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Gebäude Hoffnung für die Toberentz-Villa

Die zugemüllte und durch dichtes Strauchwerk kaum zu erkennende Villa an der Dessauer Straße in Zerbst ärgert viele Bürger.

Von Thomas Kirchner 29.03.2019, 00:01

Zerbst l Müll, Plastik, Flaschen, Gestrüpp wie am Dornröschenschloss und Exkremente wohin das Auge blickt. Die Villa der Kaufleute Toberentz in der Dessauer Straße zwischen Klinik und Supermarkt ist kein schöner Anblick – und das seit Jahren. „Das ist kaum mehr zu ertragen“, erzählt ein Leser am Telefon, dessen Namen nicht genannt werden soll. Müll, Müll und nochmals Müll sei rings um die Villa verstreut, „von dem Gebäude selbst ganz zu Schweigen“.

Und da steht er nicht allein. Regelmäßig melden sich Anwohner in der Lokalredaktion, die die Zustände rund um die eigentlich doch ganz imposante historische Gründerzeitvilla monieren. „Regelmäßig suchen in dem Haus Wohungslose Zuflucht, die ihre Notdurft dann im Freien rund um das Haus verrichten“, schildert der Anwohner.

Genervt sind aber nicht nur die Nachbarn. Auch Steffen Schneider, Ortswehrleiter der Zerbster Feuerwehr, teilt den Ärger der Anwohner, Besucher der Klinik oder Kunden des Supermarktes. „Immer wieder machen sich die Wohnungslosen ein Feuerchen in der Villa um sich Kaffee, Tee oder Suppe zu kochen“, sagt Schneider, zuletzt am 29. Januar gegen 17 Uhr – einem Sonntag.

Das Material, was die Männer dort anzünden, sei natürlich nicht immer trocken. „Dadurch kommt es zu einer starken Rauchentwicklung“, erläutert der Ortswehrleiter. Passanten und Anwohner glaubten dann natürlich, dass es brenne und verständigten völlig richtig die Feuerwehr.

„Immer wieder wird die Villa als Unterschlupf genutzt und Feuer gemacht, was am Ende die Kameraden auf den Plan ruft“, ärgert sich Schneider. Mitte September vorigen Jahres war das beispielsweise ebenso der Fall, als zwei Obdachlose eine Feuer entzündet hatten, um sich nach eigenen Angaben einen Kaffee zu kochen.

„Die Lagerfeuer holen im Schnitt 20 Kameraden von ihren Familien zum Einsatz und das bereits vier Mal“, so Schneider. Bei dem Einsatz Ende Januar hatte Steffen Schneider wiederholt die Polizei zu Hilfe gerufen. Gemeinsam sprachen sie dem Wohnungslosen einen Platzverweis aus. Wirkung zeige das allerdings nicht wirklich.

Der Verkauf der Villa war in den vergangenen Jahren immer wieder gescheitert. Sie gehört einer Erbengemeinschaft mit mehr als 20 Personen. Doch jetzt gibt es Hoffnung für das historische Gebäude. „Der Notartermin steht unmittelbar bevor. Ich habe bereits eine Vollmacht, um beispielsweise bei widerrechtlichem Eindringen Anzeige zu erstatten“, erklärt ein Zerbster Investor, der die Villa auf Vordermann bringen will.

Zu erkennen geben wolle er sich allerdings erst, wenn alles unterschrieben und perfekt sei, sagte er am Telefon im Gespräch mit der Volksstimme. „Dann werde ich mich auch zu meinen Plänen äußern.“ Das gelte auch für zwei weitere stark sanierungsbedürftige Wohnhäuser in Zerbst, die er gerade erwirbt.

„Bis 1945 gehörte das große Gebäude zur Dampf-Wäscherei Ernst und Johannes Toberentz, die die Villa in den 1930er Jahren auch bewohnten“, weiß Zerbst-Kenner Helmut Hehne aus der langen Vergangenheit des historischen Gebäudes zu berichten. Vor der Wende habe die Villa zum VEB Dienstleistungskombinat mit Wäscherei und eigenem Kesselhaus gehört. Auch die Peitschenfabrik von Johannes Becherer habe sich dort einmal befunden.