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Dokument 2,46 Meter lange Urkunde gerettet

Dank einer Förderung konnten in Zerbst historische Dokumente des Stadtarchives aus dem 15. Jahrhundert gerettet werden.

Von Arlette Krickau 13.12.2017, 00:01

Zerbst l 5000 Euro Förderung hat die Stadt Zerbst für die Restauration von alten Archivdokumenten bekommen. Unter dem Motto „Das besondere Format“ hat die Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) bundesweit Modellprojekte zum Originalerhalt in Archiven und Bibliotheken ausgeschrieben. 53 Anträge wurden eingereicht. 34 Projekte wurden bewilligt. Darunter die Stadt Zerbst mit ihrem Historischen Stadtarchiv.

Bedingung war, dass die zu erhaltenen Dokumente oder Bücher zum Motto passen. Darunter fiel eindeutig eine fünfteilige Urkundenrolle von 1404, die insgesamt 2,64 Meter lang ist – ein eindeutig besonderes Format. Die Urkunde gibt eine Verhandlung zwischen der Kirche in Magdeburg und den Zerbster Bürgern wieder.

Ebenfalls konnten mit dem Geld elf „Notschoß-Register“ von 30 bis 46 Zentimeter Länge aus dem Zeitraum von 1379 bis 1412 restauriert werden. Diese geben Steuerlisten nach Straßennamen sortiert wieder.

Außerdem konnte das sogenannte „liber procalamationum“, ein Stadtbuch von 1430 bis 1528 gerettet werden, dass Protokolle zu vermögensrechtlichen Klagen, die in Zerbst geführt worden beinhaltet.

Die kostbaren Handschriften hatten im Zuge der Zerstörung der Stadt am 16. April 1945 Schäden erlitten, die seitdem nicht beseitigt werden konnten.

Die Restaurierung ist auch nicht ganz einfach. Die Fachfirma Buchrestaurierung Leipzig GmbH hat dafür den Auftrag bekommen. Restaurator Christoph Roth, der bereits in der Vergangenheit Bücher aus dem Archiv restaurierte, ist begeistert von den alten Stücken. „Für mich ist daran vor allem besonders, dass wenn man sieht, wie stark Zerbst zerstört wurde, dass diese historischen Dokumente überhaupt überlebt haben.“

Natürlich hätten sie gelitten, „der Zahn der Zeit hat auch an ihnen genagt“. Aber diese Bücher und Urkunden seien etwas ganz einmaliges, da es keine Drucke sind, sondern alles Handschriften und damit unwiederbringlich, wenn sie denn einmal zerstört sind. Damit würde ein wichtiges und wertvolles Stück Zerbster Geschichte verloren gehen.

Die Arbeiten an solch alten Dokumenten sei nicht einfach. Das Papier, das früher aus Lumpen hergestellt wurde, muss erst gereinigt werden, Fehlstellen werden angefasert, die Blätter werden neu geheftet, damit man die Bücher auch wieder benutzen kann. Außerdem bekomen die restaurierten Dokumente auch eine den heutigen Ansprüchen entsprechende Verpackung und Lagerung, so dass sie wieder langfristig der Forschung und öffentliche Wahrnehmung zugänglich und nutzbar gemacht werden können.

„Gerade für die Schoßregister besteht im Zerbster Stadtarchiv bereits eine wiederholte Nachfrage bei Genealogen (Ahnenforscher), der damit künftig besser entsprochen werden kann“, sagt Kulturamtsleiterin Antje Rohm. Eine Präsentation der restaurierten Archivalien ist während der 53. Zerbster Kulturfesttage im Februar geplant. Anlässlich des „Tages der Archive“ am 3. und 4. März 2018 werden außerdem Führungen im Zerbster Stadtarchiv angeboten.