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Feier Beliebter Treffpunkt in der Ortsmitte

Am Tag der Deutschen Einheit haben sich die Güterglücker ihr Teichfest gefeiert.

Von Thomas Höfs 05.10.2018, 08:00

Güterglück l Als der Regenschauer abgezogen ist, füllt sich das Zelt am Teich spürbar. Den Tag der Deutschen Einheit verbringen viele Güterglücker am Teich. Im vierten Jahr hat Ortschef Moritz Schwerin die Einwohner an das künstlich angelegte Gewässer eingeladen. Ganz zufrieden ist er eine Stunde nach der Eröffnung noch nicht. „Die Güterglücker sind schwer hinter dem Ofen hervor zu locken“, sagt er zur Begründung.

Dabei wird von den Einwohnern nicht viel verlangt. Sie müssen lediglich kommen und einige Stunden miteinander verbringen. Für nicht wenige Güterglücker führt der Weg sowieso regelmäßig an den Teich und an das dahinter liegende Tiergehege. Yvonne Wallbraun ist jeden Tag mit ihrem Sohn Phinley dort. „Wir kommen jeden Tag nach dem Kindergarten vorbei“, sagt sie.

Ihr Dreijähriger bestehe darauf, täglich bei den Tieren vorbeizusehen. Schon lange sei die Einrichtung aber nicht nur unter den Güterglückern ein beliebtes Ziel für Spaziergänge. „Wenn ich sehe, wie viele Leute hier regelmäßig herkommen, um sich die Tiere anzusehen, dann bin ich beeindruckt.“ Zum Teichfest mussten die beiden kommen. Schließlich gibt es an diesem Tag eine Versorgung am Gewässer.

Den Güterglückern gelingt seit vielen Jahren das Kunststück, die kleine und gepflegte Einrichtung nur über Spenden zu finanzieren. Ein Landwirt stellt das Futter jährlich zur Verfügung, sagt Moritz Schwerin. „Da haben wir in den ganzen Jahren noch nie Sorgen gehabt.“ Und ab und zu gibt es auch mal größere Spenden.

Zweimal hatten Einwohner zu ihrem runden Geburtstag die Gäste gebeten, für das Tiergehege zu spenden. Dabei seien jedesmal kleinere vierstellige Beträge eingegangen, freut sich der Ortsbürgermeister. Im Zelt hat die Frau vom Ortschef einen Spendentisch aufgebaut. Für eine Spende kann sich jeder Besucher eines der ausgestellten Sachen mitnehmen. Das Geld soll dabei helfen, die Einrichtung zu unterhalten und auch mal kleinere Reparaturen durchzuführen.

Moritz Schwerin weiß, dass die kleine Einrichtung unter den Bürgern beliebt ist. Der Teich und das Tiergehege bilden so etwas wie den Gegenpol zum einstigen Eisenbahnkreuz am anderen Ende der Straße.

Als die Mauer fiel und die Gemeinde Güterglück im damaligen Landkreis Zerbst vom real existierenden Sozialismus in den Kapitalismus katapultiert wurde, hinterließ dies in den folgenden Jahren Spuren.

Die Eisenbahn ist dabei das sichtbarste Zeichen der Veränderung. Zuerst wurde die Kanonenbahn, die in dem Ort die Bahnstrecke Magdeburg/Dessau kreuzt, elektrifiziert.

Kaum waren die Arbeiten abgeschlossen, wurde die Stilllegung der Strecke angeordnet. Über diesen wirtschaftlichen Unsinn schütteln die Menschen heute noch in Güterglück den Kopf. Die Eisenbahn bestimmte damals das Leben. Am Ort vorbei und hindurch fuhren seinerzeit die Züge.

Auf die Frage, ob die Wiedervereinigung für den Ort etwas gebracht habe, muss Moritz Schwerin einen Moment überlegen. Doch sicher, sagt er. Vor allem die Menschen in dem Ort haben vom Mauerfall profitiert, ist er sicher.

Die Menschen haben viel Geld in die Sanierung und Erneuerung ihrer Häuser gesteckt. Heute stehen nur herausgeputzte Gebäude an den Straßen. Das wolle er nicht mehr missen, sagt er weiter. Der Ort habe sich nach der Wiedervereinigung weiter entwickeln können. Fast alle Straßen sind inzwischen ausgebaut. Es lebt sich schön in der Ortschaft mit Bahnanschluss. Vor allem in der kurzen, aber intensiven Eigenständigkeit konnte sich der kleine Ort entwickeln. Gern wünschte sich Moritz Schwerin die ersten Nachwendejahre zurück. Probleme seien damals pragmatisch gelöst worden, weiß er noch.