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Integration Behinderte in einen Beruf begleiten

„Schule - was dann?“ ist ein Landesmodell, dass behinderten Jugendlichen beim Übergang zwischen Schule und Beruf unterstützt.

Von Daniela Apel 13.10.2015, 01:01

Zerbst l Um die individuelle Unterstützung beim Übergang von der Förderschule in einen Beruf geht es bei dem seit 2011 laufenden Landesmodell. Ziel ist es, behinderte Jugendliche über Orientierungspraktika an die Wirtschaft heranzuführen und im optimalen Fall auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu integrieren, wie Anke Becker erläutert. Die Teamleiterin des Integrationsfachdienstes (IFD) Wittenberg/Dessau betreut bei diesem Projekt unter anderem die Zerbster Förderschule am Heidetor, an der geistig behinderte Mädchen und Jungen sonderpädagogischen Unterricht erhalten.

„Das Projekt richtet sich an die letzten drei Abgangsklassen“, erzählt sie von den 15- bis 18-Jährigen, mit denen sie hier zu tun hat und für die sich wie für jeden Jugendlichen irgendwann die Frage stellt: Wie soll es nach der Schule weitergehen? Momentan kommt der Großteil der Schulabgänger in Werkstätten für behinderte Menschen unter, wie Anke Becker darlegt. Ein Umstand, bei dem die Politik Handlungsbedarf sieht.

Wer allerdings ein Maß an Kernkompetenzen wie beispielsweise Pünktlichkeit und Ausdauer mitbringt und auch offen auf andere zugehen kann, für den findet sich mitunter ein Nischenarbeitsplatz.

„Die Firma muss kompromissbereit sein und es braucht Mitarbeiter, die sich bemühen. Einfache und klar strukturierte Aufgaben müssen gesucht werden, so dass sich der behinderte Jugendliche gut einarbeiten kann. Auch gibt es Fördermöglichkeiten der Arbeitsagentur und des Integrationsamtes, die den Arbeitgeber wirksam unterstützen“, erklärt Anke Becker. Ein Absolvent der Geistigbehindertenschule werde keine vollwertige, flexible und universell einsetzbare Arbeitskraft ersetzen, weiß sie. Dennoch kann auch ein Mensch mit einem Handicap ein Gewinn sein.

Ein Praktikum zeigt beiden Seiten, ob es passt. „Die Schüler sollen ja auch schauen, ob der Beruf überhaupt etwas für sie wäre“, sagt Anke Becker.

Zugleich wird während des Hineinschnupperns in den Arbeitsalltag geguckt, ob sich die Jugendlichen den geforderten Fähigkeiten annähern können. „Praktisch sind die meisten gut orientiert“, erklärt die IFD-Beschäftigte. Sie erzählt von den ab Klasse 10 durchgeführten Kompetenzanalysen, ihr Hospitieren an der Schule und der engen Kommunikation mit den Klassenlehrern. Dies alles führt letztlich zur Auswahl der Jugendlichen.

„Acht Schüler wurden bislang an dieser Schule betreut“, blickt Anke Becker zurück. Diese absolvierten Praktika im Kindergarten, auf einem Pferdehof, als Hausmeister, in einer Restaurantküche, im Baumarkt, in der Garten- und Landschaftspflege sowie im Freibad. Nicht zu vergessen ist die Zwölftklässlerin, die inzwischen über eine Maßnahme der Arbeitsagentur (die so genannte „Unterstützte Beschäftigung“) an die Tätigkeit in einem Pflegeheim herangeführt wurde.

„Sie hatte Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben“, schildert Anke Becker, dass ihr deshalb für notwendige Dokumentationen eine Kollegin zur Seite gestellt wurde. Einer intensiven zweijährigen Anlernphase schloss sich nun ein zunächst befristeter Teilzeit-Arbeitsvertrag an. „Sie steht da mitten unter den Schwestern und ist ein Teil vom Team“, freut sich Anke Becker.

Und es bleibt zu hoffen, dass diesem positiven Beispiel weitere folgen. „Das Projekt ist bis 2019 festgeschrieben“, erläutert sie.

Allerdings ist eine Verstetigung der Maßnahme geplant, bei der mehrere Partner involviert sind. Die Integrationsfachdienste arbeiten hier im Auftrag des Ministeriums für Arbeit und Soziales, des Kultusministeriums, der Regionaldirektion der Arbeitsagentur Sachsen-Anhalt-Thüringen sowie des Landesverwaltungsamtes.

Weitere Informationen zum Modellprojekt „Übergang Förderschule Beruf“ findet sich auf der Internetseite des Integrationsamtes Sachsen-Anhalt unter http://bit.ly/üfb-lsa.