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Katharina-Forum Hochschulen bereit für Dialog

Beim Katharinen-Forum 2021 in Zerbst stehen diesmal Universitäten aus Sachsen-Anhalt und Russland im Fokus. Erste Pläne wurden vorgestellt.

Von Thomas Kirchner 15.10.2020, 01:01

Zerbst l Mitte September hat sich unter Vorsitz von Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministers Armin Willingmann (SPD) der Beirat zur Vorbereitung des Katharina-Forums 2021 getroffen. Darüber informierte Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) die Stadträte auf deren letzter Sitzung. Der nächste und damit dritte deutsch-russische Wirtschafts- und Wissenschaftsdialog soll vom 26. bis 27. April 2021 unter der Schirmherrschaft von Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) in Zerbst stattfinden.

Quasi flankierend zur klaren Positionierung der vornehmlich ostdeutschen Ministerpräsidenten für eine Fortsetzung des Baus der Nord-Stream-II-Erdgasleitung stehe die Landesregierung zur Fortsetzung des in Zerbst angesiedelten deutsch-russischen Wirtschaftsdialogs. „Das wird auch darin deutlich, dass die erforderlichen Landesmittel bereits bewilligt wurden“, betonte der Rathauschef. Dittmann: „Ich freue mich, dass bereits die Zusage von Matthias Platzeck (SPD) für eine Buchlesung am Vorabend des Katharina-Forums für den 25. April vorliegt.“

Der ehemalige brandenburgische Ministerpräsident ist seit 2014 Vorsitzender des Deutsch-Russischen Forums. Platzeck fordert immer wieder eine Politik der Verständigung mit Moskau – nicht ohne dafür auch immer wieder Kritik zu ernten. Kooperation statt Konfrontation – Sicherheit für Europa gibt es nur unter Einbindung Russlands, so der Tenor in Platzecks Buch „Wir brauchen eine neue Ostpolitik: Russland als Partner“, aus dem er in Zerbst lesen wird.

„Im dritten Katharina-Forum werden die Hochschule Anhalt und die Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg als Partner maßgebliche Rollen übernehmen und haben sich bereits mit sehr umfangreichen inhaltlichen Vorarbeiten eingebracht“, so Dittmann.

„Die Rolle der Hochschulen besteht darin, in den bisher überwiegend wirtschaftlichen Austausch den Transfergedanken von der Wissenschaft in die Wirtschaft einzubringen, den die Hochschulen des Landes maßgeblich gestalten. Dabei wird es sowohl um die Themen Landwirtschaft und Ernährung als auch um Ingenieurwissenschaften und innovative Technologien gehen“, erläutert Prof. Jens Strackeljan, Rektor der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg gegenüber der Volksstimme.

Strackeljan: „Wir sind überzeugt, dass sich in einer insgesamt politisch nicht einfachen Situation über die Hochschulen auf der zivilgesellschaftlichen Ebene neue Impulse setzen lassen.“ Die Hochschulen hätten in den vergangenen Jahren trotz Sanktionen den Gesprächsfaden und den Austausch von Wissenschaftlern und jungen Menschen nie abreißen lassen.

„Die Universität Magdeburg und die Hochschule Anhalt werden über ihre Rolle beim Technologietransfer hinaus erstmals einen großen Teil bei der inhaltlichen Gestaltung des Forums übernehmen, unter Einbeziehung der Stadt Zerbst und der Schirmherrschaft des Ministerpräsidenten“, so der Rektor.

Strackeljan: „Und natürlich werden wir versuchen, auch hochrangige Wirtschaftsvertreter nach Zerbst zu holen und damit auch Ansprechpartner für die Wirtschaft zu gewinnen. Der Vizepräsident von Siemens Russland hat seine Teilnahme bereits zugesagt.“ Die konkrete Ausgestaltung des Dialoges sei zurzeit in Arbeit und sei natürlich auch von der Corona-Pandemie geprägt.

Und wie wichtig sind trotz aller Schwierigkeiten regelmäßige Kontakte zwischen Russland und Deutschland? „Wir sehen unsere Aufgabe als Hochschulen vor allem darin, in politisch und wirtschaftlich schwierigen Zeiten den Gesprächsfaden zwischen den Ländern nicht abreißen zu lassen. Wissenschaft kann an dieser Stelle Verantwortung übernehmen und das Netzwerk der Partner stärken. Dies beweisen wir mit Russland seit fünf Jahren mit dem Aufbau von Masterprogrammen an der Universität in Kasan“, macht der Rektor der Magdeburger Universität deutlich.

Ähnlich sieht das Prof. Jörg Bagdahn, Präsident der Hochschule Anhalt in Köthen. „Die Hochschulen in Sachsen-Anhalt pflegen gute Beziehungen zu russischen Universitäten und Forschungspartnern. An beiden Hochschulen sind etwa 2500 ausländische Studierende, darunter auch ein Großteil aus Russland. So gibt es bereits Kooperationsverträge bis hin zu gemeinsamen Studiengängen“, sagt Bagdahn.

So sollen auch die Rektoren und Vertreter der russischen wirtschaftlichen Universität St. Petersburg, der Landwirtschaftshochschulen Moskau und Wolgograd sowie Vertreter der Universitäten aus Perm, Omsk und Kasan zum Katharina-Forum eingeladen werden.

„Es wird unter anderem am ersten Tag eine Podiumsdiskussion mit Vertretern der Universitäten beider Länder geben. Am zweiten Tag sind dann zwei Foren geplant zur Kopplung von Wissenschaft und Wirtschaft“, erklärt der Hochschul-Präsident.

Dabei gehe es zum einen um Ernährung und Landwirtschaft und zum anderen um Ingenieurs- und Informationstechnik (IT). „Geplant sind auch Besuche unserer Gäste in der Uni Magdeburg und in der Hochschule Anhalt. Eingeladen sind im Übrigen nicht nur die Rektoren, sondern auch Studenten“, betont Bagdahn.

Die Beziehung zwischen Deutschland und Russland seien momentan äußerst schwierig. „Nichtsdestotrotz muss man auch und gerade ich solchen komplizierten Zeiten miteinander reden und das unabhängig von unterschiedlichen politischen Auffassungen“, sagt der Hochschul-Präsident. Es gebe Kooperationen auf den verschiedensten Gebieten. Und das sei gut so.

„Ich selbst bin ein Verfechter dafür, dass man solche Veranstaltungen wie das Katharina-Forum trotz der angespannten Lage durchführen muss. Wenn man im wirtschaftlichen und im Bildungsbereich nicht mehr miteinander redet, dann bewegen wir uns auf eine noch ungünstigere Situation zu“, betont Bagdahn.