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Hobby Wenn die Beatles aus dem Dudelsack tönen

Holger Bressel hat ein seltenes Hobby: Er liebt das improvisierte Spiel auf dem Dudelsack.

Von Daniela Apel 14.12.2015, 06:00

Zerbst/Walternienburg l Die Augen von Holger Bressel leuchten, wenn er von seinem besonderen Hobby erzählt. Seit einigen Jahr spielt der Walternienburger begeistert Dudelsack. „Ich wollte schon immer ein Instrument erlernen“, verrät er. Schmunzelnd schildert der 49-jährige Familienvater, wie er sich relativ erfolglos an der Gitarre probierte.

Das von Kleinauf hat bestehende Interesse für das Mittelalter sollte ihn als Erwachsenen zu den Sackpfeifen führen. „Als Kind habe ich Ritterbücher verschlungen“, schaut Holger Bressel zurück. Später schlüpfte er selbst in glänzende Rüstungen und war auf vielen mittelalterlichen Märkten und Spektakeln unterwegs. Die dort zu hörende Musik faszinierte ihn. „Ein Freund aus dem Weserbergland hat mir dann meinen ersten Dudelsack gebaut.“ Er erinnert sich, dass es recht schwer war, ihm Töne zu entlocken. „Der lag dann ein paar Jahre in der Ecke.“

Im Sommer 2014 gab der gelernte Erzieher schließlich bei Steffen Fischer in Köthen, dem einzigen professionellen Dudelsackbauer in Sachsen-Anhalt, ein Instrument in Auftrag. „Er fertigt diese ganz individuell auf Wunsch an“, blickt Holger Bressel zu seinem den mittelalterlichen Sackpfeifen nachempfundenen Exemplar. Der Luftsack besteht aus Rindsleder, Pfeifen und Anblasrohr aus Nussbaum und Mooreiche, wie der Walternienburger erklärt. Er erzählt von den beiden Bordunpfeifen, die den Grundton erzeugen, und dem Spielrohr für die Melodie.

„Nach den ersten Spielversuchen wollte ich den Dudelsack in die Ecke schmeißen“, gesteht der 49-Jährige. „Wenn der Knoten aber erstmal geplatzt ist, geht es“, ergänzt er lächelnd. Die Herausforderung sei, drei Dinge gleichzeitig zu beherrschen: „Man muss blasen, drücken und die Melodie spielen.“ Wie das funktioniert, hat sich Holger Bressel selbst beigebracht. Ein paar Tipps holte sich der Autodidakt von seinem Kumpel aus dem Weserbergland und Steffen Fischer.

„Ich kann nicht nach Noten spielen“, gibt er zu. „Ich kenne aber auch niemanden, der nach Noten spielt.“ Doch gerade das ist es, was der Walternienburger an dem Holzblasinstrument liebt: „Du kannst viel improvisieren.“ Entsprechend breit gefächert ist das Spektrum der Stücke, die sich auf dem Dudelsack interpretieren lassen. Das reicht von Volksliedern über die Beatles bis hin zu AC/DC, wie Holger Bressel ausführt. Alles, was zur Tonart passe, eigne sich. „Ich mag irische Folklore und Renaissancemusik“, erklärt er. Die Berliner Band „In Extremo“, die dem Mittelalter-Rock zugeordnet wird, hört der zweifache Vater ebenfalls gern.

Zum Dudelsack greift Holger Bressel oft nach der Arbeit zum Entspannen. In der evangelischen Bartholomäischule ist er als pädagogischer Mitarbeiter und Horterzieher tätig. Dort darf er auch die Aula nutzen, „wenn ich mal intensiv proben möchte“, wie der 49-Jährige dankend anmerkt.

Gern würde er Gleichgesinnte finden, die mit ihm gemeinsam spielen – „wenn Lust und Zeit ist, ganz ohne Verpflichtungen“. Denn: „Allein spielen ist zwar schön, aber mit anderen zusammen ist es noch schöner“, sagt er.

Neben seiner Passion für den Dudelsack betreibt Holger Bressel Hobbyforschung. Der dreißigjährige Krieg hat es ihm besonders angetan. Eine direkte Beziehung zur Region gibt es da auch, stürmten doch Mansfelds Truppen 1626 Zerbst. Später wütete das Heer seines Kontrahenten Wallenstein in der Stadt. Das ist allerdings eine andere Episoden aus dem Leben des Walternienburgers, der übrigens ebenfalls in der Zerbster Kantorei singt.

Wer Kontakt zu Holger Bressel aufnehmen möchte, erreicht ihn per Email an holgerbressel@gmx.de oder über die Lokalredaktion der Zerbster Volksstimme (03923/73 69 26).