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Landwirtschaft Gestank sorgt erneut für Ärger

In Jütrichau stinkt es schon wieder, berichten zahlreiche Dorfbewohner erneut.

Von Thomas Kirchner 13.06.2018, 01:01

Zerbst l „Hier kann man schon nicht mehr von einem üblen Geruch sprechen, das ist ein regelrechter Gestank, penetrant, beißend und das bereits seit Wochen“, schilderte Denis Barycza, Ortsbürgermeister von Jütrichau, neulich. Ein Grillabend im Garten oder auf der Terrasse sei da fast ausgeschlossen gewesen.

Jetzt stinkt es wieder in Jütrichau. Mehrere Familien des Ortes bringt das erneut auf die Barrikaden.

„Am 6. Juni gab es eine erneute Ausbringung von Klärschlamm direkt auf dem Feld vor unserem Wohnhaus in Jütrichau“, schreibt Familie Jansen in ihrer E-Mail an die Volksstimme. Die letzte Ausbringung sei am 27. Mai auf einem benachbarten Feld gewesen. „Der Gestank dieser gülleartigen Substanz ist äußerst unangenehm und beeinträchtigt unsere Lebens- und Wohnqualität stark“, ärgern sich Christine und Frank Jansen.

Ähnlich äußert sich Joachim Wiegelmann. „Fenster und Türen müssen geschlossen bleiben und im Garten kann man sich nicht aufhalten“, schreibt auch er. Vor etwa drei Wochen sei schon einmal in einiger Entfernung vom Ort diese Substanz aufgebracht worden, die Geruchsbelästigung habe da über eine Woche angehalten und das bei diesen hochsommerlichen Temperaturen. „Es stellt sich die Frage, was mutet man uns Bürgern eigentlich zu? Es muss entsorgt werden, keine Frage, aber man könnte es ja unterpflügen, wie es anderweitig üblich ist“, schreibt Joachim Wiegelmann.

„Es ist eine erbärmliche Geruchsbelästigung unmittelbar am bebauten Ortsrand“, erklärt auch Wolfgang Dreher.

So sieht es auch Stephan Wornowski. „Es ist nahezu unerträglich was man uns hier zumutet“, ärgert auch er sich. Er rief bei der jüngsten Ausbringung das Zerbster Ordnungsamt hinzu. Die Mitarbeiter machten sich zwar vor Ort ein Bild, konnten aber nicht eingreifen. „Das liegt ganz einfach daran, dass wir hier nicht zuständig sind“, erklärt Ordnungsamtsleiterin Kerstin Gudella auf Nachfrage. Solcherlei Fälle liegen im Zuständigkeitsbereich des Landkreises, so Gudella. Man gehe davon aus, dass die Ausbringung des Naturdüngers völlig gesetzeskonform abgelaufen ist, so wie es der Landkreis beim letzten Mal auch schon bestätigte.

„Wir werden die aktuellen Ereignisse gemeinsam mit dem Dienstleister, der die Gärreste ausbrachte, beraten und auswerten“, erklärt Chris Döhring, Geschäftsführer der Bio-Raffinerie in Zerbst, die die Gärreste im jetzt neuen Fall herstellte. Allerdings sagt er auch, dass die Gärsubstanz 200 Tage gärt, sodass die entstehenden Gärreste normalerweise geruchsarm seien.

Die Ausbringung der Gärreste sei ein normaler landwirtschaftlicher Prozess im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgedankens. „Das was die Landwirte zu uns bringen, erhalten sie sozusagen als pflanzliche Reste – eben als Dünger zurück“, erläutert Chris Döhring.

Die Anmerkung, dass der Dünger auch hätte untergepflügt werden können, muss Döhring widerlegen. „Es wurden hier im speziellen Fall Maisfelder gedüngt, auf denen die Pflanzen schon gekommen sind. Würde man hier unterpflügen, zerstört man das Wurzelwerk der Pflanzen. Daher wird der Dünger bei Mais schon immer nur oberflächlich aufgebracht.“ Fakt sei aber auch, dass die Felder, die jetzt gedüngt worden sind, bis zur Ernte nicht wieder gedüngt werden müssen.

Ob das alle Felder rings um Jütrichau betreffe, kann er aber nicht einschätzen. Jeder Landwirt, der Mais anbaut, entscheidet selbst, wann er die Düngung aufbringt. Ob das jedoch schon überall passiert ist, wissen nur die jeweiligen bewirtschaftenden Landwirte.