Hortbetreuung Bald mehr Plätze

Erfreuliche Entwicklungen und negative Nachrichten hatte der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann im Stadtrat zu verkünden.

Von Daniela Apel 29.07.2016, 11:00

Zerbst l Für die angespannte Hortsituation in Zerbst ist eine Lösung gefunden. Das teilte Bürgermeister Andreas Dittmann Mittwochabend im Stadtrat mit. Zugleich wollte er mit dieser Information „künftigen Gerüchten zur Nutzung des Verwaltungsgebäudes des Landkreises am Fischmarkt vorgreifen“.

Dort soll für 100 Kinder ein zusätzliches Hortangebot geschaffen werden, berichtete er von einer gemeinsamen Besichtigung des Objektes durch Mitarbeiter des Kreises Anhalt-Bitterfeld, des Kinder-, Jugend- und Familienwerkes der Volkssolidarität sowie der Stadt. Die Volkssolidarität ist Träger des Hortes in der Grundschule An der Stadtmauer, der über 80 Plätze verfügt – eine Kapazität, die längst nicht mehr ausreicht. Noch bis Jahresende greift eine Ausnahmegenehmigung, welche die Aufnahme von maximal 90 Mädchen und Jungen ermöglicht. Der Bedarf liegt jedoch weitaus höher.

Eine mögliche Lösung wäre ein An- beziehungsweise Neubau gewesen, den Dittmann jedoch von Vornherein ablehnte. Er begründete dies mit der Tatsache, dass ein solches Vorhaben im Gegensatz beispielsweise zur geplanten Erweiterung der Kita „Knirpsentreff“ um 15 Krippenplätze nicht förderfähig sei. Das heißt, die Kosten würden sich letztlich in den Elternbeiträgen für die Hortbetreuung widerspiegeln. Für vielleicht 40 Hortkinder die Situation zu verbessern, aber alle dafür zur Kasse zu bitten, da war er dagegen.

Auch die zwischenzeitlich ins Auge gefasste Aufstellung eines Containers an der Grundschule ist mit der jetzigen Lösung hinfällig. „Die Räume am Fischmarkt werden durch den Kita-Träger vom Landkreis angemietet“, erläuterte Dittmann. Sobald das Gebäude sozusagen bezugsfertig und nutzbar ist, werde die Hortstelle An der Stadtmauer aufgelöst, ergänzte er.

„Soweit die gute Nachricht“, kam er auf eine unakzeptable Entwicklung zu sprechen. So sei die Stadt in der zurückliegenden Woche vom Landkreis aufgefordert worden, das gemeindliche Einvernehmen zu den Entgelt- und Qualitätsvereinbarungen zwischen dem Kreis und den Kita-Trägern in der Einheitsgemeinde herzustellen.

„Die vorliegenden Vereinbarungen sind aber nicht annehmbar“, betonte der Bürgermeister. Wie er ausführte, soll unter anderem eine für den gesamten Landkreis geltende pauschalisierte Bemessung der Verwaltungskosten für die freien Träger erfolgen – ohne regionale Besonderheiten anzuerkennen. Demnach sollen fünf Prozent der Gehälter für pädagogisches Fachpersonal zu Grunde gelegt werden. „Wir hatten bislang einzeln abgesprochene Verwaltungskostenregelungen“, erklärte Dittmann.

Die vom Landkreis angedachte Pauschalisierung würde allerdings eine Mehrausgabe von jährlich 116 000 Euro bedeuten. Und das, obwohl die Verwaltungsleistungen der freien Träger in der Einheitsgemeinde sogar gesunken seien, gab der Bürgermeister zu bedenken. Immerhin erhebt die Stadt seit Januar 2016 die Elternbeiträge für die einzelnen Einrichtungen und das umfasst über 1300 Plätze. Aus diesem Grund musste mit Jahresbeginn eine halbe Stelle geschaffen werden, um die Aufgabe zu erledigen.

Die entstehenden Zusatzausgaben durch pauschalierte Verwaltungskosten müssten sich Kommune und Familien teilen. Die Kostenbeiträge für die Eltern müssten in dem Fall um mindestens zehn Prozent angehoben werden. „Was ich grundsätzlich ablehne und was, wie ich es der Diskussion im Stadtrat ja entnehmen darf, so von Ihnen ebenfalls gesehen wird“, erinnerte er an die ursprünglich angedachte Erhöhung der Kita-Beiträge, auf die letzten Endes nach umfangreicher Diskussion und in Aussicht gestellter weiterer Landeszuweisungen vorerst verzichtet wurde.

Ohne zwingenden Grund sei eine Kostenerhöhung nicht notwendig, merkte Dittmann an. „Deshalb werden wir das gemeindliche Einvernehmen schriftlich verweigern“, machte er noch einmal den Standpunkt der Stadt klar. „Alle Entgeltvereinbarungen landen damit bei der Schiedsstelle.“

Komme es dort zu keiner Einigung, müsse das Ganze vor dem Verwaltungsgericht ausgetragen werden, schilderte er die möglichen Folgen. „Eine Mehrbelastung für Familien und Kommune ohne tatsächliche logische Begründung wird von uns nicht hingenommen und zugelassen“, schloss der Stadtchef.