zerbst.

Von Sebastian Rose 04.01.2021, 00:01

Zerbst l Im Hintergrund ist einiges los, als Thi Thu Ha Ngo vom Asia-Imbiss in der Zerbster Fritz-Brandt-Straße – gleich neben der Post – am Telefon ein Resümee für das Jahr 2020 zieht. Er erzählt von Umsatzeinbrüchen, aber auch treuen Stammkunden. „Generell lief es nicht so gut“, berichtet Thi Thu Ha Ngo.

Während des ersten Lockdowns seien die Umsätze um rund 30 Prozent eingebrochen. Stammkunden, die sonst ein bis zwei Mal in der Woche kommen oder bestellt haben, konnten sich beispielsweise aufgrund von Kurzarbeit das Bestellen von Essen nicht mehr leisten.

Während des zweiten Lockdowns im Herbst und Winter sei es nicht ganz so schlimm, wie der Geschäftsmann erläutert. „Jetzt pendeln wir uns bei etwa 30 Prozent Umsatzverlust im Vergleich zum Jahr 2019 ein. Stammkunden kommen langsam wieder und es gibt auch wieder mehr Bestellungen, die wir ausliefern.“

Ein Mitarbeiter eines Dönerladens in der Breiten Straße erzählt, dass sie erst im frühen Sommer aufgemacht hätten, trotz der Pandemie. „Orientalische Spezialitäten wie der Döner werden ja immer gegessen“, erklärt er.

Weiter sei aber während des zweiten Lockdowns der Umsatz zurückgegangen, weswegen sie sich für die Einrichtung eines Lieferdienstes entschieden hätten. Allerdings liefen laut den Aussagen des Mitarbeiters die Bestellungen noch nicht so gut, da auf der einen Seite der Laden sowie der Lieferdienst erst kurze Zeit existiere und sich noch etablieren müsse gegenüber den Mitbewerbern.

Auf der anderen Seite habe man die Telefonnummer gewechselt und die neue Nummer hätten noch nicht alle Kunden. Dennoch blickt er euphorisch in die Zukunft. „Denn auch in Zukunft werden die Zerbster Döner essen. Ob mit Corona, oder eben ohne.“

Marko Natho vom Lieferdienst „Pizza-Run“ in Zerbst blickt hingegen auf ein gutes Geschäftsjahr 2020 zurück. „Grundsätzlich lief es in diesem Jahr gut. Natürlich war es für alle Mitarbeiter eine besonders große Herausforderung. Konzepte wie beispielsweise für die kontaktlose Lieferung und die allgemeine Hygiene im Betrieb mussten ausgearbeitet werden“, erklärt er am Telefon.

Dazu kämen bei den Lieferdiensten auch die besonderen Stoßzeiten. „In einem Restaurant hat man ja nur eine begrenzte Anzahl an Tischen, dementsprechend ist auch die Anzahl der Gäste begrenzt. Bei uns ist es so, dass in zwei bis drei Stunden ein Großteil der Bestellungen des Tages reinkommen. Da wir die Anzahl der Onlinebestellungen nicht beeinflussen können, hat man dann zeitweise mehr Bestellungen, als man vernünftig arbeiten könnte. Dieses Phänomen hat sich während der Pandemie nochmal verstärkt. Nur durch eine genaue Personalplanung ist es möglich, die Kundenzufriedenheit zu gewährleisten und Lieferzeiten noch einzuhalten. Die meisten Kunden haben dafür Verständnis“, so Natho am Telefon.

Dies sei auch geglückt, da sich aufgrund des Hygienekonzeptes bisher keiner der Mitarbeiter mit dem Corona-Virus angesteckt habe. Den Umsatz habe das Lieferdienst-Unternehmen im Vergleich zum Jahr 2019 sogar steigern können.

Besonders hoch im Rennen waren im Übrigen die Pizza, aber auch gebackenen Nudeln beim Asia-Imbiss und der klassische Döner. Gut angenommen wurde auch die Snackbox des Pizza-Lieferdienstes. „Wir haben uns in diesem Jahr gedacht, dass die Kunden auch mal mehrere Fingerfood Snacks gleichzeitig bestellen wollen, ohne aber große Mengen am Ende übrig zu haben. In der Snackbox sind fünf verschiedene Produkte enthalten. Die sind in diesem Jahr der Renner!“ Alle drei Lieferdienste bestätigten zudem, dass am Heiligabend und an Silvester der Bedarf an Lieferdienst-Essen kaum da sei. Die Tage danach sind immer einige der umsatzstärksten Tage des ganzen Jahres.

„Bei viele Leuten ist der Kühlschrank nach den vielen Feiertagen einfach leer und der eine oder andere hat einfach keine Lust mehr, Essen zu kochen. Da ist ein Lieferdienst natürlich eine sehr gute Alternative“, erläutert Natho. „Wir nutzen den 24. und 31. Dezember, um mal eine kleine Pause einzulegen, bevor es dann wieder richtig los geht. Die Tage danach werden erfahrungsgemäß anstrengend genug“, sagt Marko Natho mit einem Lachen in der Stimme.