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Krähen in Zerbst Nester von Saatkrähen verschwinden

Die Krähennester entlang der Zerbster Badergasse sollen entfernt werden. Es hatte Beschwerden gegeben.

Von Daniela Apel 08.02.2017, 06:10

Zerbst l Das Geräusch einer Motorkettensäge heult auf. Wenig später stürzt der mächtige Ahorn krachend auf den Boden. Es ist der erste von insgesamt 15 Bäumen, die der Zerbster Bauhof in dieser Woche entlang der Nuthe in der Badegasse fällt. Die frische Schnittstelle zeigt den Grund: Irgendwann wäre der Stamm auseinandergebrochen, wie Ute Schilling vom Grünflächenamt der Stadt erklärt. Neben den Bäumen liegt ihr allerdings noch ein anderes Problem am Herzen, das endlich angegangen werden darf: die Beseitigung der Krähennester. Mit Schreiben vom 19. Januar erteilte das zuständige Naturschutzreferat des Landesverwaltungsamtes (LVA) die erforderliche Ausnahmegenehmigung.

Denn immer wieder hatten Anwohner der Badergasse über Lärmbelästigungen der hier nistenden Saatkrähen geklagt. Der durch die Vögel „verursachte Dauerlärmpegel vom Morgengrauen bis Sonnenuntergang von Mitte Februar bis Mitte Juli erreicht inzwischen Werte von 60 Dezibel. Die vergleichsweise enge Lage zwischen den Wohnblöcken wirkt hier noch lärmverstärkend“, konstatiert Frank Jurgeit vom LVA nach einer Vor-Ort-Begehung in seinem Genehmigungsschreiben.

Zugleich gesteht er ein, dass Wege, Balkone, Fenster und Autos durch den Kot der Krähen derart verschmutzt werden, dass eine normale Nutzung inzwischen erheblich beeinträchtigt sei. Auch Gesundheitsgefahren insbesondere für spielende Kinder und Rollstuhlfahrer könnten nicht ausgeschlossen werden, wie Jurgeit formuliert. Hinzu kommt, dass eine Verschärfung der Situation zu befürchten sei und sich die im Schlossgarten ansässige Hauptkolonie noch stärker in diesen Bereich ausbreite. 2016 wurden bereits 26 Nester in der Badergasse gezählt.

Weitere fünf befanden sich in der Klappgasse, für welche die Ausnahmegenehmigung ebenfalls gilt. Zumal in dem Fall noch ein weiterer Aspekt greift: die in unmittelbarer Nähe befindliche Fleischerei und das damit verbundene Kontaminationsrisiko für die dort verarbeiteten Lebensmittel durch den Kot der Krähen. „Die Nester wurden bereits aus den beiden Birken herausgeschnitten, in denen sie sich befanden“, erzählt Ute Schilling gestern.

Sie ist froh über diesen ersten Teilerfolg, den die Stadt jetzt erreicht hat. Nicht zuletzt, weil der Tenor auf ihre Voranfrage zur Nesterbeseitigung und Vergrämung dieser besonders geschützten Krähenart negativ ausfiel. „Dennoch haben wir aufgrund der massiven Beschwerden der Anwohner im vergangenen September den entsprechenden Antrag gestellt“, blickt sie zurück.

Die nun vorliegende Genehmigung beinhaltet neben dem Entfernen der Nester auch die Erlaubnis, Maßnahmen zu ergreifen, um ein erneutes Nisten der Saatkrähen zu verhindern. Sie erzählt vom „Ausspritzen“ mittels eines Wasserstrahls. An alles andere wie beispielsweise akustische Abwehrmaßnahmen würden sich die cleveren Vögel zu schnell gewöhnen. „Das dürfen wir aber nur, solange die Vögel noch nicht brüten“, schränkt Ute Schilling ein. „Wir sind deshalb für Hinweise aus der Bevölkerung dankbar, wenn die Krähen wieder mit dem Nestbau beginnen.“ Zugleich betont sie, dass sich diese Vergrämung allein auf die Badergasse und die Klappgasse bezieht.

Denn für die Hauptkolonie im Schlossgarten liegt bislang kein Genehmigungsbescheid vor. Diesbezüglich erfolgt eine gesonderte Prüfung und Entscheidung, wie Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella berichtet. Einzig im Bereich des Wächterganges dürfen noch einige Bäume gefällt werden, da sie zu nah an der Stadtmauer stehen und Schäden an der historischen Schutzanlage verursachen könnten. „Auf einem Teil befinden sich Krähennester“, sagt Ute Schilling und gesteht: „Wir sind gespannt, wo sich die Krähen niederlassen werden.“

Denn Saatkrähen seien dafür bekannt, entfernte Nester zeitnah wieder neu zu bauen, gibt Frank Jurgeit ebenfalls zu bedenken. „Die Tiere werden sich gezwungen sehen, sich neue Nistplätze zu suchen“, weist er in seinem Schreiben auf eine mögliche Verschärfung der Situation im Schlossgarten oder eine Verlagerung der Konfliktsituation in andere Bereiche der Stadt hin. „Generelle Problemlösungen sollten mit den beantragten und genehmigten Maßnahmen also nicht erwartet werden“, schürt er die Hoffnungen. Die Kolonie der Saatkrähen bleibe erhalten, die lokale Population werde nicht gefährdet, bemerkt Jurgeit.

So bleibt abzuwarten, wie sich das Krähenproblem künftig in Zerbst entwickelt. Zumindest die Anwohner der Badergasse und der Klappgasse dürften erst einmal aufatmen.