Kirche Besonderes Licht

Besondere Fenster bringen Licht in zuvor eintönig oder gar düster anmutende Kirchen, auch in Zerbst.

Von Petra Wiese 26.02.2021, 00:01

Zerbst l Glaskunstfenster lassen alte Gotteshäuser in neuem Glanz erstrahlen. Dahinter steckt das Projekt „Lichtungen – zeitgenössische Glasmalerei in anhaltischen Kirchen“. Das, was 2014 mit der Ausstellung „Glanzlichter. Meisterwerke zeitgenössischer Glasmalerei im Naumburger Dom“ seinen Anfang nahm, entwickelte sich immer mehr zum Selbstläufer. Aus „zwischen Elbe und Fläming“ ist „zwischen Harz und Fläming“ geworden. Jetzt melden sich die Künstler, die sich einbringen wollen, von sich aus, so Pfarrer Albrecht Lindemann, der sich in seinen Kirchengemeinden um das Projekt kümmert.

Träger ist die Evangelische Landeskirche, es wird vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie begleitet, und der Förderkreis „Entschlossene Kirchen im Kirchenkreis Zerbst“ ist Partner. Da das Projekt zeitlich unbegrenzt ist, kann die Liste der Objekte noch viel länger werden. Für Glaskunstfenster kommen Gotteshäuser in Frage, wo die Fenster sowieso repariert oder erneuert werden müssen. So wurde das bislang gehandhabt – das Notwendige mit dem Effekt verbunden, dass die Kunstfenster auf sich aufmerksam machen, dass sie die Kirche bereichern und Besucher anlocken. Aktuelle Kunst und historische Bauwerke werden zu einer Einheit.

Mehr als 20 Kirchen werden derzeit im Projekt Lichtungen geführt, ein Großteil davon befindet sich im Zerb-ster Umland. Hier haben sich bereits einige namhafte Künstler verewigt. In Grimme hat zum Beispiel der 2018 verstorbene Hubert Spierling seine Spuren – drei Apsisfenster – hinterlassen. In Flötz konnten zwei Chorfenster nach den Entwürfen des Künstlers Wilhelm Buschulte umgesetzt werden. Der Entwurf für die gesamte Kirche liegt vor, das letzte Werk des Künstlers überhaupt. Er starb 2013.

Schon im vergangenen Jahr wollte sich Jochem Poensgen anschauen, wie seine Fensterentwürfe in Niederlepte umgesetzt wurden. Hier war der komplette Einbau 2020 vollendet worden. Wegen Corona fiel der Besuch des nunmehr 90-Jährigen ins Wasser.

Ein Projekt des vergangenen Jahres ist Pulspforde. Hier konnte der Entwurf der Glaskünstlerin Annegrete Riebesel verwirklicht werden. Die Apsisfenster wurden zum Teil erneuert und angepasst. Neue Seitenfenster wurden im gesamten Kirchenschiff eingesetzt. Das ist „ganz toll geworden“, findet Albrecht Lindemann. Bei den Seitenfenstern wurde ohne Farbe nur mit Strukturen im Glas gearbeitet.

Pulspforde ist wie auch Garitz, wo der bekannte Name Tony Cragg hinter den neuen Fenstern steht, ein Beispiel, dass die Erneuerung Teil eines Gesamtprojektes Sanierung der Kirche ist. Das ist kein Einzel-, vielmehr der Normalfall. Deshalb könne man auch schwer sagen, wieviel bislang in das Projekt Lichtungen investiert wurde. Gut angelegtes Geld offenbar. Das haben auch viele Menschen so gesehen. „Die Spendenbereitschaft der Menschen ist erfreulich hoch“, sagt Albrecht Lindemann. An allen Orten unterschiedlich zwar, aber grundsätzlich unterstützen die Leute die Vorhaben, sind daran interessiert, dass sich an ihrer Kirche im Ort etwas tut. „Das sind nicht nur Kirchenmitglieder“, weiß Lindemann.

Die Favoriten des Pfarrers sind Eichholz und St. Bartholomäi – „die Kirchen, die mir am nächsten stehen“ und mit Fenstern, „die angenehm raumbestimmend sind“. Was am besten gefällt, was in der meist abstrakten Kunst gesehen wird, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Noch mehr Angebote sollen die Menschen bekommen, die Lichtungen werden immer weiter. In Wertlau soll bald jedes Fenster seinen Engel bekommen, so dass es am Ende insgesamt 12 sind – der Vollständigkeit halber. Mühro und Mühlsdorf stehen ebenfalls auf der Liste. Große Aufgeschlossenheit liegt in Mühlsdorf vor. Auch die Kleinleitzkauer würden gerne weiter machen, weiß Lindemann. Ebenso braucht Bonitz dringend neue Fenster. Die Planung läuft. Natürlich muss auch immer der Gemeindekirchenrat mitmachen wollen. Dann wird geschaut, welcher Künstler in Frage kommt, und die Frage der Finanzierung wird aufgeworfen. Bislang konnte immer mit Fördermitteln gearbeitet werden. Auch dass der Landkreis Geld für solche Prokjekte ausgibt, ist nicht selbstverständlich, sondern vielmehr ein deutliches Signal, findet Pfarrer Lindemann.

Mehr zu „Lichtungen“ unter www.lichtungen-glasmalerei.de