Geburtstag Landtags-Katharina wird 85 Jahre alt
Zu ihrem 85. Geburtstag gab Margrit Weimeister aus Deetz einen großen Empfang. Viele ehemalige Weggefährten kamen.
Deetz l Rund 40 Gäste begrüßte Margrit Weimeister zu ihrem 85. Geburtstag. Einen Empfang gab die ehemalige Landtagsabgeordnete im Jugendbauernhof. In einer kleinen Rede erinnerte sie an ihr Leben. 1933 in Zerbst geboren, erlebte sie als Kind Krieg und die Folgen. Sie könne sich noch daran erinnern, wie das elterliche Haus durch Bomben zerstört wurde, sagte sie.
Sie wisse was Krieg bedeutet und wollte immer verhindern, dass es wieder zu einem Krieg komme. 1953 zog sie nach Deetz. Sie arbeitete in der Landwirtschaft. Als Agraringenieurin lag ihr immer die Landwirtschaft am Herzen.
Nach dem Mauerfall gehörte sie dem ersten Landtag Sachsen-Anhalts an. „Wir wussten damals nicht, worauf wir uns einlassen“, erinnert sie sich gern an die Jahre im Landesparlament zurück. Ihr Ziel in der Landespolitik sei es immer gewesen, sich für die Verständigung der Völker einzusetzen. Die Kriegserfahrungen wirken bei ihr bis heute nach.
Ein freies Europa, in dem sich die Menschen begegnen und frei bewegen können, sei ihr Anliegen gewesen. Allerdings seien die ersten Jahre im Landtag sehr anstrengend gewesen. In Rekordzeit mussten die Parlamentarier Gesetze beschließen.
„Wir haben in den ersten Jahren 200 Gesetze beschlossen“, sagt CDU-Landesparteichef Thomas Webel. Viele davon seien von Niedersachsen abgeschrieben worden, schiebt er nach. Mitunter hatte die Landesverwaltung sogar vergessen, das Wort Niedersachsen aus dem Gesetzestext zu streichen, gibt er einen Kalauer zum Besten.
Die erste große Herausforderung sei allerdings die erste Kommunalreform gewesen, erinnert er anschließend. Damals sei es Margit Weimeister gelungen, den Wörlitzer Winkel in den Landkreis zu holen. Das habe niemand vorher für möglich gehalten, lobt er öffentlich.
Die Deetzerin stand damals bereits für ihre Heimatstadt Zerbst ein. „Landtags-Katharina“ sei ihr Spitzname im Landtag gewesen, erinnert eine Weggefährtin. Immer habe sie sich öffentlich für Zerbst eingesetzt.
Gern gibt sie das Lob zurück. Allerdings hält sie auch mit Kritik an ihrem Ehrentag nicht zurück. „Ich bin nicht immer mit allem einverstanden, was ihr so macht. Aber ich bleibe euch treu“, ruft sie Parteichef Thomas Webel zu. In Deetz hat sie die CDU zu einer starken Ortsgruppe gemacht, sagt anschließend der CDU-Landtagsabgeordnete Dietmar Krause. Als sie noch im Landtag die Interessen der Bürger vertreten hat, war Krause als Kreisgeschäftsführer der CDU tätig. „Sie waren immer sehr loyal“, erinnert sie sich.
Er könne sich für die Parteiarbeit in Deetz nur bedanken, gibt er gern zurück. In der Ortschaft fahre die CDU immer mit die besten Wahlergebnisse ein, sagt er.
Nach ihrem Rückzug aus der Landespolitik und dem Beginn des Renten- alters hat sich Margrit Weimeister neu orientiert. Sie gründete den Jugendbauernhof in Deetz. Die Einrichtung sollte ihre Lieblingsthemen miteinander verbinden: Landwirtschaft und der Austausch von Jugendlichen in Europa kombiniert die Einrichtung erfolgreich seit vielen Jahren.
Sie könne sich noch erinnern, wie sie mit Hände Arbeit und der Hilfe vieler Jugendlicher aus anderen Ländern den Jugendbauernhof mit aufgebaut habe. „Hier können sie sehen, was man mit einer Rente so alles machen kann“, sagt sie.
Heute ist die Jugendeinrichtung in Deetz sowie im Landkreis fest etabliert. Viele Kinder und Jugendliche besuchen jährlich den landwirtschaftlich geprägten Ort und lernen dort viel über die heutige Landwirtschaft. Für die Landwirtschaft hat sie sich auch immer eingesetzt. Den Verkauf von Ackerland an große Unternehmen lehnt sie nach wie vor ab. „Das hätte Sachsen-Anhalt nicht zulassen dürfen“, sagt sie. In anderen Ländern sei von Seiten der Politik viel mehr darauf geachtet worden, dass mit dem Ackerland nicht spekuliert werde, sondern dass die Bauern vor Ort das Land behalten und auch bewirtschaften.
Für ihr Engagement ist Margrit Weimeister vielfach mit den höchsten Ehrungen der Bundesrepublik und des Landes ausgezeichnet worden. Ihre Stimme hat noch immer Gewicht, zeigt die Gästeliste. Neben dem Landesparteichef kamen auch die Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch und der ehemalige Ministerpräsident Christoph Bergner nach Deetz.
