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Landeskirche Anhalts Pflegeberufe müssen attraktiver werden

Um die Pflege zu verbessern, müssen die Berufe dazu attraktiver werden. Diese Erkenntnis ist bei der Diakonie gewachsen.

Von Sebastian Siebert 16.04.2016, 12:00

Zerbst l Pflegeberufe müssen weiterentwickelt und attraktiver werden, um die Qualität in der Pflege zu verbessern. Das hat der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland, Eberhard Grüneberg, bei der Frühjahrstagung der anhaltischen Landessynode in Zerbst betont.

In seinem Bericht zur Arbeit der Diakonie Mitteldeutschland, zu der auch der Bereich der Evangelischen Landeskirche Anhalts gehört, begrüßte Grüneberg den Ende 2015 vorgelegten Entwurf der Bundesregierung für ein Gesetz zur Reform der Pflegeberufe. Es bestehe jedoch dringender Verbesserungsbedarf. „Vor allem dürfen die Pflegebedürftigen nicht noch stärker finanziell belastet werden. Um die generalistische Pflegeausbildung auskömmlich zu finanzieren, ist es deshalb notwendig, die Pflegeversicherungsleistungen deutlich anzuheben“, sagte Grüneberg. Auch müsse die inhaltlich-fachliche Struktur der neuen Pflegeausbildung genauer beschrieben werden.

Mit Blick auf die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen sagte Grüneberg, an der Aktualität der „Halleschen Erklärung“ der Diakonie Mitteldeutschland vom Oktober 2015 habe sich nichts geändert. Notwendig sei weiterhin eine Gesundheitskarte für Flüchtlinge, ebenso müssten Standards bei der Unterbringung festgeschrieben werden.

Auch ein grundsätzliches Landeskonzept zur Integration fehle bisher. Als wichtige Aufgabe für die Flüchtlings-Beratungsstellen der Diakonie bezeichnete Grüneberg die interkulturelle Öffnung. Neben mehrsprachigen Formularen bräuchten die Mitarbeitenden mehr Hintergrundwissen über Migration, die politische Situation in den Herkunftsländern und auch ein Maß an Grundwissen über andere Religionen und damit zusammenhängende Lebensweisen im Alltag, um mit Menschen aus anderen Kulturen angemessen umgehen zu können. Dabei müsse zugleich die eigene deutsche Kultur reflektiert werden.

„Die von unseren Kirchen und der Diakonie Mitteldeutschland gemeinsam auf den Weg gebrachte Bildungsinitiative passt sehr gut in diesen Kontext“, sagte er.

Der Vorstandsvorsitzende wies auf den 2015 in Kraft getretenen Flüchtlingsfonds hin, über den bislang 132 Anträge bewilligt werden konnten. „Wir halfen auf der Flucht getrennten syrischen Familien mit 380 betroffenen Personen, ihre Familienangehörigen nach Deutschland zu holen. In weiteren Fällen wurden Dolmetscher gestützte Psychotherapien für traumatisierte Kinder und Erwachsene durch den Fonds ermöglicht. Seit dem Start unseres Flüchtlingsfonds im April 2014 sind insgesamt knapp 140 000 Euro an Spenden eingegangen“, legte der Redner dar.

Grüneberg trat Behauptungen entgegen, die Ankunft einer größeren Zahl von Flüchtlingen stelle eine Gefahr für das Funktionieren staatlicher Institutionen in Deutschland dar. „Deutschland erlebt explizit keine Flüchtlingskrise, allenfalls eine Verwaltungskrise. Die tatsächlich hohe Zahl der 2015 zu uns gekommenen Menschen überlastet nicht unsere gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Möglichkeiten. Darüber gibt es Streit in unserem Land und vor allem dieser Streit und manche Ängste verändern möglicherweise unser gesellschaftliches Leben und unsere Demokratie nachhaltig. Das christliche Abendland geht damit aber nicht unter.“

In einem weiteren Schwerpunkt wies der Vorstandsvorsitzende der Diakonie Mitteldeutschland auf die bei 21,3 Prozent gleichbleibend hohe Armutsquote in Sachsen-Anhalt hin. Die Diakonie fordere seit Jahren eine Überarbeitung der Berechnung der Hartz-IV-Regelsätze und fordere gleichzeitig eine ganz eigenständige Berechnung der Regelsätze für Kinder, die sich am echten Bedarf bemessen müsse.

„Seit 2006 fordern wir die Errichtung einer öffentlich geförderten Beschäftigung, die Langzeitarbeitslosen und Menschen, die keinen Zugang zum Arbeitsmarkt finden, einen sozialversicherungspflichtigen Job zum Beispiel in Kommunen oder Wohlfahrtseinrichtungen bietet. Die Tatsache, dass der Aufwuchs an Arbeitsplätzen in Deutschland für die dauerhaft vom Arbeitsmarkt ausgegrenzten Menschen keine Effekte hat, gibt unserer Forderung recht.“

Grüneberg berichtete in diesem Zusammenhang vom Engagement der Diakonie für ein besseres gesellschaftliches Zusammenleben. Die Zivilgesellschaft, Kirche und Diakonie können hier Prozesse in Gang bringen. Aktuell setzen wir unseren Fokus auf das unmittelbare Umfeld, auf die Nachbarschaft.

Im Jahr 2015 und 2016 haben die Diakonie Deutschland wie auch die Diakonie Mitteldeutschland das Thema Sozialraum als Jahresthema gewählt. Das Motto lautet „Wir sind Nachbarn. Alle – Für mehr Verantwortung miteinander“

Weiter Informationen unter www.wirsindnachbarn-alle.de.