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Konsolidierung Gebühren steigen auch in Zerbst

Der kommunale Eigenbetrieb IKW stellt seinen Sparplan vor. Betroffen sind besonders die Kreismusikschulen.

Von Nadin Hänsch 04.04.2017, 08:00

Köthen/Zerbst l Der Bürger wird wieder tiefer in die Tasche greifen müssen. Das ist zumindest das Ergebnis der jüngsten Ratssitzung des Kreisbetriebsausschusses für die Angelegenheiten des Eigenbetriebes „Institut für Kultur und Weiterbildung Anhalt-Bitterfeld“ (IKW). Zur Diskussion standen unter anderem die Änderung der Gebührensatzung der Kreismusikschulen und der Kreisvolkshochschulen. Am härtesten trifft es die Kreismusikschulen. Dort sind die Gebührenerhöhungen am deutlichsten zu spüren. Sie liegen im Durchschnitt bei über fünf Euro. So soll beispielsweise die Musikalische Früherziehung statt bisher 12 auf 15 Euro angehoben werden. Das Instrumentenkarussell soll in Zukunft anstatt 50 Euro 60 kosten.

Hintergrund dieser Diskussion ist, dass der Eigenbetrieb, dem die Kreismusikschulen, die Kreisvolkshochschulen und die Galerie Am Ratswall in Bitterfeld untergeordnet sind, ein Konsolidierungskonzept vorgelegt hat. Das Konzept zielt auf rund 72.500 Euro Mehreinnahmen unterm Strich.

Gespart werden muss auch in der Kultur. Das Jahr 2017 sieht nicht rosig aus für das IKW. Während Wolfgang Erbe, Chef der Kreisvolkshochschule in Köthen, vor allem auf alle möglichen Förderprogramme verweist, setzen die anderen im Ausschuss auf Geld sparen und Geld akquirieren. Und zwar vor allem durch die Erhöhung von Gebühren, denn beim Sparen ist man bereits hart an der Grenze.

Heiner Donath, Leiter der Zerbster Kreismusikschule „Johann Friedrich Fasch“ steht der Sache zwiegespalten gegenüber. Donath findet, dass die kulturelle Bildung im ländlichen Raum nicht dieselbe Wertschätzung wie in Großstädten seitens des Landes erfahre. „Ich bin mit der Entscheidung, die Gebühren zu erhöhen, nicht glücklich.“ Schließlich liege die letzte Gebührenerhöhung erst zwei Jahre zurück. Auf der anderen Seite stehe der Erhöhung auch eine gute qualitative Leistung der Musiklehrer gegenüber, „die auch dementsprechend vergütet werden muss“.

An der „Fasch“- Musikschule unterrichten insgesamt 20 Lehrer, Honorarkräfte mit inbegriffen. „Die grundsätzliche Linie des Konzeptes wurde uns als Schulleiter vorgelegt“, sagt Donath. Es habe dazu Beratungen gegeben. „Positiv ist, dass der Vorschlag, die Musiklehre mit einem Euro mehr pro Unterrichtsstunde zu vergüten, aufgenommen wurde.“ Seit 2008 bekommen Honorarkräfte als freiberufliche Lehrer zwischen 16 und 17,50 Euro pro Stunde. „Das richtet sich auch danach, ob ein Hochschulabschluss vorhanden ist“, differenziert Donath. Die Bezahlung liege noch unterm Landesdurchschnitt. Einen Euro mehr pro Stunde zu zahlen, koste unterm Strich rund 20.000 Euro mehr.

Ob die Gebührenerhöhung zu Einbußen bei den Anmeldungen führt, lasse sich nicht sagen. Insgesamt 180 Schüler jeden Alters nutzen das Angebot der Musikschule„Fasch“. „Wir haben nach wie vor für sozialschwache Schüler starke Ermäßigungsmöglichkeiten“, sagt der Musikschulleiter. Die Musikschule erstatte sozialbenachteiligten Kindern und Jugendlichen 50 Prozent der Gesamtgebühr. Diese Kosten würden von der Musikschule getragen werden. Der Grund: Die Zuschüsse seien bis 2020 eingefroren.

 

„Unsere Gebühren bewegen sich noch in einem guten Mittelmaß“, zieht Donath einen Vergleich zum Landesdurchschnitt.

Doch wie hoch kann man die Gebühren tatsächlich ansetzen, so dass Kunden nicht abgeschreckt werden, Angebot und Qualität erhalten bleiben? Katja Münchow, Leiterin der Geschäftsbereiche Kultur und Kreismusikschule des IKW, kritisiert: „Das alles muss sozial verträglich sein. Darum geht es auch.“

Um eine Konsolidierung kommt das IKW wohl nicht herum. Um das Defizit der Jahre 2017 und 2018 zu decken, reiche die aktuelle Konsolidierung gerade aus, erklärt IKW-Chef Torsten Hentschel. Daher sei es eine Überlegung, eine neue Struktur zu finden, den Eigenbetrieb aufzulösen und alles wieder in einem Kulturamt zusammenzufassen, so Hentschel.

„Ansatz sind die Kosten“, sagt Ausschussvorsitzender Bernhard Böddeker klipp und klar. „Ich sehe keine Möglichkeit, sonst Einsparpotenzial zu generieren. Und eine Erhöhung der Einnahmen in den nächsten Jahren ist erschöpft. Zuschüsse erhöhen? Da ist die Bereitschaft des Landrates beschränkt.“ Dennoch bleiben geringe Möglichkeiten zum Sparen. Die personelle Besetzung bei der Verwaltung der Musikschulen zum Beispiel wolle man unter die Lupe nehmen. Unter anderem solle die Bearbeitung von Gebühren und Honoraren zentral in Bitterfeld erfolgen. Summa summarum bringt das rund 10.000 Euro pro Jahr. Doch das letzte Wort hat der Kreistag.