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Heimaträtsel Den Blasebalg der Orgel getreten

„Kirche von Bias“ lautete die Lösung beim Heimatfotorätsel in dieser Woche.

Von Daniela Apel 06.11.2016, 02:30

Zerbst l „Das ist die Kirche in Bias“, löste Marten Lochow das Heimatfotorätsel als erster richtig. „Ich wohne direkt daneben“, verriet der 13-Jährige, weshalb er das Motiv sofort erkannte. „Der Turm ist etwas spezieller mit den Uhren und den Doppelfenstern“, erläuterte Detlef Teßmann. Da der Zerbster dort täglich vorbeifährt, wusste er gleich, in welchem Ort sich der gesuchte Sakralbau befindet.

„Das Bild hat meinen Forschergeist angestachelt“, gestand Siegfried Schellin aus Güterglück. Immerhin gebe es mehrere Backsteinkirchen in der Umgebung. Seine Recherchen bestätigten allerdings seine vorherige Vermutung, dass es sich um das Biaser Gotteshaus handelt. „Ich kenne die Kirche aus meiner Zeit bei der Verwaltungsgemeinschaft“, berichtete Schellin von den Arbeitseinsätzen auf dem dortigen Friedhof und an der Trauerhalle.

„Der Zaun hat mich auf die Lösung gebracht“, verriet indes Sigrid Mazur aus Wertlau. Dieser ist bis heute vorhanden, zumal die Entstehung der Aufnahme noch gar nicht so lange her ist. 1994 drückte Fotograf Wolfgang Kirchhoff auf den Auslöser der Kamera und fing das Motiv ein, an dem sich seither kaum etwas verändert hat.

Inzwischen ist das Kirchenschiff mit roten Ziegeln eingedeckt. Ursprünglich sei das Dach aus Schiefer gewesen, erinnerte sich Wolfgang Dompke, der bis Ende der fünfziger Jahre in Bias wohnte. Zu DDR-Zeiten habe es das Naturmaterial nicht gegeben, weshalb Schäden mit normalen Dachpfannen ausgebessert wurden, berichtete er von gelben Stellen. Zu seiner Zeit habe es auch noch nördlich der Kirche Gräber gegeben. „Später wurde das alles glatt geschoben.“ Selbstverständlich weilte Wolfgang Dompke damals öfter mal in der Kirche – allerdings nicht zwingend zum Gottesdienst. „Als junge Bengels sind wir reingeschlichen und auf den Turm raufgeklettert“, schildert er, wie sie im Gotteshaus „rumgestromert“ sind und den Blasebalg der Orgel getreten haben.

Für die Biaserin Marga Gäding stellte das Heimatfotorätsel ebenfalls keine Herausforderung dar. Die frühere Erzieherin erzählte, wie sie mit ihren Schützlingen einst das Thema „Türen und Fenster“ behandelte. „Der Höhepunkt war das Eingangsportal unserer Kirche“, erwähnte sie das eindrucksvolle Mosaik – die farbigen Steinchen fügen sich zum Christusbild zusammen.

Es ist vergleichsweise jung wie die ganze Kirche, die 1894 im neugotischen Stil errichtet wurde, wie Oberkirchenrat i.R. Dietrich Franke wusste. Franz Büttner Pfänner zu Thal hätte in seinem Werk „Anhalts Bau- und Kunstdenkmäler“ sogar von der „schönsten Dorfkirche des Landes“ geschwärmt. Das Gotteshaus hatte übrigens einen Vorgängerbau, der bereits 1215 erwähnt wurde.

Unter allen Teilnehmen wurde wieder ein Sachpreis verlost. Den Gewinn kann sich Marten Lochow aus Bias werktags ab 10 Uhr in der Lokalredaktion der Volksstimme abholen.