1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Heckenschnitt statt Salz streuen

Kein Winterdienst Heckenschnitt statt Salz streuen

Der Zerbster Bauhof muss in diesem Winter wohl nicht streuen. Dafür kümmern sich die Mitarbeiter besonders um die Grünpflege.

Von Sebastian Rose 08.12.2020, 00:01

Zerbst l Florian Markmann, seit 2017 stellvertretender Leiter des städtischen Bauhofs in Zerbst, wirkt entspannt, als bei einem Gespräch mit der Volksstimme das Thema Winterdienst aufkommt. „Im Moment kümmern wir uns verstärkt um die Laubaufnahme“, erklärt er. „Vor allem die Arbeiten an den Bäumen, Hecken und Sträuchern fallen ins Gewicht.“

Wie also nutzen der Bauhof und seine Mitarbeiter die Zeit, bis Schnee, Reif- und Eisglätte die Straßen in Zerbst und der Umgebung wieder fest in der kalten Hand halten? „Im Moment und in den letzten Wochen haben wir auf einigen Spielplätzen den Sand ausgetauscht. Außerdem haben wir die Weihnachtsbeleuchtung angebracht und verkabelt und den Weihnachtsbaum aufgestellt. Auch die Wartung der Straßenlaternen spielt in der dunklen Jahreszeit eine wichtige Rolle. Das Hauptgeschäft bleibt aber die Grünpflege“, sagt Florian Markmann.

Das Bundesnaturschutzgesetz sei der Hauptgrund, warum dies nicht schon im Sommer erledigt werden konnte. „In dem Gesetz ist genau geregelt, wann wir die Bäume, Hecken und Sträucher schneiden dürfen. Von Oktober bis Ende Februar ist der Zeitraum für die Pflege, weil in der übrigen Zeit Tiere und Insekten im Grün nicht gestört werden dürfen“, erläutert der stellvertretende Bauhofleiter.

Nur in seltenen Ausnahmefällen könne für dieses Gesetz eine verlängerte Regelung beantragt werden, ergänzt Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella, die ebenfalls mit ausreichendem Abstand an dem Gespräch teilnahm. „Durch die trockenen Sommermonate gab es in den letzten Jahren immer mehr Probleme mit dem Grün in Zerbst und der Umgebung. Je trockener der Sommer ist, desto mehr Arbeit wartet auf die Mitarbeiter des Bauhofs“, erklärt Gudella.

Die Fachleute sprechen in diesem Zusammenhang von vermehrten Totholzbildungen, übersetzt bedeuten trockene Sommer mit extremer Hitze und wenig Niederschlag ein hohes Sicherheitsrisiko. Denn beispielsweise Äste von toten Bäume drohen auf Gehwege umzufallen.

„In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der toten Bäume stark angestiegen. Uns kommt es immer zugute, wenn der Winter recht mild ist, weil wir dann die Arbeit aus dem Sommer, die mehr oder weniger liegen geblieben ist, nachholen können. Das soll nicht heißen, das wir zur Gefahrenabwehr im Sommer nichts tun, aber die Aufgaben, die, wie das Austauschen des Sandes bei den Spielplätzen, auch später erledigt werden können, eben geschoben werden.“

Im Moment wird zum besseren Überblick ein sogenanntes Grünflächenkataster mit allen Bäumen, Hecken und Co., die sich im Raum Zerbst befinden, erstellt. Dazu wurde eigens ein Baumkontrolleur angeheuert. „Die Fertigstellung dauert allerdings noch an. Teilweise ist es im Sommer so, dass ein Baum kurz nach seiner Kontrolle und Erfassung stirbt. Es ist also ein dynamischer und laufender Prozess“, weiß Kerstin Gudella.

Falls der Winter jedoch mit Schnee und Eis eines nachts um die Ecke kommt, sehen sich die Ordnungsamtschefin und der stellvertretende Bauhofleiter gut für die Situation gewappnet. Rund 500 Tonnen Salz seien in den Silos, unter anderem direkt auf dem Bauhofgelände, eingelagert. Dazu kommen rund 100 Tonnen Reserve und 60 Säcke mit je 25 Kilo für die einzelnen öffentlichen Gebäude wie die städtischen Schulen und das Rathaus. „Der Tourenplan steht. Wir haben bereits unsere Fahrzeuge auf die Wintertechnik mit Salzstreugerät und Schiebeschild umgerüstet. Wenn der Winter plötzlich kommt, sind wir bereit“, ist sich Florian Markmann sicher.

Bereits tief in der Nacht soll es für die Bauhof-Mitarbeiter dann losgehen. Jeder hat seine feste Tour. „Die Strategie ist, dass besonders vor den wichtigen Gebäuden wie den Schulen möglichst früh geräumt wird. Danach sind die anderen Wege und Straßen an der Reihe. Das dauert natürlich seine Zeit. Ich bitte die Bevölkerung deswegen, Rücksicht zu zeigen, falls um sechs Uhr morgens noch nicht alle Straßen frei sind“, so Markmann weiter.

Zwar sei die Anzahl der Fahrzeuge im Fuhrpark und deren Technik gut, aber Zerbst sei auf der anderen Seite die flächenmäßig fünftgrößte Stadt in Deutschland. „Bei andauerndem Schneefall ist es daher möglich, nicht immer jede Straße sofort räumen zu können“, erklärt Florian Markmann.