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Kirche Dachwerk historisch bedeutsam

Bei der Sanierung der Eichholzer Kirche ist man bei den Abrissarbeiten auf historisch wertvolles Dachwerk gestoßen.

Von Petra Wiese 03.07.2018, 07:00

Eichholz l Wahrscheinlich wäre man ruckzuck fertig gewesen, den alten Dachstuhl der Eichholzer Kirche abzureißen, wie es geplant war. Doch da kam ein Wanderer des Weges. Der Bauforscher war eigentlich wegen der beim Abriss entdeckten Pforte in der Westwand und wegen dem Putz im Turm vor Ort. Er nutzte die Gelegenheit, sich auch den Dachstuhl einmal näher anzusehen. Dass er mehrfach überbaut wurde, war bereits bekannt. Dem Bauforscher offenbarte sich nun aber, dass hier noch eine ganz alte Dachkonstruktion erhalten geblieben ist.

Während das Gerüst aus dem Barock von Würmern zerfressen ist, hat sich dazwischen der Dachstuhl aus dem 13. Jahrhundert gut gehalten. Insgesamt zehn Gebinde von 1212 sind zu 85 Prozent erhalten. „Es gehört somit nicht nur zu den ältesten, sicher datierten mittelalterlichen Dachwerken Sachsen-Anhalts, sondern auf Grund des hohen Erhaltungsgrades auch zu den bedeutendsten“, so das Urteil von Dr. Dirk Höhne, Referent Bauforschung beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt. Die Wegnahme dieser Dachtragkonstruktion in Eichholz würde einen herben Verlust eines wichtigen Sachzeugen der frühen Zimmermannskunst in Sachsen-Anhalt darstellen, so der Experte.

Wieder eine neue Herausforderung für die Männer vom Baubetrieb André Weferling aus Walternienburg. Die nehmen nun den Dachstuhl Stück für Stück auseinander. Die alten Kehlbalken und Sparren aus Eiche werden vorsichtig herausgenommen. Die Teile sollen zunächst eingelagert werden. Das romanische Dachwerk einfach auf den zu entsorgenden Holzhaufen zu werfen, wäre frevelhaft gewesen. Stattdessen muss man nun über eine Aufarbeitung und einen Wiedereinbau nachdenken. Nicht nur, dass der Abriss nun teurer wird, als geplant, weitere Mehrkosten würde die Umsetzung bedeuten.

Das hängt natürlich von der Finanzierung ab, machte Pfarrer Albrecht Lindemann deutlich. Man müsse nun wieder Gelder auftreiben. Eine Anfrage geht an das Land, ob es hier aushelfen kann. Bei dem Projekt muss dann auch der geplante Dachstuhl überarbeitet werden. Da hatte Bianca Götz vom Bauingenieurbüro Götz in Zerbst schon eine gute Idee, wie man hier alt und neu miteinander verbinden kann.

Pfarrer Lindemann ist erst einmal froh, dass André Weferling den Abriss auch in Handarbeit umsetzen kann. In dieser Woche sollte eigentlich alles Holz vom Dach sein. Ein fehlendes Stück an der Nordwand muss dann noch aufgemauert werden, bevor der Ringanker gegossen werden kann. Wenn der Ringanker fertig ist, dann muss die Entscheidung zum Dachstuhl gefallen sein, machte Albrecht Lindemann deutlich.

Bauhistorische Bedeutung wird der Eichholzer Kirche mit dem aus Eichenholz abgezimmerten Kehlbalkendach mit den schräg stehenden Sparrenstreben nun zugeschrieben. Auf jeden Fall ein förderfähiges Projekt und wichtig für die Nachwelt.

Die laufenden Arbeiten werden durch Mittel der Stiftung zum Erhalt kirchlicher Baudenkmale und der Lotto- Toto GmbH Sachsen-Anhalt, Förderung des Landes Sachsen-Anhalt, des Landkreises Anhalt-Bitterfeld, der Ortschaft Eichholz-Leps sowie durch eine Vielzahl von Spenden und landeskirchliche Zuweisungen finanziert. Spätestens Weihnachten soll in der Kirche wieder ein Gottesdienst stattfinden.