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Denkmalschutz Bäume schädigen Mauerwerk

Zwei auffällig Bäume an der Zerbster Bartholomäikirche sind verschwunden. Es werden nicht die einzigen bleiben, die fallen werden.

Von Daniela Apel 09.11.2019, 00:01

Zerbst l „Wir sind da mit einem unguten Gefühl rangegangen“, gesteht Pfarrer Albrecht Lindemann im Gespräch mit der Volksstimme. Aber die Fällaktion, die bei manchem Zerbster für Empörung sorgte, war laut Pfarrer notwendig. Nur noch die Stümpfe zeugten gestern Vormittag von der hoch gewachsenen Eibe und der Robinie. Gleich in den frühen Morgenstunden fielen die beiden Bäume der Motorsäge zum Opfer und gaben die Sicht frei auf das dahinter befindliche Gemäuer der Bartholomäikirche.

„Die Bäume standen viel zu dicht am Gebäude“, erläutert Albrecht Lindemann. Das Mauerwerk dahinter sei massiv geschädigt. Das sei auch der Grund für die Aufforderung der Denkmalbehörde gewesen, die Robinie und die Eibe zu entfernen, sagt Pfarrer Lindemann.

Innerhalb des Gemeindekirchenrates führten die geforderten Fällungen durchaus zu Diskussionen. Nicht jeder konnte mitgehen, zwei solch große, markante und alte Bäume mitten in der Innenstadt plötzlich zu fällen. „Der Beschluss fiel nicht einstimmig aus“, berichtet der Pfarrer, dass sich die Verantwortlichen die Entscheidung wirklich nicht leicht machten.

Doch letztlich fiel sie, und die Beantragung der erforderlichen Fällgenehmigung bei der Stadt Zerbst folgte. Diese liegt bereits seit Längerem vor, wie Albrecht Lindemann erzählt. Allerdings sind solch gravierende Eingriffe entsprechend des Bundesnaturschutzgesetzes zwischen März und Oktober nicht erlaubt, weshalb die Baumfällungen erst jetzt realisiert wurden.

Nach Eibe und Robinie werden ebenfalls die einst angelegten „Beete“ noch verschwinden. So bezeichnet der Pfarrer die mit niedrigen Mauern eingefassten und auch mit Sträuchern bepflanzten Bereiche auf der Westseite der Bartholomäi-kirche. Durch die angehäufte Erde dringe Feuchtigkeit in das Mauerwerk des Sakralbaus ein, begründet er das Vorhaben.

Diese Areale werden abgetragen, eingeebnet und anschließend wird Rasen angesät, wie Albrecht Lindemann informiert. Durch beide Maßnahmen ergibt sich nun ein neuer Blick auf bislang verdeckte Ecken des Sakralbaus. Außerdem entstehen weitere Flächen, die zur Nutzung bei den Stadtfesten zur Verfügung gestellt werden können, sagt der Pfarrer.

In diesem Zusammenhang weist Albrecht Lindemann bereits auf weitere notwendige Fällungen hin. Diese betreffen den Frauentorfriedhof, der 1595 für die Bartholomäigemeinde außerhalb der Stadtmauer angelegt wurde. Dort hinterließ die anhaltende extreme Trockenheit der vergangenen beiden Sommer wie vielerorts in Deutschland deutlich ihre Spuren am Baumbestand.

Von insgesamt 45 abgestorbenen Bäumen berichtet der Pfarrer und kann die enorme Zahl selbst kaum fassen. Hauptsächlich handele es sich um Nadelgehölze, die nun ebenfalls in einer größeren Aktion im Winter gefällt werden müssen. Dazu wird der Friedhof dann zeitweise für Besucher gesperrt sein.

„Wir werden auf alle Fälle gründlich nachpflanzen“, betont Albrecht Lindemann. Jedoch sollen keine Nadelbäume die Lücken auf dem Friedhof ersetzen, sondern Laubbäume und zwar solche, die mit den heutigen klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen. Schließlich soll verhindert werden, dass die neu gepflanzten Bäume bei der nächsten Trockenperiode gleich wieder eingehen.