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Gericht Befragung bringt keine neuen Fakten

Der "Nuthaer Feuerteufel" beschäftigt das Dessauer Landgericht länger als geplant. Weitere Zeugen sollen zu den Bränden gehört werden.

Von Andreas Behling 13.09.2018, 23:01

Dessau/Zerbst l Der Prozess gegen einen 25 Jahre alten Angeklagten, der sich vor der 7. Strafkammer des Landgerichts Dessau-Roßlau wegen Brandstiftung in drei Fällen verantworten muss, reicht mittlerweile bis in den November 2018 hinein. Die nächsten Fortsetzungstermine – begangen worden sein sollen die Taten zwischen Januar und Juni 2016 – finden am 1. und 16. Oktober sowie am 6. November statt. „Ich möchte zunächst die Zeugen auf polizeilicher und feuerpolizeilicher Ebene hören“, sagte der Vorsitzende Richter Johannes Becker.

Sein Vorhaben – Verteidiger Benedikt Mick hat ebenfalls noch eine Zeugenvorschlagsliste vorbereitet – ist mit ein paar Schwierigkeiten verbunden. Eine in Leipzig wohnende Kriminalistin ist nach einer Operation im Fußbereich gegenwärtig gesundheitlich so beeinträchtigt, dass sie nur ins Gericht kommen kann, wenn eine geeignete Transportmöglichkeit zur Verfügung steht. Dies immerhin scheint machbar. „Wir werden dann sehen, ob Krücken oder ein Rollstuhl zum Einsatz kommen. Wir sind auf alles eingestellt“, meinte der Vorsitzende optimistisch.

Desweiteren will sich das Ordnungsamt der Stadt Zerbst um die damaligen Einsatzpläne der Freiwilligen Feuerwehr Nutha, zu deren Einsatzteam der Angeklagte gehörte, kümmern. Der Richter schilderte in dem Zusammenhang, dass es inzwischen schwierig wird, an bestimmte Telefonnummern zu gelangen. Ihm sei bei einem Anruf gesagt worden, dass sich ja jeder am anderen Ende des Hörers als Jurist ausgeben und irgendwelche Auskünfte verlangen könne. Aus Gründen des Datenschutzes werde man die aber auf dem fernmündlichen Weg nicht herausgeben. Es sei schon eine identifizierbare E-Mail oder ein Fax notwendig.

Am aktuellen Verhandlungstag wurde lediglich ein Kriminalhauptmeister gehört, der mitwirkte, als das Auto des Angeklagten auf dem Parkplatz seiner Arbeitsstelle durchsucht wurde, wobei auch ein Brandmittelspürhund hinzu gerufen worden war. „Es waren da viele Kollegen an dem ungeplanten Einsatz beteiligt. Allerdings lag ein richterlicher Beschluss vor. Ich selbst hatte mich spontan bereit erklärt, da mitzufahren“, sagte der Beamte. Allerdings konnte er kaum mit ganz konkreten Erinnerungen aufwarten. Zum Beispiel wusste er nicht mehr, um welche Auto-Marke es sich handelte.

„Ich habe im Berufsalltag sehr viel mit Fahrzeugen zu tun“, erklärte sich der Zeuge dazu. Zu den gesicherten Spuren – diese kommen in abgedichtete Aluminiumbehälter, damit sich eventuell anhaftende Substanzen nicht verflüchtigen – habe indes eine Flasche mit Grillanzünder gehört. „Ich weiß aber nicht mehr, ob die voll oder leer war.“ Im Übrigen sei es nicht so, dass nach der Übersendung des Spurenprotokolls ans Landeskriminalamt Sachsen-Anhalt ihm die Ergebnisse der Untersuchung zur Kenntnis gegeben werden. Das sei nicht zwingend.

Dass es eine größere Brandserie gegeben habe – Flammen loderten an Strohballen, einem Imker-Wagen sowie in einem Waldstück und verursachten einen Schaden von knapp 30.000 Euro –, sei ihm bekannt gewesen. Weil Zerbst mit seinem Umland jedoch nicht zu seinem Bereich gehörte, habe es ihn nicht gekümmert, über wen da als Tatverdächtiger gesprochen wurde.