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Heimat Rätselfoto erzählt von reger Bautätigkeit

Die Zerbster Mühlenbrücke zwischen Fuhrstraße und Brüderstraße wurde beim Heimatfotorätsel gesucht. Viele Zerbster erkannten ihre Heimat.

Von Daniela Apel 23.04.2017, 03:00

Zerbst l „So ein altes Foto kenne ich noch gar nicht von der Ecke – bin dort aufgewachsen“, ordnet Ina Morgenstern die Schwarz-Weiß-Aufnahme völlig richtig ein. „Das ist die Mühlenbrücke zwischen Fuhrstraße und Brüderstraße“, weiß sie sofort, wo der Fotograf einst auf den Auslöser seiner Kamera gedrückt hat. „Ich habe es nur an der Dachspitze der Trinitatiskirche erkannt“, gesteht derweil Marina Bönisch und gibt zu, dass sie lange überlegt habe. „Ich tippe, dass das Foto Ende der fünfziger Jahre entstanden ist“, meint die Zerbsterin mit Blick auf die bereits stehenden Wohnblöcke im Hintergrund, wo ein Bekannter aufgewachsen sei.

Diese Datierung teilt Werner Schmidt. Der 87-Jährige weiß einiges zu der gesuchten Gegend zu berichten. Auf der linken Straßenseite habe der Bauingenieur Ade mit seiner Familie gewohnt, davor habe sich ein Kolonialwarengeschäft befunden, beginnt er aufzuzählen. Dabei vergisst er nicht das Gemüsegeschäft von „Opa Genth“ zu erwähnen. Gegenüber existierten einst gleich zwei Bäckereien sowie der Laden von „Schuh Kilz“, beschreibt Werner Schmidt.

Der Zerbster kann sich auch deshalb so gut an die Situation in der oberen Mühlenbrücke erinnern, weil er als Tischler an den Neubauten in der Brüderstraße tatkräftig mit Hand angelegt hat. „Ich bin da drin gewesen“, denkt er an das Einpassen der Fenster zurück.

Auch zur heutigen Fuhrstraße hin entstanden Anfang der sechziger Jahren nach dem Abriss der noch vorhandenen Bebauung moderne Wohnblöcke. Denn der Luftangriff auf die Stadt am 16. April 1945 hatte im Bereich Brüderstraße schwere Schäden angerichtet. Werner Schmidt war damals gerade 15. In einem Panzergraben vor dem Heidetor suchte er Schutz vor den Bomben. Zuvor ist er als einer der letzten vom 13. auf den 14. April als Beobachter auf dem Turm der Nicolaikirche gewesen, erzählt der 87-Jährige.

Lothar Platte aus Schora kann den auf Celluloid gebannten Ausschnitt auch zuordnen. Von 1962 bis 64 besuchte er die Berufschule in Zerbst, wo zu jener Zeit „Aufschwung“ geherrscht habe, bezieht er sich auf die rege Bauaktivität. Im Zuge dessen sei auf der Breite eine Bombe gefunden worden, entsinnt sich Lothar Platte.

Andreas Indenbirken ist sich nach kurzem Blick auf das historische Foto ebenfalls sicher, dass es sich um die Mühlenbrücke handelt, die als Sackgasse auf die B 184 einmündet, bevor sie auf der anderen Seite der Bundesstraße ihre Verlängerung bis hin zur Breite erfährt. Die Lösung verrieten ihm die „markanten Balkons“ an dem Wohnblock der Brüderstraße, verrät der Zerbster. Zu guter Letzt fällt ihm noch ein, dass sich dort an der Einmündung zur Salzstraße zu DDR-Zeiten der Intershop befand.

Jürgen Schmidt, Wolfgang Dompke und Detlef Teßmann aus Zerbst ergänzen die Liste der Anrufer, die das Heimatfotorätsel in dieser Woche gelöst haben. Bereitgestellt wurde die Aufnahme übrigens dankeswerterweise vom Zerbster Siegfried Barucker.

Über den verlosten Sachpreis darf sich Werner Schmidt freuen. Der Gewinn kann ab Dienstag täglich ab 9 Uhr in der Redaktion der Zerbster Volksstimme, Alte Brücke 45, abgeholt werden.