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Kontrolle Polizei in Zerbst schnappt Temposünder

Die Zerbster Regionalbereichsbeamten gaben einen Einblick in ihre Arbeit. Fünf Temposünder wurden dabei ertappt.

Von Nadin Hänsch 01.07.2017, 01:01

Zerbst l Anpeilen, auf die Mitte der Motorhaube zielen und abschießen, so beschreibt Holger Sticherling, wie er Fahrzeuge mit der Laserpistole am besten ins Visier nimmt. Wer schneller fährt, als erlaubt, wird von dem Regionalbereichsbeamten angehalten. Am Donnerstagnachmittag bekamen einige Autofahrer die rote Polizeikelle zu sehen. „Zum Glück sind die meisten sehr einsichtig und wissen, was sie falsch gemacht haben“, sagt Holger Sticherling. „Wir sind doch alle nur Menschen“, sagt Anja Wernecke. „Und die machen eben auch Fehler.“ Die Zerbster Regionalbereichsbeamtin und ihr Kollege Holger Sticherling messen regelmäßig die Geschwindigkeit im Stadtgebiet Zerbst und ziehen Temposünder aus dem Verkehr.

Am Donnerstag bauten die Polizisten ihre Messstelle an der Wolfsbrücke am Schwimmbad auf und gaben einen kleinen Einblick in ihre Arbeit. Die dortige Höchstgeschwindigkeit von 30 Stundenkilometern überschritten lediglich fünf Autofahrer, allerdings lagen die Überschreitungen unter 47 Stundenkilometern.

In einer Entfernung von 70 Metern peilten die Beamten die sich annähernden Autos aus Richtung Breite an. „Ich habe das Gerät auf 44 Stundenkilometer eingestellt, wenn der Wert erreicht wird, sendet das Gerät einen Piepton aus“, sagt Holger Sticherling. Der Hersteller gebe eine Toleranz von drei Stundenkilometern an, die von der Geschwindigkeit abgezogen werden würde. Mit den Abzügen wurden alle Autofahrer erfasst, die mindestens elf Stundenkilometer zu schnell unterwegs waren. „Wir wollen ja fair bleiben“, so Holger Sticherling.

Wer denkt, bei einer Lasermessung könnten nur entgegenkommende Fahrzeuge erfasst werden, der irrt. „Wir können auch die Geschwindigkeit von sich entfernenden Autos messen“, erklärt der Beamte. Gemessen werden dürfe nicht an allen Stellen. „Wir müssen uns an Vorschriften halten.“ Messstellen seien so beispielsweise in der Nähe von Kitas, Schulen, Spielplätzen, Altenheimen und Unfallschwerpunkten berechtigt. Auch verkehrsberuhigte Zonen oder Bereiche, in denen viel Personenbewegung herrsche, gehören dazu. „Andernfalls hätte unsere Messung vor Gericht keinen Bestand“, erklärt der Regionalbereichsbeamte.

Auf eine Entfernung von 999,99 Meter könne theoretisch eine Geschwindigkeitsmessung mit dem Lasergerät durchgeführt werden. „Doch auf dieser Distanz wird es schwierig“, sagt Holger Sticherling. Der Grund: Es dürfen nur einzeln fahrende Fahrzeuge gemessen werden. „Sonst könnte die Möglichkeit bestehen, dass der ausgesandte Lichtstrahl durch die Scheibe des angepeilten Fahrzeuges geht und die Geschwindigkeit eines dahinter fahrenden ermittelt.“ Daher sei eine Entfernung von 70 bis 250 Meter realistisch.

Wer von den Polizisten ertappt wurde, musste Führerschein, Ausweis und Fahrzeugpapiere vorzeigen. Ein Bußgeldbescheid folgt in den nächsten 14 Tagen. Das Klischee, Frauen seien die vorbildlicheren Autofahrer, konnte Holger Sticherling entkräftigen. „Es hält sich die Waage, egal ob Jung oder Alt, Frau oder Mann.“

Durchschnittlich seien rund 100 Messstunden für die Regionalbereichsbeamten im Jahr umsetzbar, so Holger Sticherling, der am 1. Oktober auf 30 Jahre Dienstzeit zurückblicken kann. Der Regionalbereichsbeamte weiß, dass bei solchen Geschwindigkeitskontrollen häufig auch andere Vergehen zutage kommen. Alkohol oder Drogen am Steuer seien keine Seltenheit. „Wir sind immer sehr aufmerksam.“ Ein Indiz seien beispielsweise Alkoholgeruch oder glasige Augen. „Die Augen können viel verraten“, spricht Holger Sticherling aus Erfahrung. In den vergangenen Jahren seien jedoch weniger Fahrzeugführer, die Drogen konsumiert hatten, festgestellt worden. Das sei eine positive Veränderung. Allerdings seien aufgrund von Personalveränderungen auch weniger Kontrollen durchgeführt worden. „Die Dunkelziffer ist sicher viel höher.“