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Kirche Eichholz Kompromiss mit offenem Ergebnis

Die Kirche in Eichholz muss saniert werden. Geld aus den Rücklagen der Ortschaft könnte helfen.

Von Daniela Apel 07.09.2016, 01:01

Leps/Eichholz l Der Dachstuhl ist marode, Auswölbungen, lose Steine und ein tiefer Riss prägen das Mauerwerk. Deutlich sichtbar hat der zunehmende Verfall der Eichholzer Kirche seine zerstörerischen Spuren hinterlassen. Der Zustand des Gebäudes duldet keinen Aufschub mehr. Schnellstmöglich muss das massive Gotteshaus saniert werden, will man nicht irgendwann nur einen Schuttberg entsorgen.

„Es geht um den Erhalt eines der beiden Baudenkmäler der Gemeinde“, warb Pfarrer Albrecht Lindemann am Montagabend bei den Ratsmitgliedern erneut um eine finanzielle Unterstützung der Ortschaft Leps. Die Kirche biete nicht nur Raum für Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten sowie weltliche und kirchliche Bestattungen, sondern sei ebenfalls Kulturgut, das als touristischer Anziehungspunkt Gäste in die Region locken kann. So habe mit Johannes Schreiter einer der bedeutendsten Glaskünstler der Gegenwart zugesagt, die Innengestaltung zu übernehmen.

Zunächst jedoch muss das Äußere instand gesetzt werden. Mit 330 000 Euro sind die Kosten für den ersten Bauabschnitt kalkuliert. Fördergeld in Höhe von 125 000 Euro haben die Eichholzer beim Mach-dich-ran-Fernsehwettbewerb gewonnen, wobei 100 000 Euro von der Anhaltischen Landeskirche kommen. Um das Geld abzuschöpfen, muss die gleiche Summe noch einmal aufgebracht werden. Die Kirchengemeinde Eichholz-Kermen selbst will 50 000 Euro beisteuern, die sich aus Ersparnissen und Spenden zusammensetzen. „Seit Mai haben wir über 20 000 Euro Spenden erhalten, die höchste Einzelspende war fünfstellig“, freute sich Lindemann über diesen Vertrauenszuschuss. Auch er selbst ist zuversichtlich, dass das ehrgeizige Vorhaben gelingt.

Eine vehemente Fürsprecherin des Projektes ist Dr. Birgit Wesenberg. Auf der Sitzung am Montagabend versuchte sie eindringlich, ihre Ratskollegen zu überzeugen, die Kirchensanierung als Ortschaft zu fördern. Dass dies grundsätzlich möglich sei, erklärte der Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann der Runde. „Es steht ihnen als Ortschaftsrat frei, über die Verwendung ihrer Rücklage zu entscheiden“, betonte er. Für Ratsmitglied Thomas Hein stellte sich die Frage, über wie viel angespartes Geld sie überhaupt noch verfügen. Nach dem Jahresabschluss 2016 seien es ungefähr 78 000 Euro, entgegnete Ortsbürgermeister Herbert Smolinski. „Wir müssen uns klar sein, dass das die letzten Mittel sind“, so Hein.

Zugleich gab er zu bedenken, dass sie in fremdes Eigentum investieren würden. „Man kann die Kirche nicht mit Privateigentum vergleichen“, wandte Birgit Wesenberg ein. Dies bestätigte Dittmann und verwies auf die hohen Zuschüsse, mit welchen die Stadt in den zurückliegenden Jahren die Sicherung und Sanierung der Zerbster Nicolaikirche unterstützt hat. „Es ist ja nicht so, dass wir kein Geld geben wollen, wir müssen über die Dimensionen reden“, konstatierte Hein. Den Vorwurf von Birgit Wesenberg, dass die Ortschaft vornehmlich Mittel in Leps investierte, ließen weder er noch Helmut Bergt so stehen. Investiert worden sei vielmehr in gemeindliches Eigentum.

„Wir haben die einmalige Chance, ein Kulturgut für uns touristisch nutzbar zu machen“, erklärte Birgit Wesenberg hinsichtlich der Pläne, die Kirche in ein Informations- und Ausstellungszentrum des Projektes „Lichtungen. Zeitgenössische Glasmalerei in mittelalterlichen Kirchen zwischen Elbe und Fläming“ zu verwandeln. Was nütze ein Touristenmagnet, wenn die Wege dorthin schlecht seien, spielte Helmut Bergt auf den eher abschreckenden Zustand der Zufahrten nach Eichholz, aber auch die fehlende Anbindung an den Elberadweg an.

„Wir verwalten das Geld der Gemeinde. Wenn wir zu keiner Einigung kommen, könnten wir ein Referendum durchführen“, schlug Birgit Wesenberg vor. Sowohl eine unverbindliche Bürgerbefragung als auch ein bindender Bürgerentscheid wurde abgelehnt, Dittmann riet ebenfalls davon ab. Schließlich standen mehrere Summen im Raum, mit denen die Kirchensanierung bezuschusst werden könnte. Während Herbert Smolinski 10 000 Euro nannte, war Reinhard Moller für mindestens 20 000 Euro. In Anbetracht der 26 000 Euro, die für Rasenmäher und Flutlichtanlage für den Sportplatz ausgegeben werden, hielt Birgit Wesenberg 30 000 Euro für angebracht. „Wir müssen gucken, unsere Handlungsfähigkeit zu erhalten“, regte Thomas Hein an, finanziellen Spielraum zu lassen. Schließlich steht in Kermen eine Kirche, deren wertvoller Kanzelaltar ebenfalls restauriert werden muss.

Nach ausgiebiger Diskussion stimmten vier der sechs Ratsmitglieder dafür, die Instandsetzung der Eichholzer Kirche mit 20 000 Euro zu fördern – allerdings soll 2017 ein Kassensturz erfolgen. Das heißt: Sollten weitere Drittmittel fließen, sind diese dem Ortschaftsanteil gegenzurechnen, der sich damit reduzieren könnte. Gleichzeitig ist eine Aufstockung des Zuschusses möglich, wenn das Projekt an 5000 oder 10 000 Euro zu scheitern droht.