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Diskussion Der Wolf bewegt Zerbst

Im Zerbster Faschsaal haben sich Politiker den Bürgern und ihren Fragen zum Thema Wolf gestellt.

Von Arlette Krickau 08.05.2018, 06:00

Zerbst l Von Anfang an ging es im kleinen Fasch-Saal der Zerbster Stadthalle am Donnerstagabend zur Sache. Das Thema Wolf erhitzte die Gemüter. Besonders die Landwirte und Tierhalter machten ihrem Ärger Luft – bestimmt, aber sachlich. Sie forderten von der Politik, sich für eine Begrenzung der Wolfspopulation einzusetzen und gegebenenfalls auch Abschüsse zuzulassen. Die Diskussionsrunde machte der Landtag möglich.

„Wie viele Wölfe inzwischen in Deutschland leben, weiß doch niemand wirklich genau“, gab ein Tierhalter zu Bedenken. Sicher sei die Meinung der Menschen, die in den Großstädten leben im Bezug auf den Wolf eine positivere, als derer, die im ländlichen Raum fast täglich mit dem Thema, beispielsweise durch Wolfsrisse konfrontiert werden.

Ein weiterer Tierhalter forderte keine pauschalen Entschädigungen, sondern bei Rissen den tatsächlichen Wert des Tieres zu erstatten. „Dies trifft besonders auf Zuchttiere oder bestimmte Rassen zu“, so der Landwirt.

Außerdem müsse die Zahlung von Entschädigungen entbürokratisiert werden und viel schneller gehen als bisher. „Da kann die Landesregierung gerne ins Nachbarland Brandenburg schauen“, gab es den Hinweis.

Auch die Förderung des Landes zur Errichtung von Schutzzäunen oder zu Anschaffung von Hütehunden war ein großes Thema. „Wenn ein Hütehund zum Schutz einer Herde erzogen wird, so wird er alle angreifen, die sich den Tieren nähern, auch einen Touristen der auf dem Elbe-Radweg unterwegs ist und mal ein Schaf streicheln will“, gab ein weiterer Tierhalter zu bedenken. Zudem sei die Förderung zur Anschaffung eines solchen Hundes wohl nicht zu Ende gedacht. Der koste im Unterhalt nämlich mehrere tausend Euro im Jahr.

In der ersten Veranstaltung der neuen Dialogreihe 2018/19 des Landtages von Sachsen-Anhalt wollten Fachpolitiker aller Fraktionen mit den Bürgern über deren Ängste und Sorgen im Bezug auf den Wolf, aber auch über die Möglichkeiten der Koexistenz von Wolf und Mensch ins Gespräch kommen. Für die CDU war Dietmar Krause nach Zerbst gekommen, Hannes Loth hat die AfD vertreten, Kerstin Eisenreich (Linke), Jürgen Barth (SPD) und Wolfgang Aldag (Grüne) waren die weiteren Gesprächspartner der etwa 80 Besucher, zu meist Landwirte oder Mitglieder der Jägerschaft.

Konkrete Antworten hatten die Abgeordneten nicht im Gepäck. Dennoch stellten sie sich der Diskussion und nahmen die Ängste, Sorgen und Forderungen der Bürger, Tierhalter und Jäger mit in die jeweiligen Fachausschüsse.

Es bleibe abzuwarten, was die Politiker tatsächlich mitgenommen haben und was sie dann in den Ausschüssen einbringen, sagt Jonas Döhring, Wolfsachverständiger der Jägerschaft Zerbst, der ebenfalls an der Veranstaltung teil nahm. Aber generell schätzt er die Diskussionsrunde als gelungen ein, „im Vergleich zu anderen, die ich besucht habe“. Es wurde bis zum Schluss sachlich argumentiert und es waren viele Bürger da, die sich mit dem Wolf tatsächlich auseinandersetzten müssen. „Das so viele gekommen sind, zeigt, dass es bewegt und brachte auch eine größtenteils einheitliche Meinung zu Tage“, schätzt der junge Jäger ein.