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Jubiläum Die Liebe zur See verbindet

Seit nunmehr 25 Jahren pflegen die Mitglieder der Marinekameradschaft Zerbst den seemännschen Zusammenhalt.

Von Daniela Apel 28.10.2015, 10:00

Zerbst l „Ich bin nie zur See gefahren“, verrät Reinhard Ribbe. Dennoch ist er mittlerweile seit 19 Jahren Vorsitzender der Marinekameradschaft Zerbst. Arno Fitzner ist es gewesen, der ihn motivierte, sich hier zu engagieren. „Er meinte zu mir, du bist kontakt- und sangesfreudig“, erzählt Ribbe, wie er sich breitschlagen ließ.

Längst steckt er viel Herzblut in die Pflege der maritimen Traditionen fernab von politischen Bindungen und Aktivitäten – genau diesem Anliegen verschreiben sich die sieben Kameraden rund um Hans Schumann, die den Verein 1990 aus der Taufe heben. Vor nunmehr 25 Jahren sorgen sie gemeinsam für die Wiederbelebung der bereits 1911 nachweislichen Marinekameradschaft. So tauchte bereits 1911 der „Deutsche Flottenverein Abteilung Zerbst“ auf, der seinen „Heimathafen“ in der Gaststätte „Zum Erbprinzen“ hatte. Mit der Zerstörung der Stadt durch den Luftangriff am 16. April 1945 wurden ebenfalls alle Unterlagen der Kameradschaft vernichtet. Die Gründung der DDR bedeutete das vorläufige Aus. „Solche Kameradschaften waren nicht erwünscht“, erklärt Reinhard Ribbe.

Nach der Wende ist schließlich ein Neuanfang möglich. Rasch finden sich nicht nur frühere Seebären zusammen, die einst in der Handelsflotte, bei der Hochseefischerei, der Volks- oder Kriegsmarine Dienst taten. Auch Freunde der See und der Seefahrt werden bis heute mit offenen Armen aufgenommen. „Das Interesse verpflichtet nicht zu einer Mitgliedschaft“, sagt Reinhard Ribbe. „Wir freuen uns über jeden, der bei uns vorbeischaut.“ Jeden zweiten Freitag im Monat treffen sich die momentan 19 Frauen und Männer. Zu Spitzenzeiten zählte der Verein mehr als 40 Mitglieder. „Wir suchen dringend Nachwuchs“, bemerkt Ribbe. Auf 60 Euro beläuft sich der Jahresbeitrag für eine Mitgliedschaft. Darin enthalten ist eine Vereinszeitung, berichtet er vom Deutschen Marinebund, dem die Zerbster angehören und dessen Messestand sie alljährlich auf der „Magdeboot“ betreuen.

Darüber hinaus kümmern sich die Kameraden um das Ehrenmahl für die Toten auf allen Meeren auf dem Heidetorfriedhof. Durch Spenden und freiwillige Arbeitseinsätze konnte dieses 1992 errichtet werden, 2004 erfolgte eine Umgestaltung. „Jedes Jahr zum Volkstrauertag gedenken wir zusammen mit der Stadt den Toten und Gefallenen“, erzählt er von der Kranzniederlegung. Leider würden nur sehr wenige Bürger daran teilnehmen. „Es ist traurig, dass Geschichte so schnell vergessen wird“, bedauert Reinhard Ribbe. Auch dem mahnenden Gedenken am Soldatengrab von Walternienburg schließen sich die Marinekameraden stets an.

Außerdem präsentieren sie sich bei Umzügen wie kürzlich beim Zerbster Bollenmarkt oder beim Sachsen-Anhalt-Tag.Sie sind Mitorganisatoren beim „Tanz in den Herbst“, der seine Wurzeln im Marineball hat. Und sie unternehmen jedes Jahr eine Zweitagesfahrt – ein Angebot, das sich ebenfalls an Gäste richtet. Im Juli 2016 soll es nach Greifswald gehen, wo ein Segeltörn geplant ist.

Hinzu kommt die Pflege der bestehenden Kontakte. „Wir haben uns gesucht und gefunden“, kommentiert Reinhard Ribbe die seit 1991 bestehende Freundschaft mit der Marinekameradschaft Siegerland aus Westfalen. 2016 soll das Partnerschaftsjubiläum angemessen gefeiert werden.

Enge Verbindungen bestehen neben dem Shantychor aus Halle, den „Seeteufeln“, ebenfalls zum Seesportverein Dessau, berichtet Ribbe vom gemeinsamen Kutterrudern. „Und wir haben Kontakt zum Forschungsschiff ,Polarstern‘, das hauptsächlich in der Arktis unterwegs ist“, ergänzt er. Zwischenzeitlich tauchten sie aus der Ferne auch mit einem U-Boot ab, doch durch die stetig wechselnde Besatzung hat sich diese Verbindung aufgelöst.