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Hochwasserschutz Kommt jetzt die große Flut?

Das Frühlingswetter in den kommenden Tagen bringt die Gefahr einer größeren Flut mit sich. Wie gut ist Zerbst darauf vorbereitet?

Von Sebastian Rose 19.02.2021, 05:00

Zerbst l „Alles freuet sich und hoffet, wenn der Frühling sich erneut.“ Schon Friedrich Schiller wusste um die schönen Seiten der Jahreszeit nach dem langen, kalten und durchaus harten Winter, wie es ihn in diesem und letzten Jahr gegeben hat.

Die Luft wird wärmer, Bäume und Pflanzen sind voller Knospen, am Wegesrand blühen wieder bunte Blumen und der ein oder andere verliebt sich glatt. „Der Frühling ist auf jeden Fall in Sicht“, weiß Thomas Hain, Meteorologe des Deutschen Wetterdienstes in Leipzig. „Normalerweise gibt es im Frühjahr ein wenig Schnee, gefolgt von Regen und hohen Temperaturen. Dies ist in diesem Jahr ein wenig anders. Eine Zwischenphase wird es wohl in den nächsten Wochen so nicht geben“, erklärt er auf Nachfrage der Volksstimme am Telefon.

„In der Region rund um Zerbst hat es noch vor wenigen Tagen um die 30 Zentimeter Neuschnee gegeben. Jetzt haben sich in den vergangenen Tagen die Temperaturen bei um die null Grad eingependelt. Ab Freitag wird es jedoch bis zu sieben Grad warm. Am Wochenende winken dann sogar Temperaturen von bis zu 15 Grad. Wenn man überlegt, dass es am letzten Wochenende noch knapp minus 20 Grad kalt war, ist das ein Temperaturunterschied von rund 35 Grad“, so Hain weiter.

Dieses Wetter begünstige das Tauen der Schneemassen aus den vergangenen Tagen. Bis zum Wochenende solle laut Hain der Schnee deswegen nahezu vollständig geschmolzen sein.

Aber was des einen Freud, ist des anderen Leid. Das sonnige Wetter gepaart mit dem Schmelzen des Schnees lässt die Pegelstände der Flüsse im Großraum Zerbst ansteigen. „Der Normalstand der Elbe in Walternienburg liegt bei ungefähr 2,38 Metern“, erklärt Hans Wink, Leiter der Zerbster Wasserwehr.

„Die letzen Tage ist der Pegelstand tatsächlich auf 3,22 Meter zurückgegangen. Jetzt, durch das Abtauen des Schnees, ist die Tendenz dann eher steigend. Eine genaue Prognose kann ich nicht geben, wie hoch der Elbpegel beispielsweise bei Walternienburg wird“, so Wink weiter. Es könne sich schlagartig ändern. Nach oben wie noch unten. „Am 11. Februar lag der Pegel zum Beispiel noch bei 4,36 Metern. Also knapp unter der ersten Gefahrenstufe.“

Die einzelnen vier Gefahrenstufen dienen der Zerbster Wasserwehr zur Klassifizierung der drohenden Flutgefahr. Die erste Gefahrenstufe ist ab 4,5 Meter Elbpegelstand erreicht. Hier erfolgen erweiterte Kontrollfahren. Ab der zweiten (5,3) bis hin zur vierten Gefahrenstufe (ab 6,4 Metern) muss aktiv gehandelt werden. „In den letzten Jahren sind viele Fördermittel in den Hochwasserschutz in der Region geflossen. Auch damit es ein zweites 2013 so schnell nicht wieder geben wird. Am Ende werden die Naturkatastrophen aber immer häufiger und heftiger“, weiß Hans Wink, der seit dem Jahr 1996 Wasserwehrleiter ist.

Im engen Zusammenspiel mit der Stadtverwaltung soll so dem Ernstfall entgegen getreten werden. Der Bauhof kümmert sich um Sandsäcke und das Verteilen, ein Evakuierungsplan wird erstellt und die Polizei wird beauftragt, Straßen zu sperren. „Allerdings gilt ab einem gewissen Pegelstand, dass der Landkreis im sogenannten Katastrophenfall involviert wird. Dort gibt es dann nochmal einen speziellen Hochwasserstab.“

Koordiniert wird der anfängliche Hochwasserstab zurzeit im Führungspunkt in der Feuerwehr in Walternienburg. Geräte und Materialien sind unter anderem auch in Bias gelagert, um im möglichen Ernstfall schnell eingreifen zu können.

„Im Moment sind wir in Alarmbereitschaft. Noch sieht alles friedlich aus. Wir sehen uns gut vorbereitet, obwohl alle Weiterbildungen auch mit der Feuerwehr zusammen coronabedingt abgesagt werden mussten“, so Wink am Ende.

Je nachdem wie viel Schmelzwasser also unter anderem in die Elbe gelangt, desto schlimmer werden die Hochwasserschäden. Ob es jedoch überhaupt nennenswertes Hochwasser gibt, ist zurzeit noch nicht zu sagen.