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Kyrill Sturm zieht Schneise durch die Stadt

Als Kyrill am Abend des 18. Januar 2007 aufbrauste, fiel in weiten Teilen der Stadt Zerbst und des Umlandes der Strom aus.

Von Sebastian Siebert 19.01.2017, 00:01

Zerbst l Mit mehr als 130 Stundenkilometer fegte Kyrill in der Nacht zum 19. Januar durch Zerbst. Der Schaden, der am Morgen heute vor zehn Jahren sichtbar wurde, war immens. „Die Schneise erstreckte sich über den Ankuhn, die Dr.-Martin-Lutherpromenade entlang bis zum Heidetorfriedhof“, erinnert sich Ute Schilling, heute Leiterin des Grünflächenamts in Zerbst und auch schon damals für die Grünflächen zuständig. Besonders die Schäden am Friedhof sind ihr im Gedächtnis geblieben. 170 Bäume seien insgesamt damals auf dem Gelände beschädigt und später entfernt worden. „Wir mussten den Friedhof drei Wochen sperren, weil das Begehen zu gefährlich war“, erinnert sie sich. Das gebrochene Holz habe unter Spannung gestanden, es drohte Lebensgefahr.

Sie erinnert sich auch noch daran, wie dennoch viele Zerbster nach den Gräber ihrer Angehörigen sahen, obwohl der Zutritt streng verboten war. Grund sei das Gerücht gewesen, dass die Wurzeln der umgefallenen Bäume Gräber und Särge hochgedrückt haben sollten. „Dem war aber nicht so“, sagte Ute Schilling. Wie durch ein Wunder seien nahezu alle Bäume an den Gräbern vorbei gefallen. „Ein Grabstein wurde zerstört, einige andere beschädigt und einige auch hoch gedrückt, aber das war es dann auch“, berichtete sie. Fast alles konnte repariert werden. Heute sagt sie schmunzelnd: „Ich bin nicht gläubig, aber damals dachte ich: Gott hält halt doch seine Hand über den Friedhof.“ Nachgepflanzt wurden auf dem Friedhof übrigens nur wenige Bäume. „Im Endeffekt waren auch viele Zerbster gar nicht so unglücklich damit, dass es etwas mehr Licht auf die Gräber fällt. Die Pflanzen dort brauchen das ja“, erklärte Ute Schilling. „Und ich denke, dass dort auch noch mehr als genug Bäume stehen.“ Beerdigungen wurden in der Zeit der Sperre übrigens trotzdem vorgenommen. „Den Weg zur Kapelle haben wir zuerst beräumt und die Beerdigungen konnten stattfinden“, berichtete die Amtsleiterin.

Von Kyrill betroffen waren mehrere Gebiete in der Stadt. „Es waren ja nicht nur die offensichtlich umgestürzten Bäume betroffen, alle Bäume mussten untersucht werden. Viele hatten Bodenrisse, wackelten also und mussten dann gefällt werden“, erklärte sie weiter. Auch diese Bäume zählen in die Bilanz von Kyrill. An der Lutherpromenade fielen rund 190 Alleebäume, alte Linden, dem Sturm zum Opfer. „Noch im gleichen Jahr haben dort die Nachpflanzungen begonnen“, erzählte sie weiter. 61 Wintereichen und 45 Winterlinden sowie eine Zierkirsche sind dort mittlerweile gepflanzt worden, übrigens auch mit Hilfe von Spenden von der Stadtbevölkerung. Nachbepflanzt wurde auch die Nussbaumwiese an der Stadtmauer, allerdings auch mit anderen Bäumen als nur Nussbäumen. Geholfen haben dabei die Mitgleider des Rotary-Clubs. Entlang der Fuhrstraße zum Heidetor sind nach Kyrill 20 neue Bäume und mehr als 600 Sträucher gepflanzt worden.

Die Gemeinde im Umland, die damals noch nicht zu Zerbst zählten, hatten teils heftige Sturmschäden zu beklagen. So zieren die Kastanienallee bei Lindau keine Kastanien mehr. Auf Anraten des Kreises Zerbst wurden diese nach Kyrill gefällt und mit Platanen nachbepflanzt. „Durch Lindau zog der Sturm dann zwischen Deetz und Straguth in Richtung Dobritz, wo der Park fast vollständig zerstört wurde“, berichtete Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella. Revierförster Dietmar Schleth sagte, dass die letzten Auswirkungen nun abgeschlossen sind. Die Baumbestände wurden 2008 und 2009 aufgeforstet, „die Pflege hat uns bis vor zwei Jahren circa beschäftigt. Jetzt ist das Thema eigentlich durch.“