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Gespräch Wo drückt in Zerbst der Schuh?

Drei Landtagsabgeordnete von Die Linke waren Mittwoch auf Stippvisite beim Zerbster Bürgermeister.

Von Katrin Wurm 23.06.2016, 11:00

Zerbst l Die drei Linken-Abgeordneten aus dem sachsen-anhaltischen Landtag, Christina Buchheim, Eva von Angern und Dagmar Zoschke, gestalteten Mittwoch einen Wahlkreistag in Zerbst. Dazu gehörte für sie und die Kreistagsabgeordenete Bettina Kutz auch ein Besuch beim Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). „Wir wollen kommunale Probleme ermitteln und uns ein Bild davon machen, wie das, was im Landtag beschlossen wird, lokal wirkt“, erklärte Dagmar Zoschke, die auch im Kreistag Anhalt-Bitterfeld sitzt.

Vor allem die Wohnungswirtschaft sollte ein Kernpunkt des Gesprächs sein. Deshalb war auch Daniela Kock anwesend. Sie ist Geschäftsführerin der Bau- und Wohnungsgesellschaft Zerbst (BWZ), einer hundertprozentigen Tochter der Stadt.

Die BWZ stellt, bis auf einige andere private Vermieter, den Wohnraum für Flüchtlinge in der Einheitsgemeinde zur Verfügung. „Wir sind froh, dass wir die Flüchtlinge in der Einheitsgemeinde dezentral unterbringen kann“, sagte Bürgermeister Dittmann. „Soweit es geht, werde versucht, die Flüchtlinge, aber auch wohnungssuchende Arbeitsmigranten aus EU-Ländern, in verschiedenen Blöcken unterzubekommen, um eine Gettoisierung zu vermeiden“, sagte Daniela Kock und fügte an: „Viele wollen auch unter den Zerbster leben.“ Andreas Dittmann sagte dazu: „Auch in Zerbst wird in Bezug auf Flüchtlinge diskutiert. Das ist aber eine Phantomdiskussion. Wir haben bezogen auf die Einwohnerzahl kaum Flüchtlinge.“

Wissen wollten die Linken-Abgeordneten auch, wie barrierefrei Wohnraum in Zerbst ist. „Wir sind dabei, einige Wohnungen barrierearm umzubauen. Dabei müssen wir aber immer schauen, wo es rentabel ist. Doch barrierefreies Wohnen ist ein Thema. Wir wollen, dass die Menschen auch im Alter bei uns bleiben können“, sagte Daniela Kock. Bezahlbaren Wohnraum gäbe es in Zerbst noch. „Unsere Spanne liegt zwischen 3,74 bis 6,80 Euro je Quadratmeter kalt“, so Kock. Dagmar Zoschke wollte zudem wissen, wie gefragt hochwertiger Wohnraum sei. „Wir haben viele Familien aus sozial-schwachen Verhältnissen, die hochpreisigen Wohnraum nicht bezahlen können. Natürlich haben wir trotzdem auch hochpreisige Wohnungen. Diese sind aber nicht so gefragt, wie die bezahlbaren.“ Altersarmut sei auch in Zerbst ein Thema, weswegen günstiger Wohnraum eine Grundvoraussetzung sei, waren sich die Gesprächspartner einig.

Die stellvertretende Linken-Fraktionsvorsitzende Eva von Angern erkundigte sich zudem noch nach der Situation der Kindertagesstätten und deren Auslastung. „In der Kernstadt haben wir einen Mangel, vor allem an Krippenplätzen. Deswegen wird noch in diesem Jahr die integrative Kindertagesstätte um 15 Plätze erweitert“, so Bürgermeister Andreas Dittmann. Dittmann erklärte den Linken-Abgeordneten auch die besondere Einwohnerstruktur: „In den vergangenen Jahren haben sich in der Stadt viele Arbeitsmigranten aus dem EU-Ausland niedergelassen, vor allem aus Polen. Etwa 900 Menschen sind das. Damit hat sich unsere Stadt auch verjüngt. Die Integration klappt gut. Vor allem durch die Arbeit des Migrationsdienstes der Diakonie. Für uns als Stadt ist das eine Chance.“