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Immobilie Landkreis verkauft Kreml

Die Villa in der Jeverschen Straße 42 in Zerbst wird verkauft. Es gibt mindestens zwei Interessenten.

Von Arlette Krickau 06.06.2018, 01:01

Zerbst l Die einstige Villa des Brauereibesitzers Lorenz Pfannenberg in der Jeverschen Straße wird verkauft. Das Gebäude, den Zerbstern besser bekannt als „Kreml“, der Sitz der früheren Kreisleitung der SED, ist derzeit Eigentum des Landkreises Anhalt-Bitterfeld.

Anfang des Jahres hatte dieser das Objekt im Amtsboten ausgeschrieben. Laut Wertgutachten vom 11. Dezember 2017 beträgt der Verkehrswert für das gesamte Grundstück etwas mehr als 180.000 Euro. Offizieller Grund des Verkaufes: „Der Landkreis plant den Verkauf besagten Grundstücks, da er es nicht mehr zur Aufgabenerfüllung benötigt“ – so die Pressestelle des Landkreises.

Derzeit sind in den Nebengebäuden der Villa die Zerbster Tafel und die Kindertafel untergebracht. „Wir als Tafel und Kindertafel haben den Verkauf selbst angeschoben“, sagt Tafel-Leiterin Ute van Tulden. Sie haben einen treuen Sponsor, der Tafel und Kindertafel seit Jahren finanziell unterstützt, der aber in der Öffentlichkeit anonym bleiben will. „Er hat angeboten, das Grundstück mit den Gebäuden zu kaufen, zu sanieren und sowohl der Tafel als auch der Kindertafel zu den bisherigen Konditionen ein gesichertes Zuhause zu geben“, erklärt van Tulden.

Nach mehrmaligem Vorsprechen habe der Landkreis ein Wertgutachten erstellen lassen und das Objekt zum Verkauf ausgeschrieben. Bei einer öffentlichen Ausschreibung kann sich natürlich jeder auf das Objekt bewerben – wichtig sind Glaubwürdigkeit in Sachen Finanzierung und vor allem ein Konzept, das zeigt, dass man sich um das Objekt kümmert. Neben dem anonymen Gönner der Tafel scheint nun aber wenigstens noch ein weiterer Mitbewerber auf den Plan getreten zu sein.

„Wir waren dann doch etwas erstaunt, als plötzlich ein Mitarbeiter der Zerbster Diakonie zum Ausmessen der Räume bei der Tafel erschien“, sagt Birgit Brandtscheit, die Leiterin der Kindertafel. Im Gespräch zwischen Mitarbeiter und Kindertafel-Chefin Birgit Brandscheidt, sollen da auch schon konkrete Vorstellungen zum Ausbau der Villa und den Nebengebäuden gefallen sein. Die Kindertafel wie auch die Tafel sollen da angeblich nicht zum langfristigen Plan gehören, nach Auffassung von Birgit Brandscheidt.

Diakonie-Geschäftsführer Dietrich Landmann bestätigte gestern das Kaufinteresse seitens der Diakonie, wollte aber zum jetzigen Zeitpunkt keine weiteren Angaben machen, da die Entscheidung noch nicht gefallen sei und man niemanden dabei beeinflussen wolle. Nur so viel: „Die Diakonie hat einen Plan und ein Konzept abgegeben.“

Seitens des Landkreises gibt es zum Verkauf keine weiteren Informationen, auch nicht wieviele Bieter es gibt, ob mit oder ohne Konzept, auf Grund der Richtlinien des Vergabeverfahrens.

Die beiden Tafel-Frauen befürchten nun, dass sie demnächst das Feld räumen müssen. „Wir haben so viel Arbeit, Mühe und Herzblut in diese Räume gesteckt, waren froh einen Investor gefunden zu haben, der auch noch die Räume für uns sanieren will, und nun könnte es sein, dass wir bald ausziehen müssen“, befürchtet van Tulden. Auch Kindertafel-Chefin Birgit Brandtscheit ist alles andere als glücklich. „Wir reden hier immerhin von Kindern, nicht von irgendwelchen Gegenständen, die man mal eben von hier nach da schiebt“, betont Brandtscheit enttäuscht. „Der Sponsor hat immer wieder bekräftigt, dass er das Objekt für uns kauft und herrichtet, so dass wir uns über Räumlichkeiten und deren Finanzierung keine Sorgen mehr machen müssen“, sagt Ute van Tulden. Die Entscheidung des Kreistages stehe zwar noch aus, aber Birgit Brandtscheit und Ute van Tulden sind der Meinung: „Falls wirklich eine Entscheidung gegen unseren Investor fällt, ist das für uns eher unverständlich“, sind sie sich einig. „Die Armen und Schwächsten müssten dann wohl weichen. Das sei keine gute Entscheidung“, befürchtet Brandtscheit.