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Hortplätze Werden Fenster zum Problem?

Nun sollen in der Grunschule An der Stasdtmauer im Dachgeschoss 90 Hortplätze entstehen. Doch es könnte Probleme geben.

Von Thomas Kirchner 13.05.2020, 01:01

Zerbst l „Ich glaube, dass es mir gelungen ist, hier den gordischen Knoten zu durchtrennen. Mit meinem Vorschlag, als Schulträger gemeinsam mit der Hort- und Schulleitung darüber nachzudenken, was wir in der Grundschule an der Stadtmauer verändern müssen, um den Hort insgesamt in die Schule so zu integrieren, dass mehr als ein unmöglicher Kellerraum zur Verfügung steht, sind wir der Lösung sehr nahe“, sagte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) im Volksstimme-Jahresinterview zur Hortproblematik.

Der Hintergrund der damaligen Aussage: In Zerbst fehlen Hortplätze. Der Bedarf ist um ein Vielfaches höher als das Angebot – und das bereits seit mehreren Jahren. Mehrere Lösungen sind bisher an den Kosten gescheitert, sowohl der Umbau des Landkreisverwaltungsgebäudes am Fischmarkt als auch ein Neubau in der Jüdenstraße. Doch jetzt scheint tatsächlich eine Lösung sehr nahe.

Nico Ruhmer, Amtsleiter Zentrale Dienste im Rathaus, und Steffen Götz vom gleichnamigen Ingenieurbüro, haben während der letzten Sitzung des Bau- und Stadtentwicklungsausschusses die Pläne dazu vorgestellt. Um weitere 90 Hortplätze zu schaffen, soll das Dachgeschoss der Grundschule An der Stadtmauer ausgebaut werden.

Der Bürgermeister erinnerte zuvor daran, dass seit 2013 die Diskussion zur Schaffung von Hortplätzen läuft – insbesondere die Erweiterung des Hortes an dieser Grundschule. „Die rechtliche Verpflichtung liegt beim Landkreis. Dieser hat anfangs gar nichts gemacht, dann hatte er unterschiedliche Ideen, die dann auch nicht zur Umsetzung kamen. Wir haben uns dann gemeinsam mit der Schulleitung, der Einrichtungsleitung und dem Träger dazu entschlossen, uns zusammen zusetzten, um eine eigene Idee zu entwickeln“, betonte Dittmann.

Nico Ruhmer verwies anschließend darauf, dass man gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Götz versucht hat, die vorhandenen Flächen optimal zu nutzen und zu erweitern. „Wir konnten bei der Erarbeitung natürlich auf schon vorhandene Infrastruktur, wie den zweiten baulichen Rettungsweg oder Sanitäreinrichtungen, zurückgreifen“, erläuterte Ruhmer.

Bei der Erarbeitung des Raumkonzeptes und sämtlicher Ideen, was die Gestaltung betrifft, seien von Beginn an sowohl die Schulleitung, die Hortleitung, ein Brandschutzsachverständiger als auch die Denkmalschutzbehörde eingebunden gewesen. „Geschaffen werden sollen unter anderem Räume zum Musizieren, Tanzen, Bauen, Spielen, zur Entspannung, eine Bibliothek oder auch ein Kunstraum“, so Ruhmer. Mit dem Ausbau des Dachgeschosses werde eine zusätzliche Nutzfläche von etwa 230 Quadratmetern für den Hortbetrieb geschaffen – das heißt, 90 zusätzliche Plätze. „Die Kapazität würde sich so von derzeit 90 auf insgesamt 180 Hortplätze verdoppeln. Der Raum für bildende Kunst im Dachgeschoss ist derzeit ein Klassenraum. Hier erfolgt nur ein Tausch mit einem Raum im Erdgeschoss, der bereits zur Hortnutzung dient“, so der Amtsleiter.

Der Dachstuhl, der vor Jahren ausbrannte, eigne sich sehr gut zum Ausbau. „Nach dem Brandschaden wurde er saniert und ausgebaut, der Fußboden ist gedämmt, sodass die Voraussetzungen sehr gut sind“, führte Architekt Steffen Götz aus.

Zum Problem könnten der geplante Einbau von Dachliegefenstern werden. „Im Moment ist der Dachstuhl ohne Fenster. Um die neuen Räume auch mit Tageslicht ausleuchten zu können, sind eben entsprechende Dachliegefenster geplant“, erläuterte Ruhmer weiter.

Hier habe allerdings der Denkmalschutz schon sein Veto eingelegt. „Auf der Parkseite sei der Einbau nicht zulässig, war von der Denkmalschutzbehörde zu hören. Im Hinblick auf den angrenzenden historischen Turm würde dies das Gesamtbild beeinflussen. Anders sieht es auf der Hofseite aus, da könne die Stadt aus Sicht der Denkmalpfleger größere Fenster als geplant einbauen“, so Ruhmer. Hier müsse man jedoch in die Dachkonstruktion eingreifen, was bauliche und damit auch finanzielle Konsequenzen hätte. Fraglich sei auch, ob dadurch die notwendige Helligkeit erreicht werden könne. Hier sehe er noch Diskussionsbedarf.

Der geplante Einbau der Dachliegefenster steht allerdings auch im Widerspruch zur Rahmengestaltungssatzung der Stadt. „Aufgrund der dringend benötigten Hortplätze empfiehlt die Verwaltung eine Abweichung von der Rahmengestaltungssatzung hinsichtlich des Einbaus von Dachliegefenstern zuzustimmen“, bat der Rathauschef die Ausschussmitglieder, die der Bitte mit einer Nein-Stimme auch folgten. Dittmann: „Das Votum des Ausschusses ist auch ein Zeichen dafür, das wir alle gemeinsam, Verwaltung und Stadträte, hinter diesem Projekt stehen.“

Die vorläufige Kostenschätzung für den Ausbau des Dachstuhls der Grundschule zum Hort beläuft sich auf rund 1,1 Millionen Euro.