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Landwirtschaft Die Ernte gut, die Preise schlecht

Die Ernte war gut, die Preise nicht. Das ist das Fazit, das Reinhard Ulrich, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Anhalt.

Von Sebastian Siebert 17.08.2016, 06:00

Zerbst l Die Ernte ist im Bereich des Bauernverbandes weitestgehend abgeschlossen. Reinhard Ulrich, Vorsitzender des Bauernverbandes Anhalt, zieht ein eher verhaltenes Fazit. „Wir haben unterschiedliche Erträge in den verschiedenen Kulturen eingefahren. Beim Getreide sind wir ganz zufrieden, nur der Raps hat uns in diesem Jahr enttäuscht.“ Rund 20 Prozent geringer als im Vorjahr sei die Ernte ausgefallen, fügte er an.

„Nicht zufrieden sind wir nach wie vor mit der Preisentwicklung“, erklärt der Vorsitzende weiter. „Viele Landwirte haben einen Teil ihrer Ernte eingelagert in der Hoffnung auf steigende Preise. Ob sich das bewahrheitet, werde sich in den kommenden Monaten zeigen“, so Ulrich. Prinzipiell könnten die Vorräte über Jahre gelagert werden. „Bis zur nächsten Ernte müssen die Lager wieder leer sein, damit die Landwirte wieder das neue Getreide einlagern können“, sagt er. Bis zum Frühjahr, schiebt er hinterher, müsse alles verkauft sein. „Darum ist es wichtig, dass die Preisentwicklung sich im Herbst bessert“, so der Vorsitzende.

Es sei in mittlerweile so, dass die Preise für Agrarprodukte stark von der Entwicklung an den internationalen Börsen geprägt werden. „Wenn zum Beispiel in Chicago der Weizenpreis steigt, steigt er in Paris an der Börse ebenfalls“, erklärt der Landwirt. „Diese beiden Börsen sind weltweit entscheidend“, ergänzt er. Der Binnenmarkt in Deutschland sei für die Preisfindung der Agrarprodukte nicht mehr entscheidend sondern nur der internationale Markt. Kriege, Ölkrisen, hohe Produktionen - alles beeinflusse den Preis.

„Die Landwirte lagern ein, um bessere Preise zu erzielen. Wie die Kosten eines einzelnen Landwirts sind, kann ich nicht sagen. Es hängt von der Cleverness und den Fähigkeiten des Landwirtes ab.“ Die Preise, welche die Landwirte realisieren können, seien über die Fläche gesehen vermutlich gerade kostendeckend. „Für Roggen, Wintergerste, Futtergetreide ist das schon nicht der Fall“, so Ulrich. Zum Glück seien die Betriebsmittelpreise, also für Dünger und Pflanzenschutzmittel, nicht weiter gestiegen, so dass sich dort Einsparpotenzial ergeben habe.

„Die Ernte ist keine Katastrophe, nur die Preise hätten besser sein können“, fasst er zusammen.

Gebraucht werde dringend Regen. Seit Wochen habe es nicht durchgehend geregnet. „Bei der Wiederbestellung von Winterraps, Silomais und Zuckerrüben fehlt Feuchtigkeit“, so Ulrich. Zur Milch sagte der Vorsitzende: „Die Talsohle bei dem Milchpreis scheint erreicht.“ Die Preise liegen zwischen 23 und 25 Cent je Kilogramm. Das sei weit von der Kostendeckung entfernt. „Es ist nach wie vor ein ruinöser Wettbewerb“, so Ulrich. Er werde Landwirte zwingen, ihre Milchproduktion einzustellen. Alle hoffen, dass die Nachfrage anspringen werde. „Die ersten Anzeichen sprechen davon, dass dies im nächsten Jahr soweit sein könnte“, meint Ulrich. Die Fleischpreise für Schwein und Geflügel konnten sich durch die guten Absätze in der Grillsaison etwas erholen, erzählte er.