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Feuerwehr Zerbst Ein ausgefülltes Jahr

Die Feuerwehr Zerbst braucht dringend ein neues Fahrzeug. Das Mannschaftstransportfahrzeug der Zerbster Ortswehr fällt regelmäßig aus.

Von Sebastian Siebert 28.02.2017, 00:01

Zerbst l Die Stimmung ist gelöst in der Kantine am Kirschweg 3. Zwischen die einheimischen Stimmen mischt sich der friesische Dialekt. Etliche Jeveraner Kameraden sind zur Jahreshauptversammlung der Zerbster Wehr angereist. Sie sitzen verstreut zwischen den Zerbstern, gefremdelt wird zwischen den beiden Wehren schon lange nicht mehr. Seit 25 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen den Wehren, die längst eine Freundschaft geworden ist. Während manche gerade das zweite Bier bestellen, mahnt eine Glocke zur Ordnung. Diese, und das ist ebenfalls sinnbildlich für die Freundschaft, mahnt zur Ordnung, sollte es in den nächsten Minuten zu laut werden und sanktioniert renitente Plauderei mit einer Saalrunde. Was eine empfindliche Strafe ist bei rund 70 Feuerwehrleuten, die zur Jahreshauptversammlung der Ortswehr Zerbst erschienen sind. So hat der Ortswehrleiter Steffen Schneider auch die volle Aufmerksamkeit, als er seinen obligatorischen Jahresbericht vorträgt. Und dabei geht es eben nicht nur um angenehme Dinge. Der Alltag der Feuerwehr ist ernst.

„Der MTF läuft nicht rund“, begann der Ortswehrleiter seine Rede. Das Mannschaftstransportfahrzeug sei mehrfach liegen geblieben, nun notdürftig repariert müsse es demnächst dringend ersetzt werden, richtete er einen Appell an die Stadtverwaltung. „Das Fahrzeug wird hauptsächlich für unsere Jugend genutzt, wenn das Fahrzeug nicht da ist, haben wir ein Problem mit unserem Nachwuchs.“ Das wolle der Wehrleiter nicht hinten runterfallen lassen, denn schließlich baue die Wehr darauf auf und setze die künftige Leistungsfähigkeit darauf auf. Zudem wird das Fahrzeug zur Versorgung bei Einsätzen genutzt.

„Das wäre fatal, wenn das wegfällt. Auch wenn es mal nur warmer Kaffee an der Einsatzstelle ist, wenn wir durchgefroren sind, ist das eben Gold wert“, so Schneider. „Wir wollen hier langfristig eine Lösung haben, die dauerhaft ist und keine Schnelllösung. Übrigens nicht nur für uns, in den anderen Ortswehren gibt es auch MTF, die dringend erneuert werden müssen. Wir reden hier von Fahrzeugen mit Kilometerleistungen über 300 000 Kilometer oder die ein Alter von 23 Jahre haben“, so der Ortswehrleiter. Und gebraucht wird der MTF regelmäßig. 2016 leisteten die Zerbster Kameraden 139 Einsätze (2015: 136). Das sei rund ein Drittel der 473 Einsätze, die alle Wehren in der Einheitsgemeinde Zerbst absolviert haben. Im Schnitt rückte die Wehr mit 17 Kameraden aus. „Das klingt erstmal wenig, aber so wenig ist das gar nicht“, meinte Schneider. Es habe einige Einsätze mit zwei Kameraden gegeben, beispielsweise Türöffnungen, bei denen keine Eile geboten sei. Das ziehe den Schnitt nach unten. „Wir können sagen, dass wir 2016 immer als Zug aus der Wache gefahren sind“, so Schneider. „Und das ist eure Leistung. Danke, dass ihr immer wieder alles stehen und liegen lasst und kommt, wenn wenn der Rufmeldeempfänger euch ruft“, sagte er an seine Truppe. 53 Minuten dauere ein Einsatz im Schnitt. Rechne man das um, ergeben sich 87 Tage, welche die Ortswehr Zerbst im Einsatz war, „und das nebenbei“, betonte Steffen Schneider.

Mehr als respektabel sei die durchschnittliche Rüstzeit von 11,61 Minuten. Innerhalb von 12 Minuten muss die Wehr vor Ort sein. „Wir haben diese Durchschnittszeit erreicht, obwohl auch die Zeiten von Einsätzen in den anderen Ortschaften mit langen Anfahrtswegen und Nachalarmierungen mit eingerechnet worden sind“, betonte er.

Die 139 Einsätze gliedern sich in 85 Brände und 54 Mal technische Hilfeleistungen auf. Die Brandeinsätze unterteilen sich in zwei Großbrände, sieben Mittelbrände, 34 Kleinbrände und 42 Fehlalarmierungen durch Brandmeldeanlagen. Letztere haben sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. Die Ursache sieht der Wehrleiter in der Vorschrift, dass in allen privaten Wohnungen nun Brandmelder installiert seien. Dort habe es nun zahlreiche Fehlalarmierungen gegeben. Damit werde man sich auch künftig auseinandersetzen müssen.

Die Großbrände haben sich am 19. Mai in Tochheim am Elbufer und in Grimme am 31. August ereignet. In Tochheim brannten angeschwemmte Baumstämme, in Grimme mehrere Hektar Wald.

Bei den Mittelbränden erinnerte Schneider an einen Garagenbrand, den Brand der Lagerhalle der Anhalt-Bitterfelder Kreiswerke in Straguth und den Brand des Ödlandes bei den Solaranlagen des Energieparks bei Zerbst. Zu den Kleinbränden zählten vor allem Containerbränden, aber auch ein Schornsteinbrand in Steutz und zwei Bodenbrände im Zerbster Waldfrieden. Technische Hilfe leisteten die Kameraden unter anderem bei einer Ölspur, die mehrere Kilometer durch den Ankuhn und Zerbst verlief. Hinzu kamen 21 Türöffnungen und 15 Unwettereinsätze.

Neben zahlreichen Beförderungen kann der Wehrleiter an diesem Abend noch Jürgen Schollbach gratulieren. Der stämmige Mann, der oft die Versorgung der Kameraden an den Einsatzstellen organisiert, geht unter dem tosenden Applaus der Kameraden nach vorn und nimmt die Würdigung für 40 Jahre im Dienst der Feuerwehr entgegen.

„Was für mich sehr wichtig ist, dass wir ohne größere Blessuren das Jahr überstanden haben und jeder von euch wieder wohlbehalten nach Hause gehen konnte“, sagte Schneider. Er dankte den Kameraden für ein ausgefülltes Jahr und schließt: „Ich kann mich auf euch verlassen, und das ist ein absolut wunderbares Erlebnis, das ich immer wieder gern mit euch teilen möchte.“