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Flüchtlinge Sechs Kulturen unter einem Dach

Landrat Uwe Schulze (CDU) besichtigte am Mittwoch das neue Kinderheim in Köthen für Flüchtlinge. Es wurden 176.000 Euro investiert.

Von Nadin Hänsch 11.05.2017, 05:00

Köthen/Zerbst l „Es war nur eine Notlösung“, sagte Klaus Roth gestern in seiner kleinen Ansprache zur Eröffnung des neuen Kinderheims in Köthen. Damit bezog sich der Geschäftsführer der St. Johannes GmbH, die die Einrichtung als Leistungsanbieter in der Jugendhilfe für den Landkreis betreibt, auf die Unterbringung alleinreisender minderjähriger Flüchtlinge in Bobbe (Gemeinde Osternienburger Land).

Am Mittwoch besuchte Landrat Uwe Schulze (CDU) das neue Heim für jugendliche Flüchtlinge, die ohne Familie nach Deutschland gelangt sind, um das Objekt der Öffentlichkeit vorzustellen.

„Der Standort in der Quellendorfer Straße in Köthen wurde gewählt, weil eine nachhaltige Integration im ländlichen Bobbe nur schwer umsetzbar ist und das soziale Umfeld sowie die Infrastruktur einer Stadt mehr und bessere Möglichkeiten bieten“, so Schulze.

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld hat im vergangenen Jahr ein in seinem Eigentum befindliches und leer stehendes Gebäude saniert und zum Kinderheim hergerichtet. Seit kurzem ist das Haus nun von 17 ausländischen Jugendlichen aus sechs Ländern, die zuvor in Bobbe untergebracht waren, bezogen. Das Kinderheim hat eine Kapazität von 20 Plätzen. Auch sollen zukünftig ambulante Jugendhilfeleistungen angeboten werden.

In Zukunft soll die Einrichtung auch für deutsche Kinder und Jugendliche genutzt werden, sieht der Landkreis vor. Ein gemischtes Heim befürwortete auch der Geschäftsführer der St. Johannes GmbH. Es sei sinnvoll, weil die deutsche Kultur nur gelernt werden könne, wenn man sie lebe, so Roth.

Insgesamt wurden in des Objekt 176.000 Euro vom Landkreis investiert. Damit ist das Kinderheim eine von insgesamt zehn Unterbringungsmöglichkeiten für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge im Landkreis. 94 Jugendliche sind derzeit in diesem Gebiet untergebracht. „Wir haben fast zu 100 Prozent männliche Jugendliche“, sagte Peter Grimm, Jugendamtsleiter, der ebenfalls vor Ort war. Nur zwei Mädchen seien unter den Flüchtlingen. „Seit Beginn der Flüchtlingswelle wurden 280 solcher Jugendlichen im Landkreis untergebracht, die mit Erlangen der Volljährigkeit oder durch eine Familienzusammenführung die Einrichtungen wieder verlassen haben.“

Eine der zehn Unterbringungsmöglichkeiten für solche Kinder und Jugendliche ist das Albert Schweizer Familienwerk in Zerbst. „Dort werden drei minderjährige Flüchtlinge aus Syrien und Afghanistan betreut“, erklärt Christian Neumann, Flüchtlingskoordinator der Stadt Zerbst auf Nachfrage der Volksstimme. Insgesamt leben in der Stadt 169 Asylsuchende. Das seien jedoch überwiegend Familien. „25 Zuweisungen für die Unterbringung im Bereich Zerbst sind noch in dieser Woche geplant“.