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Ernteausfälle Felder liegen schon wieder staubtrocken

Nach sieben Wochen mit kaum Regen wächst die Anspannung bei den Landwirten in Zerbst. Sie fürchten Ernteausfälle durch fehlenden Regen.

Von Julia Puder 08.05.2020, 01:01

Zerbst/Köthen l Ernteausfälle wie in den vergangenen zwei Jahren dürfen sich nicht wiederholen, da sind sich die Landwirte im Landkreis Anhalt-Bitterfeld einig. Durch die aktuelle Wetterlage schrumpft die noch verbleibende Hoffnung bei den Bauern. „Es ist schon absehbar, dass das Getreide langsam vertrocknet“, erzählt Mario Gaube, Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Bornum. Nur starker und anhaltender Regen im Mai könnte die Ernte noch retten, meint er.

Den Mais habe er nun dennoch gelegt, der könne das trockene Wetter am besten ab. „Doch ganz ohne Wasser wächst der Mais auch nicht“, erklärt Mario Gaube.

Mit dem Mais betreibt der Landwirt vier Biogasanlagen. Zwei für den eigenen Bedarf und jeweils eine weitere für die Stadtwerke Zerbst und die Firma Getec Green Energy AG. Doch wenn die Ernte fehlt, kann auch keine Energie aus den Anlagen gewonnen werden.

Das Futter für die 550 Milchkühe der Agrargenossenschaft wird in der Regel selber produziert. Aber der Vorrat an Heu und Mais geht langsam auch zurück. Die Konsequenz: Der Viehbestand muss weiter reduziert werden. Mario Gaube hofft dennoch, dass er Reserven anlegen und volle Silos mit ins nächste Jahr nehmen kann. Investitionen in neue Maschinen hat er soweit es geht verschoben. Wenn die Ernteausfälle wieder so hoch sind wie 2018 – damals lagen sie bei gut 60 Prozent – wird es ohne staatliche Hilfen schwierig, sagt Mario Gaube.

„Die Situation ist bedrückend“, stellt Thomas Külz fest. Er ist Vorsitzender des Bauernverbands Anhalt und bekommt die Stimmung bei den Landwirten aus erster Hand mit. „Obwohl wir viele Niederschläge im Winter hatten, gibt es nun schon seit sieben Wochen kaum noch Regen“, sagt Külz. Er rechnet in diesem Jahr mit Ertragsausfällen von 30 bis 50 Prozent. Das bedeute für viele Landwirte starke finanzielle Verluste, denn die meisten haben mehr investiert, als sie eingenommen haben.

Viel Spielraum bei der Auswahl der Getreide- oder Gemüsearten haben die Bauern dabei auch nicht. Thomas Külz erklärt: „Man könnte auf Pflanzen aus Südeuropa umsteigen, die die Hitze vertragen. Aber bei uns herrscht kein mediterranes Klima. Wir haben dennoch Fröste in der Nacht. Da sind uns die Hände gebunden.“

Ob Bewässerungsanlage und Wassertanks eine Alternative sind? „Einige der Betriebe haben bereits Beregnungsanlagen, aber der Grundwasserspiegel sinkt immer weiter. Dadurch verbietet der Landkreis größtenteils die Nutzung“, erzählt Thomas Külz vom Bauernverband Anhalt.

Außerdem sei die Anschaffung solcher Anlagen mit großen Investitionen verbunden, die zurzeit nicht realisierbar seien.

Thomas Fischer, Vorstandsvorsitzender der Agrarproduktions-​ und Handelsgenossenschaft e. G. Hinsdorf, östlich von Köthen, hatte für seine Hopfenpflanzen eine Tröpfchenbewässerung installiert. „Damit der Grundwasserspiegel nicht zusätzlich belastet wird, dürfen wir diese aber nur ab Juni/Juli nutzen“, erzählt Fischer.

Er setze zudem auf eine wasserschonende Bodenbearbeitung, wobei der Boden nur wenig bewegt wird. Doch auch dabei sei er an die Grenzen gelangt. „Die Bestände brauchen Wasser, um den benötigten Ertrag zu erzielen“, sagt Fischer.

Er habe bereits beobachtet, dass die ersten Pflanzen trocken stehen. Insgesamt erwarte er für dieses Jahr einen Ernteausfall von 10 bis 20 Prozent. „Wir nehmen nur noch nötige Investitionen vor. Maschinen reparieren wir selbst“, erzählt Thomas Fischer.

Wenn es wirklich zu Ernteausfällen kommen sollte und die staatliche Unterstützung wie 2019 ausbleibt, muss er an seine Reserven gehen, so Fischer weiter. „Doch auch die werden nur noch für ein, maximal zwei Jahre reichen“, stellt er fest. Viele Landwirte werden seiner Meinung nach dann in Insolvenz gehen müssen.

Von der Politik wünsche er sich jetzt vor allem eines: unbürokratisches Handeln.

Um Landwirte zu unterstützen wäre es laut Fischer auch notwendig, Abschlagszahlungen und Förderungen früher auszuzahlen.