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Kanalsanierung In altes Rohr zieht die Moderne ein

In der Innenstadt von Zerbst wird ein über 100 Jahre alter Schmutzwasserkanal erneuert.

Von Daniela Apel 16.09.2019, 07:00

Zerbst l Ein tiefer Schacht zieht sich von der Käsperstraße genau dort quer über die Fahrbahn, wo die Fritz-Brandt-Straße in die Jeversche Straße übergeht. Seit einer Woche ist der Kreuzungsbereich inmitten der Stadt für den Durchgangsverkehr voll gesperrt. Grund für die Einschränkung ist der alte Steinzeugkanal, der seit 1909 das Abwasser in Richtung Kläranlage befördert.

Das Rohr weist nach der langen Nutzungsdauer gravierende Schäden auf. Von Längs- und Querrissen, eingewachsenen Wurzeln und Scherbenbildung erzählt Andreas Barkenthien. Er ist Bauleiter bei der Heidewasser GmbH. Das kommunale Unternehmen übernimmt als Dienstleister die Betriebsführung des Abwasser- und Wasserzweckverbandes (AWZ) Elbe-Fläming, dem eigentlichen Auftraggeber.

Knapp 270.000 Euro investiert der AWZ in die notwendige Sanierung des Schmutzwasserkanals von der Jeverschen Straße bis zur Friedensallee auf einer Länge von 215 Metern. Die Maßnahme untergliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste Teilbereich umfasst die Kreuzung vorm Postgebäude. Aufgrund der Rohrstatik kann dort nur in offener Bauweise vorgegangen werden, wie Andreas Barkenthien erläutert.

Das 110 Jahre alte Steinzeugrohr ist derart kaputt, dass es gegen ein neues ausgetauscht werden muss. Um das zu bewerkstelligen, war die beauftragte Zerbster Tiefbaufirma zunächst mit der Freilegung des Kanals beschäftigt, ohne all die anderen vorhandenen Leitungen und Kabel zu beschädigen.

Im Anschluss findet der Ersatzneubau statt. „Während das Abwasser übergepumpt wird, kommt das alte Rohr raus und ein neues rein“, beschreibt der Bauleiter das Vorgehen. Begleitet werde das Ganze vom Kampfmittelbeseitigungsdienst, da es sich um eine Munitionsverdachtsfläche handelt. Auch die Betonschächte werden erneuert.

Der zweite Teilabschnitt erstreckt sich von der Kreuzung aus in die Käsperstraße hinein und reicht bis zur Einmündung der Friedensallee. Die Kanalsanierung in diesem Bereich, die in geschlossener Bauweise – sozusagen unterirdisch – erfolgt, wurde an eine Spezialfirma vergeben.

Wie Andreas Barkenthien schildert, kommt hier das so genannte Schlauchliner-Verfahren zum Einsatz. Das bedeutet, das alte Rohr bleibt in der Erde und dient als steinerne Hülle für den in Kunstharz getränkten Kunststoffschlauch, der eingezogen wird und vor Ort verhärtet. In Vorbereitung fand bereits eine Kamerabefahrung statt, um genau zu vermessen, wo sich die Hausanschlüsse befinden, die ein Roboter später wieder ausfräsen wird.

„Allein die Schmutzwasserschächte werden in diesem Abschnitt in offener Bauweise erneuert“, bemerkt der Bauleiter hinsichtlich der damit verbundenen punktuellen Verkehrsbehinderungen. Wie er betont, gelangen die Anwohner während der gesamten Bauzeit zu ihren Grundstücken. Laut Barkenthien soll die komplette Maßnahme bis zum 18. Dezember abgeschlossen sein.

Die Fertigstellung des derzeitig gesperrten Kreuzungsbereiches ist bereits für den 27. September vorgesehen, so dass die Jeversche- und die Fritz-Brandt-Straße pünktlich zum Bollenmarkt keine Sackgassen mehr sind. Zum Zerbster Stadtfest soll die Durchfahrt wieder möglich sein.