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Fasch-Festtage Marathon für Barock-Fans endet

Die 14. Internationalen Fasch-Festtage fanden ein erfolgreiches Ende in Zerbst. Nicht nur Barockmusik-Liebhaber waren begeistert.

Von Thomas Kirchner 26.04.2017, 05:00

Zerbst l Fans von Klassik und Barockmusik hatten es nicht leicht. Genau genommen waren es vier Tage. Kürzlich fanden in Zerbst die 14. Internationalen Fasch-Festtage statt. Konzert reihte sich an Konzert, für Liebhaber ein wahrer Marathon. Aufgeführt wurden Werke unter anderem von Telemann, Händel, Vivaldi, Heinichen und natürlich von Johann Friedrich Fasch.

„Aus der Zerbster Concert-Stube" hieß es im Fasch-Saal der Stadthalle. Das Orchester Zefiro begeisterte vor allem mit Antonio Lottis „Echo in F-Dur“. Während das Orchester mit Paolo Grazzi (Oboe) das Stück im Konzertsaal zu Gehör brachten, gab Alfredo Bernardini, der auch die musikalische Leitung inne hatte, ebenfalls an der Oboe das Echo aus einem Nebenraum. Das Publikum honorierte diese außergewöhnliche Interpretation mit stürmischen Applaus.

„In solch einer faszinierenden Kulisse zu singen, macht den Auftritt auch für uns zu einem echten Erlebnis“, ist die Sängerin Winnie Brückner, die die Stücke selbst arrangiert, beeindruckt von den historischen Mauern des Zerbster Schlosses. Der erhaltene Ostflügel bildete die Kulisse für die Fasch-Midnight, die das Vokalensemble Niniwe mit Popsongs, gefühlvollen Balladen und charmanten Jazzklassikern gestaltete.

Eines der größten Konzerte während der viertägigen Festtage fand in der Kirche St. Trinitatis statt. Dort war die Rheinische Kantorei unter der Leitung von Hermann Max zu Gast. Auf dem Konzertprogramm standen Chor und Orchesterwerke von Johann Friedrich Fasch und Georg Philipp Telemann. Orchester, Chor und Solisten boten ein beeindruckendes Kirchen-Klangerlebnis. Das Konzert wurde von Deutschlandradio Kultur aufgezeichnet und soll am 7. Mai um 20.03 Uhr ausgestrahlt werden.

Bevor die Festtage musikalisch auf die Zielgerade einbogen, fand am Morgen eine kurze Gedenkfeier am Fasch-Gedenkstein an der Neuen Brücke statt, der Straße, in welcher der Komponist und Hofkapellmeister einst lebte.

Im Anschluss fand in der früheren Hofkirche St. Bartholomäi ein Festgottesdienst statt, der von MDR Kultur live übertragen wurde. Die Predigt hielt Pfarrer Albrecht Lindemann. Während des Festgottesdienstes erlebten die Besucher und die Hörer am Radio eine musikalische Premiere. Aufgeführt wurde erstmals seit 280 Jahren die Fasch Kantate „Dein allerhöchster Adel“ des früheren Zerbster Hofkapellmeisters und Bach-Zeitgenossen. Entdeckt wurde der Choral Werk von Brian Clark, selbst ein Träger des regelmäßig verliehenen Fasch-Preises (1997). Vorgetragen wurde das Stück von der Zerbster Kantorei und dem Ensemble Märkisch Barock unter der Leitung von Kreiskirchenmusikwart Tobias Eger.

Einen gebührenden Abschluss fand das Festival in der Aula des Francisceums. Mit einem Konzert unter dem Motto „Oh du lieber August – Eine Kavalierstour“, Concerti und Sonaten von Fasch, Vivaldi und Telemann. Die Barocksolisten München, vor vier Jahren gegründet, haben sich schnell einen Namen gemacht. Brillieren sie doch, jeder für sich an seinem Instrument und alle gemeinsam als Ensemble. Die Musiker wurden nicht ohne Zugabe entlassen.

„Die Kammerkonzerte waren alle ausverkauft. Bei den größeren Konzerten, wie beispielsweise am Sonnabend in der Trinitatiskirche, hätten wir uns schon ein paar Besucher mehr gewünscht“, zeigt sich Bert Siegmund, Präsident der Internationalen Fasch-Gesellschaft, zugleich zufrieden und doch etwas traurig. Die Organisatoren können aber auf herausragende Festtage zurückblicken.

Hannelore Behrendt und Olga Sommer sind Fasch-Festtage-Fans und haben fast alle Konzerte besucht. „Das ist Klassik und Barock auf allerhöchstem Niveau“, ist Olga Sommer begeistert. „Ich glaube sogar, das war das höchste Niveau, was wir je bei den Festtagen hatte“, fügt Hannelore Behrendt hinzu. Nach ihrem Höhepunkt gefragt sind sich die beiden Frauen einig. „Wenn es überhaupt einen Höhepunkt gab, dann war es Dorothee Oberlinger“, meint Olga Sommer. „Stimmt, sie ist völlig eins mit ihrer Musik, einfach grandios“, stimmt Hannelore Behrendt Olga Sommer zu. Beide freuen sich bereits auf die nächsten Fasch-Festtage in zwei Jahren.

„Mit dem Konzert der Barocksolisten München ging ein Musikfestival zu Ende, auf das wir stolz sein können. In den letzten vier Tagen haben wir Orchester und Solisten erlebt, die das Publikum begeistert haben“, zieht Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) eine positive Bilanz der 14. Fasch-Festtage. Dank der Rundfunkaufnahmen würden Fans der Barockmusik deutschlandweit noch lange von dem Musikfest profitieren können.

„Da wir in diesem Jahr durch sehr viele auswärtige Gäste begrüßen konnten, waren die 14. Internationalen Fasch-Festtage auch eine gute Werbung für unsere Stadt und Region“, freut sich das Stadtoberhaupt. Das sei aber nur möglich gewesen, weil sich eine ganze Reihe von Vereinen an der Organisation beteiligt haben. Denn neben der Fasch-Gesellschaft seien auch die Kirchengemeinden St. Bartholomäi, St. Trinitatis und St. Nicolai, die Zerbster Kantorei, der Förderverein Schloss Zerbst, der Internationale Katharina-Verein, die Zerbster Kreismusikschule, das Francisceum der Bühnen- und Tanz- und Showverein O Blue und auch die Schulen von den Grundschulen angefangen eingebunden worden. „Es war also wieder eine tolle Gemeinschaftsleistung, typisch Zerbst eben“, ist Dittmann sichtlich stolz.