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Existenzgründung Wenn ein Traum wahr wird

Als Ergotherapeutin will sich die junge Zerbsterin Sarah Jäkel eine eigene Existenz aufbauen. Eine Herausforderung in der Corona-Krise.

Von Daniela Apel 03.07.2020, 06:00

Zerbst l „Wenn nicht jetzt, wann dann?“, meint Sarah Jäkel. Lächelnd steht die junge Frau in den frisch renovierten Praxisräumen. Seit 1. Juli ist sie nun offiziell Inhaberin einer Ergotherapie in Zerbst. Für die 25-Jährige erfüllt sich damit ein Traum.

„Ich hatte schon immer den Wunsch, anderen zu helfen“, sagt die junge Frau. So absolvierte sie zunächst eine Ausbildung zur Gesundheitspflegerin. Bei einem Praktikum entdeckte sie die Ergotherapie für sich. „Weil es sehr vielfältig und facettenreich ist und man mit kleinen Kindern ebenso zu tun hat wie mit älteren Menschen“, sagt Sarah Jäkel.

„Man lernt auch selbst immer etwas dazu“, merkt sie hinsichtlich der breit gefächerten Methoden an. Medizinische und psychiatrische Kenntnisse sind genauso gefordert wie Kreativität und handwerkliches Geschick, wenn es beispielsweise um die Behandlung von Konzentrationsstörungen, rheumatischen Erkrankungen oder Einschränkungen in Folge eines Schlaganfalls geht. Die gebürtige Zerbsterin reizte genau das. Also drückte sie erneut die Schulbank, um als Ergotherapeutin tätig zu sein.

Sie sammelte einiges an Praxiserfahrung. Zuletzt kümmerte sich die 25-Jährige um die Suchterkrankten des Betreuungszentrums in Bärenthoren. Als die Schließung der Einrichtung zum Jahresende 2019 feststand, rückte ihr Traum wieder näher, sich selbstständig zu machen. Die Mitarbeiter des Wohnheims bestärkten sie in ihren Plänen, „so dass ich die Kraft gefunden habe, es zu machen“, ist sie ihnen dankbar.

Unterstützung erfuhr sie ebenfalls von Andreas Basan, ihrem Onkel. „Er ist meine rechte Hand“, sagt die junge Frau. Sie weiß, dass sie auf ihn zählen kann bei diesem beruflichen Neuanfang. „Im September habe ich angefangen zu planen“, blickt Sarah Jäkel zurück.

Zur Vorbereitung belegte sie zwei Existenzgründerseminare. Weitere Beratung und Hilfe bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee erhielt sie von Martina Bosse. Die für Zerbst zuständige Ego-Pilotin der Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft (EWG) Anhalt-Bitterfeld steht ihr bei wichtigen Fragen nach wie vor zur Seite.

Das passende Gebäude für ihre Praxis samt ausreichend Parkplätzen fand sie zufällig im Internet. Ab der nächsten Woche möchte sie hier am Bauhof 2a mit der Behandlung der ersten Patienten beginnen, die sich bereits angemeldet haben. Die 25-Jährige freut sich über den Zuspruch. „Ich hatte schon Zweifel“, verrät sie.

Immerhin sorgt Corona für einige Verunsicherungen und wirkt sich auch auf ihre Praxis aus. Termine gibt es nur nach Vereinbarung. Vorsorglich sind trotzdem die wenigen Sessel im Wartebereich weiter auseinandergerückt. Der Mindestabstand lässt sich ebenfalls nicht bei jeder Therapie einhalten. „Dann müssen der Patient und ich einen Mund-Nasen-Schutz tragen“, sagt Sarah Jäkel. Vor und nach einer Behandlung gehört zudem das Desinfizieren der Hände zum Prozedere. Mit all diesen Vorschriften kann die junge Frau leben. Angst hat sie jedoch vor einer zweiten Pandemie-Welle, die zu strengeren Auflagen führen und ihre gerade erst aufgebaute Existenz schon wieder zerstören könnte.

Doch die Zuversicht überwiegt trotz der derzeit schwierigen Situation, die Corona mit sich bringt. „Ich habe Respekt und Bammel, was so kommt“, gesteht sie und denkt vor allem an das Finanzielle, die Abrechnungen und Steuern und nicht zuletzt an die Extra-Verantwortung, die sie ab 1. September erwartet. „Dann habe ich eine Angestellte“, erzählt sie von Angela Fräßdorf, die nicht nur am Empfang sitzen, sondern ebenfalls als Entspannungstrainerin agieren wird. Zugleich hofft Sarah Jäkel, ihre Praxis in Zukunft personell weiter ausbauen zu können.

Auch sonst hat die junge Frau noch einige Ziele. Seit Kurzem darf sie sich nach entsprechender Fortbildung Rückenschullehrerin nennen. „Das ist mein zweites Standbein. Ich würde gern irgendwann Kurse anbieten“, sagt sie.

„Mal schauen, wo die Reise hingeht“, bemerkt die Zerbsterin, die inzwischen in Moritz wohnt und ein wahrlich tierisches Hobby besitzt. „Ich mache Zughundesport“, erzählt Sarah Jäkel. Daneben trainiert sie ihre Schäferhündin Eyla im Schutzdienst. Nun allerdings konzentriert sich die junge Existenzgründerin vorerst voll und ganz auf ihre eigene Praxis und die Arbeit als Ergotherapeutin.