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Jubiläum Frei wie im Kindergarten

Die Freie Kita feierte am Freitag das 25-jährige Bestehen. Zahlreiche Gratulanten kamen zu dem Fest.

Von Sebastian Siebert 07.09.2016, 01:01

Zerbst l „25 Jahre sind mehr als ein guter Grund zum Feiern“, sagte Silke Alarich am Freitag. Die Leiterin der Freien Kita am Waldfrieden in Altbuchsland hatte zusammen mit ihren Kollegen ein großes Fest vorbereitet. Schon am frühen Nachmittag herrschte dichtes Gedränge auf dem Kita-Gelände. Die Organisatoren hatten die Angehörigen der Kita-Kinder eingeladen, aber auch Ehemalige und lange Wegbegleiter waren beim Fest dabei.

Dass die Kita 25 Jahre existiere, sei der Verdienst von sehr vielen. Dazu zählte sie die motivierten Erzieherinnen und Erzieher auf, die technischen Kräfte, alle Unterstützer und engagierten Eltern, die sich bewusst für die Freie Kita und deren Konzept entschieden haben oder auch hinein gewachsen seien. Auch die Stadtvertreter, die Bürgermeister im Laufe der Jahre und die Vertreter des Jugendamtes vergaß Silke Alarich nicht.

„Was uns vereint, ist die Sicht auf das Kind und auf das miteinander Umgehen“, sagte sie. Denn die Freie Kita verzichtet seit jeher auf die Einteilung in Gruppen nach dem Alter der Kinder. „Wenn wir wollen, dass Kinder mit allen ihren Sinnen die Welt erleben, dann können wir auch mit verschmutzter, vermatschter und bemalter Kleidung und Kindern, die dann so aussehen, umgehen“, sagte sie.

Vor 25 Jahren hatten sich Eltern zusammengetan, „die eine andere Betreuungsform für ihre Kinder wünschten, als es zu DDR-Zeiten üblich war“, erklärte die Leiterin der Volksstimme im Vorfeld des Festes. Der Erziehungsansatz sei damals noch sehr dogmatisch gewesen. „Es gab ein Erziehungshandbuch“, erzählte Silke Alarich. Darin stand, wann jedes Kind was können müsse. „Und es mussten alle zur selben Zeit das Gleiche tun“, sagte sie. Die Eltern wollten jedoch, dass die ganze vorschulische Erziehung individueller laufe, berichtete sie. Die Kinder sollten dort abgeholt werden, wo sie gerade stehen.

Diese Eltern schlossen sich zu einem Verein zusammen und bekamen von der Stadt zunächst die obere Etage der Villa, in der die Kita immer noch ist, zur Verfügung gestellt. Am 1. April 1991 wurden die Kita dann gegründet. Damals teilte sich die Kita das Gebäude noch mit einem städtischen Kindergarten, der später das Gebäude verließ. Im Herbst 1992 konnte die Kita das gesamte Gebäude nutzen. „Wir waren der erste Kindergarten, der in freier Trägerschaft war. Auf jeden Fall in Zerbst, vielleicht sogar im ganzen Landkreis“, so die heutige Leiterin. Deswegen heiße die Kita auch „Freie Kita“.

Die Entwicklungen von Kindern laufen ganz unterschiedlich ab, erklärte Silke Alarich die Überlegungen der Eltern. Manche seien mit zwei Jahren schon trocken, andere lernen da gerade erst ihren Körper als solches wahrzunehmen. Beides sei völlig natürlich. „Von Anfang an hat es die offene Arbeit gegeben“, berichtete sie weiter. Die Kinder werden nicht nach Alter in Gruppen zusammengestellt, sondern es gab schon damals thematisch gestaltete Räume, welche die Kinder nutzen konnten. Allerdings konnten daher die Kinder erst ab einem Alter von zwei Jahren aufgenommen werden. „Wir haben hier eine Treppe, die erst ab diesem Alter zu schaffen ist. Sonst hätten wir sehr viel mehr absperren müssen und das Konzept sei so nicht mehr umzusetzen gewesen“, sagte die Leiterin.

Ganz viel sollte im kreativen Bereich stattfinden, berichtete Silke Alarich von dem Grundansatz für die Kita. „Die Werkstatt ist eigentlich unser Herzstück“, sagte sie. Farben, Bastelbögen und vielem andere Materialien stehen den Kindern zur Verfügung, an denen sie sich ausprobieren können. Es gebe beispielsweise keine Ausmalvorlagen in der Kita, „sondern die Kinder bringen das zu Papier, wie sie das gerade erleben und umsetzen können.“ Eine Wertung darüber gebe es nicht, so die Leiterin. Dass ein Baumstamm braun und die Blätter grün seien, das komme später von allein. Anfangs wollen sich die Kinder ausprobieren. Und dafür bekommen sie in der Freien Kita Raum, Zeit und Gelegenheit.

Immer im Juni werde mit den Kindern besprochen, auf welches Spielzeug sie verzichten wollen. Dann werde nach und nach mehr Spielzeug entfernt - immer in Absprache mit den Kindern. Gespielt wird dann mit Natur- oder Verpackungsmaterialien. „So, dass die Kinder auch noch einmal ganz anders kreativ werden können.“ Kommt das Spielzeug im Winter wieder zurück, „freuen sich die Kinder auch ganz anders darüber“, sagte sie.

Das Konzept kommt an. Für die Kita gibt es eine Wartezeit von zwei Jahren.