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Integration Zahra kämpft für ihren Traum

Zahra Amiri möchte Ärztin werden. Für ihren Traumberuf überwindet die junge Afghanin in ihrer neuen Heimat Zerbst viele Hindernisse.

Von Daniela Apel 16.07.2018, 01:01

Zerbst | Zahra Amiri lächelt. Die junge Afghanin strahlt eine wahnsinnige Zuversicht aus. Und das, obwohl ihr bereits viele Hürden in den Weg gestellt wurden. Manch anderer hätte vermutlich längst kapituliert. Die 19-Jährige nicht. Denn Zahra hat einen Traum: Sie möchte Ärztin werden. Und wer sie kennenlernt, merkt schnell, das schafft sie auch.

„Ich kann‘s nicht ändern“, sagt Zahra und stellt sich optimistisch jeder Herausforderung. Unterstützung erhält sie dabei von ihrer Mama, die sie ihre eigenen Entscheidungen treffen lässt und das schon immer. In Afghanistan, wo noch heute viele Mädchen zwangsverheiratet werden, ist eine solche Einstellung nicht selbstverständlich. „Sie hat eine tolle Familie im Hintergrund“, sagt Karin Zander, Flüchtlingsbeauftragte der Zerbster Diakonie.

Seit November 2015 ist die Rolandstadt das neue Zuhause von Zahra und ihrer Familie. Während des Krieges in Afghanistan flüchteten sie zunächst in den Iran. Doch auch dort konnten sie aus politischen Gründen nicht bleiben, weshalb sie nach Deutschland kamen und das sehr traditionell. „Nun ist sie offen und neugierig auf alles“, blickt Karin Zander zu Zahra hinüber. Deren lange dunkle Haare sind heute nicht mehr von einem Kopftuch verdeckt. „Diese Kultur passt nicht hierher, sondern nach Afghanistan“, erklärt die junge Frau, die mittlerweile fast fließend Deutsch spricht.

Die Sprache sei der Schlüssel zur Verständigung und Integration, weiß Karin Zander. Zahra konnte bei ihrer Ankunft in Deutschland nur Englisch. Und sie besaß keinen Schulabschluss. Damals war sie 16 und damit zu alt, um die Zerbster Sekundarschule zu besuchen. „Da haben wir mit dem Landesschulamt gekämpft“, erinnert sich Karin Zander an das unerwartete Problem. Über mehrere Monate zog sich das Hin und Her, bevor die Entscheidung fiel, dass Zahra sofort zur Berufsschule nach Bitterfeld muss. Die Zwischenzeit nutzte die ehrgeizige Afghanin, um die Sprache ihres neuen Landes zu lernen.

In Bitterfeld absolvierte sie dann zunächst ein Berufsvorbereitungsjahr mit Sprachförderung. Metalltechnik sowie Wirtschaft und Verwaltung gehörten zu ihren Fächern, die sie mit Noten 1 und 2 abschloss. Ein weiteres Berufsschuljahr folgte, in dem Zahra unter anderem das Fach „Gesundheit, Pflege und Körperpflege“ belegte und am Ende den Hauptschulabschluss in ihren Händen hielt.

„Wir haben dann überlegt, wie es weitergehen kann“, sagt Karin Zander. Zahra wählte die Altenpflege und tauchte beim zweiwöchigen Praktikum im AWO-Seniorenzentrum „Am Frauentor“ in den Berufsalltag ein. Bevor sie allerdings die zweijährige Ausbildung zur Altenpflegerin beginnen kann, muss die junge Afghanin erst eine Berufsfachschule für Altenpflegehilfe besuchen. „Das wird in Dessau sein“, erzählt Karin Zander. „Am 9. August geht es los“, ergänzt Zahra, die für diesen Start ein weiteres Hindernis nehmen musste. „Voraussetzung war, dass sie einen Integrationskurs belegt, den sie eigentlich mit dem Berufsschulabschluss schon absolviert hat“, erläutert die Flüchtlingsbeauftragte. Zahra meisterte auch diese zusätzliche Anforderung erfolgreich.

„Jetzt in den Ferien mache ich noch einen Orientierungskurs“, verrät sie und ergänzt motiviert: „Ich muss immer was lernen.“ Zahra braucht das Gefühl, den Tag sinnvoll verlebt zu haben. Vielleicht liegt es mit daran, dass sie als Kind schon arbeiten und sich später mit um ihre beiden jüngeren Schwestern kümmern musste.

Auf alle Fälle lässt sich die 19-Jährige nicht von ihren Zielen abbringen. Nebenbei unternimmt sie Ausflüge nach Halle, Leipzig oder Magdeburg. Auch in Berlin war sie schon. „Aber Zerbst ist zum Wohnen schöner“, mag Zahra das Flair der Kleinstadt. Hier kann sie entspannen und auf ihren großen Traum hinarbeiten – auf die Altenpflege aufbauend später in die Medizin zu wechseln, noch zu studieren und Ärztin zu werden.