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German Stuntdays Biker überlisten die Schwerkraft

Waghalsige Sprünge und akrobatische Balanceakte begeistern rund 2500 Besucher bei den 10. German Stuntdays auf dem Zerbster Flugplatz.

Von Daniela Apel 10.07.2016, 14:13

Zerbst l Der satte Klang aufröhrender Motoren liegt über dem Flugplatz. Bremsspuren zieren die alte Landepiste. Es riecht nach Gummi und qualmenden Reifen. Waghalsige Freestyler absolvieren mit ihren schweren Maschinen akrobatische Höchstleistungen. Fasziniert beobachten die vielen Zuschauer das eindrucksvolle Geschehen.

Gemeinsam mit Sohn Max steht Erwin Schleinitz an der Absperrung. Nur wenige Meter trennen die beiden von den Stuntfahrern, die scheinbar mühelos ihre schweren Maschinen beherrschen. Ihre Kluft verrät, dass sie ebenfalls mit dem Motorrad gekommen sind. Allerdings eben nur, um die tollen Kunststücke mit der Kamera einzufangen. „Wir sind nicht krank genug dazu“, bemerkt der Dessauer schmunzelnd.

Ein bißchen verrückt sei er schon, gibt Tommy Schubert zu. Der 28-Jährige ist erst Trial gefahren, bevor er bei den German Stuntdays im sportlich positiven Sinne infiziert wurde und sich eine „Stuntkarre“ zulegte. Mindestens zweimal die Woche trainiert der Bundeswehrsoldat. Den meisten Spaß bereitet ihm das Fahren auf dem Hinterrad. Wheelie heißt der Trick, der bei den Könnern so leicht ausschaut. „Verletzt habe ich mich bis jetzt noch nicht, alles nur blaue Flecken“, verrät der Leipziger.

 „Die Schutzkleidung ist ganz wichtig“, betont Mai-Lin. Daneben bedarf es Ausdauer, Balance und Mut „und man muss fleißig trainieren“, listet die 30-Jährige die Voraussetzungen für ihre Lieblingsbeschäftigung auf. „Aus meinem Hobby ist mein Traumberuf geworden“, erklärt das blonde Stunt-Girl aus Hamburg, das längst für Aufnahmen in Film und Fernsehen gebucht wird. „Ich habe es bei den Jungs gesehen und wollte das ebenfalls können“, erzählt Mai-Lin.

„Unter den über 100 Teilnehmern sind erstmals drei Stuntfrauen“, sagt Christian Büttner. Nicht nur aus ganz Deutschland sind die Motorradkünstler angereist, auch Teams aus Russland, Dänemark, England, Irland, Holland oder Kroatien haben ihre Zelte im Fahrerlager aufgeschlagen. „Es gibt keine vergleichbare Veranstaltung in Europa“, bemerkt der Organisator.

Zum 7. Mal finden die German Stuntdays in Zerbst statt. Es ist die zehnte Auflage des Events, das im brandenburgischen Briest damals seine Premiere erlebte. Der hiesige Flugplatz jedoch sei ideal, so Büttner. „Die Größe ist das Entscheidende. Die Stunter brauchen Raum. Hier können sie einen Kilometer rückwärts rollen“, erklärt er.

Das nutzen die Stunter aus, die längst zu einer großen Familie zusammengewachsen sind. Gegenseitig schauen sie sich Tricks ab und geben sich Tipps, wie Tommy Schubert bestätigt. „Die vielen Nationalitäten kommen miteinander klar, es gibt keine Berührungsängste“, sagt seine Freundin Mercedes Jülke. Von der Absperrung aus beobachtet sie ihren Tommy. „Ich bin stolz auf ihn, fiebere aber auch mit, dass alles klappt“, gesteht sie.

Unterdessen treffen immer mehr Zuschauer ein, zwischenzeitlich staut sich auf kurzer Strecke sogar der Verkehr an der Flugplatzzufahrt zwischen Zerbst und Dobritz. Alle Generationen sind im Publikum vertreten. Auf rund 2500 schätzt Christian Büttner am Ende die Anzahl der Besucher, die ein voll gepacktes Programm mit Driftshow, Freestyle Motocross und Quad-Stunts erleben.

Zudem ist die Gebietsverkehrswacht Zerbst mit Überschlagsimulator und Gurtschlitten vor Ort. Wer mag, kann mit einer Yak-52 Kunstflüge unternehmen.

Büttner zieht letztlich ein zufriedenes Fazit: „Das ist unglaublich, das hätten wir in dieser Form nicht erwartet“, gesteht er. Es passte einfach alles. „Und es kam zu keinen schwerwiegenden Unfällen auf der Stuntfläche“, ist Büttner froh und verspricht: „Wir kommen wieder.“ Für den 8. Juli 2017 sind die 11. German Stuntdays geplant.