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Glaskunst Sonne in die Kirche Niederlepte gemalt

Im Projekt "Lichtungen" gibt es neue Glanzstücke. Die Kirche Niederlepte hat nun insgesamt vier neue Fenster.

Von Arlette Krickau 17.05.2018, 01:01

Niederlepte l Hell, durchlässig, modern – so präsentieren sich die zwei neuen Fenster in der Kirche Niederlepte. Seit ein paar Tagen sitzen sie, wackeln nicht und zaubern viel Licht in die Dorfkirche.

„Es ist noch viel schöner als auf den Entwürfen“, ist Sylvia Rothe, Ortsbürgermeisterin von Niederlepte und Gemeindekirchenratsvorsitzende des Ortes, sichtlich begeistert. „Das Gelb und die verschiedenen Strukturen auf dem Glas – das ist alles sehr gelungen“, lobt sie.

2015 hatte sich das Projekt Lichtungen gegründet mit dem Ziel Dorfkirchen nicht nur mit neuen Fenstern und Innenraumgestaltungen zu verschönern, sondern in dem Zuge auch das Jetzt in die alten Kirchen zu holen. Dafür wurden zeitgenössische Glaskünstler gewonnen, die Entwürfe für die Kirchen machten, die in den vergangenen Jahren immer Stück für Stück umgesetzt worden. Der jüngste Schritt wurde nun in Niederlepte gemacht, wo bereits zwei kleine Fenster hinter dem Altar fertig sind und nun auch zwei weitere Fenster am Schiff gesetzt werden konnten.

Dass die Fenster eine moderne Gestaltung haben, ließ anfangs einige aufhorchen, doch die Entwürfe lösten schnell Begeisterung aus. Jetzt die ersten großen Fenster fertig zu sehen, sei besonders, sagt Sylvia Rothe. „Man hat jetzt die Sonne in der Kirche und den Blick nach außen“, schwärmt sie weiter.

Genau so sollte es werden, kann Pfarrer Albrecht Lindemann bestätigen. Nach einem Besuch des Künstlers Jochem Poensgen waren die Vorstellungen des Künstlers schnell klar. „Sein Entwurf lässt die Sicht nach außen zu. Das ist ganz bewusst so gemacht, da er das Umfeld der Kirche mit den Bäumen sehr gut fand“, berichtet Lindemann. Die Fenster werden so zu einer durchleuchteten Kunst, die je nach Außenlicht immer anders erscheint.

Jochem Poensgen ist bei weitem kein Unbekannter in der Glaskunstszene. Er entwarf schon für die St. Paul Kirche in München, die Heilige Drei- einigkeitskirche in Hamburg oder den Dom St. Peter und Georg in Bambach. Auch für St. Bartholomäi hat Poensgen bereits etwas gemacht.

Das jetzt bereits vier Fenster gesetzt werden konnten, freut alle Beteiligten. Das es letztlich so schnell ging, ist einer großzügigen Spende am Anfang zu verdanken. Wie es nun weitergeht und wann die anderen vier Fenster gesetzt werden können, kann man derzeit nicht genau sagen. Erst muss wieder Ausschau nach Fördergeldern gehalten werden.

Rund 50.000 Euro konnten bisher mit Spendern, Fördermitteln und Unterstützung des Landkreises zusammengetragen werden. Mit dem Geld konnten die jetzigen vier Fenster umgesetzt werden und es folgen noch dringend erforderliche Putzarbeiten innen wie außen.

Das Niederlepte in das Projekt Lichtungen kam, ist eigentlich ein Glücksfall für die Kirche, meint die Ortsbürgermeisterin. „Die alten Fenster waren aus der Nachkriegszeit und schon sehr in die Jahre gekommen. Definitiv hätte das Glas neu eingekittet werden müssen, ob das die dünnen, teilweise maroden Hölzer noch mitgemacht hätten ist fraglich“, meint sie. „Es kam zur rechten Zeit.“

Das bestätigen auch die Glaser. Eine Firma aus Quedlinburg, die auf die Anfertigung von Bleiglasfenstern spezialisiert ist, setzte die beiden großen Fenster mit drei Leuten an einem Tag ein. „Etwa zwei Wochen braucht ein Fenster in der Anfertigung vom Schablonieren, Zuschnitt, Muster bis zum Verbleien“, sagt Glaser Steffen Schrader. Mit dem Künstler Jochen Poensgen arbeitet die Firma häufiger zusammen. „Wer sich ein klein wenig mit Glaskunst beschäftigt, kann deutlich den Poensgen-Entwurf sehen“, ist er sich sicher. Poensgen sei ein sehr genauer und gewissenhafter Künstler, der mehrmals den Ort, an dem seine Fenster gesetzt werden sollen, besucht, um alle Lichtmöglichkeiten und damit Wirkungen mit in den Entwurf einfließen lassen zu können.

Wer sich selbst ein Bild der Fenster machen will, kann jederzeit nach Niederlepte fahren. „In unserem Schaukasten an der Kirche hängen Telefonnummern. Wir kommen dann gern und öffnen die Kirche“, sagt Sylvia Rothe.