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Energie Windräder in den Wäldern wären möglich

Gibt es im Zerbster Raum bald Windkraftanalgen in den Wäldern? Erste Gedenkenspiele zum viel diskutierten Thema.

Von Thomas Höfs 27.06.2020, 06:00

Zerbst l Der Ausbau der Windenergie ist in den vergangenen Monaten fast zum Erliegen gekommen. Vielerorts erhebt sich Protest gegen den weiteren Aufbau von Windmühlen.

Allerdings sind die Flächen für die Nutzung der Windenergie begrenzt. Vor allem freies Gelände wird dafür genutzt. Denn in Wäldern sorgen die Baumwipfel für eine Verwirbelung der Luft und damit für einen geringeren Stromertrag. Dennoch, sagt der Zerbster Waldbesitzer Max Rönninger, müssten auch in Wäldern Windräder erlaubt werden. Der technische Fortschritt sei inzwischen so weit, dass die Technik die Nachteile an dem Standort zu einem gewissen Teil ausgleichen könne.

Deshalb hatte er sich vor einiger Zeit mit dem Zerbster CDU-Bundestagsabgeordneten Kees de Vries getroffen und ihm seine Ideen vorgestellt. Der Bundespolitiker sagte jetzt nach dem Treffen, dass er sich einen Ausbau der Erneuerbaren Energien auch in den Wäldern vorstellen könne. „Technisch sind solche Anlagen möglich, und einige Bundesländer haben erste Anlagen im Wald gebaut“, teilte er auf Nachfrage mit. Rund sieben Prozent der in Deutschland erzeugten Windenergie kommt von Windrädern, die in Wäldern stehen. „Wie schon lange in der Landwirtschaft nimmt der Druck auf Flächen zu. Angesichts der hochgesteckten Ausbauziele für Erneuerbare Energien ist ein grundsätzlicher Ausschluss der Windkraftnutzung über Wald schwierig, anderseits sind Wälder komplexe Ökosysteme. In Ostdeutschland wurden bislang vor allem in Brandenburg und in geringem Umfang in Sachsen und Thüringen Windräder im Wald gebaut, dies kann ich mir auch in Sachsen-Anhalt vorstellen“, sagt der Politiker.

Für den privaten Waldbesitzer geht es bei der Windenergienutzung um mehr als die Erzeugung grünen Stroms. Die privaten Waldbesitzer sollen in ihren Wäldern vor allem einen Zugang zu den Erneuerbaren Energien erhalten, setzt sich Max Rönninger ein. Es gehe ihm darum, dass die Waldbauern aus der Energieerzeugung feste Einnahmen erhalten, um den Wald zu bewirtschaften.

Nach zwei trockenen Jahren wird der Ruf danach lauter. Denn die Rechnung, dass das geschlagene Holz die Kosten für die Wiederaufforstung trägt, stimme so nicht mehr. Aktuell sind die Preise für den Rohstoff Holz tief im Keller. Die Waldbesitzer erzielen kaum noch Erlöse aus dem Verkauf ihres Kiefernholzes. Trockenheit und Schädlingsbefall haben in den vergangenen Monaten für ein Überangebot gesorgt. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie ist nun zum Teil auch noch die Nachfrage nach dem Rohstoff eingebrochen.

Das mache die Situation für die Waldbesitzer aktuell nicht einfacher. Max Rönninger spricht sich zudem dafür aus, dass der Bund, der angekündigt hat, die Emissionen von Kohlendioxid zu besteuern, den Waldbesitzern Geld dafür zahlt, dass die das Treibhausgas in ihren Wäldern abbauen. Denn Pflanzen benötigen Kohlendioxid aus der Luft um in der Photosynthese Zucker aufzubauen. Was sagte der Politiker zu der Forderung? „Die ab 2021 geplante Abgabe auf eine Tonne Kohlendioxid in Höhe von zehn Euro sind sehr moderat geplant und steigen langfristig. Dennoch halte ich die Besonderheiten, bei Forst- und Landwirtschaft Kohlendioxid zu binden und zu mindern, für wichtig. Der Deutsche Wald entzieht der Atmosphäre jährlich ungefähr 62 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Jedoch muss bei der Förderung berücksichtigt werden, dass jeder geförderte Euro auch erst eingenommen werden muss“, sagt Kees de Vries.

Außerdem müsse mehr mit dem Rohstoff Holz gebaut werden, um das Treibhausgas langfristig zu binden, sagt Max Rönninger. Werde der Wald sich selbst überlassen, werde das Gas beim Abbau der Pflanzen wieder in die Atmosphäre freigesetzt. Ähnlich sei die Sache, wenn Holz zur Wärmeerzeugung verfeuert werde. Das unterstreicht ebenso Kees de Vries: „Zusätzlich soll auch die Förderung einer modernen Holzwirtschaft einschließlich der stärkeren Nutzung von Holz als Baustoff erfolgen“, sagt er. Schon jetzt nehme der Bund mehr Geld in die Hand, um die Waldbesitzer zu unterstützen. „Die Bundesregierung hat die Mittel in den letzten Jahren erhöht und auch im aktuellen Konjunkturpaket sind 700 Millionen Euro vorgesehen. Dieses Geld wird benötigt für Maßnahmen zur Bewältigung von Extremwetterfolgen, wie den zwei Dürrejahren, den Erhalt und die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder und zur langfristigen Stabilisierung der Wälder durch Förderung der Digitalisierung in der Forstwirtschaft und die Unterstützung von Investitionen in moderne Betriebsmaschinen und -geräte“, betont der Bundestagsabgeordnete.

Für Max Rönninger ist es wichtig, dass das Geld des Bundes auch bei den einzelnen Waldbesitzern ankommt. Vor allem weniger Bürokratie wünscht er sich. Außerdem, schildert er, mussten die Waldebesitzer bislang alles vorfinanzieren, bevor sie überhaupt an staatliche Hilfen gekommen sind.