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Leswettbewerb Eine ganz knappe Entscheidung

Wie gut sie lesen können, zeigten die Kinder der Grundschule „An der Stadtmauer“ beim jährlichen Lesewettbewerb.

Von Thomas Höfs 06.02.2019, 06:00

Zerbst l Die kleine Schulbibliothek bildet den Rahmen für den schulinternen Lesewettbewerb. Am frühen Nachmittag richtet die Grundschule „An der Stadtmauer“ die jährliche Veranstaltung aus, damit auch die Eltern dabei sein können. Das Interesse ist groß. Die Erwachsenen passen kaum alle in den kleinen Raum. Doch eine geräumige Aula, angemessen, für so eine Veranstaltung, gibt es in der Schule nicht, zuckt Schulleiterin Manuela Aretz die Schultern.

So sitzen die Eltern mit einem geringen Abstand von dem kleinen Tisch, an dem die Kinder ihr Lesevermögen unter Beweis stellen. 15 Schüler aus den zweiten und dritten Klassen sind gekommen. Eigentlich sollten es noch einige mehr werden. Aus Krankheitsgründen hatten einige Kinder aber zuhause bleiben müssen.

Für einige Mädchen und Jungen ist es der erste Auftritt vor einem größeren Publikum. Die Anspannung ist bei ihnen entsprechend groß. Eine dreiköpfige Jury bewertet die Vorträge. Henning aus der vierten Klassen gehört der Jury an. Der Junge war im vergangenen Jahr der Lesekönig an der Schule. Neben ihm bewerten mit Lea Albrecht eine angehende Referendarin und mit Ulrike Leps, Bibliothekarin der Stadtbibliothek, die Vorträge. Zunächst starten die Schüler mit einem vertrauten Text. Sie haben dazu ein Buch mitgebracht, stellen den Inhalt mit wenigen Worten vor und lesen ein Kapitel daraus. Das klappt bei allen Schülern sehr gut.

Vor allem die Kinder aus der zweiten Klasse zeigen eine hohe Lesekompetenz, freut sich Schulleiterin Manuela Aretz. Beachtenswert sei das Lesevermögen der Schüler schon deshalb, weil sie erst seit wenigen Monaten die Schriftsprache beherrschen. Wie schnell sie sich mit den Buchstaben vertraut gemacht haben und Texte erfassen können, soll aber der zweite Teil des Lesewettbewerbs zeigen. In diesem Teil erhalten die Kinder einen ihnen unbekannten Text. Entsprechend der Klassenstufe hat Ulrike Leps zwei Texte mitgebracht. Nach dem ersten Teil erhalten die Schüler eine kleine Pause. Dann bekommen sie in einem anderen Klassenraum den Text und dürfen sich fünf Minuten mit ihm vertraut machen.

Anschließend sind sie noch einmal an der Reihe und lesen daraus vor. Bei diesem Teil des Wettbewerbs werden die Unterschiede in der Lesekompetenz deutlich, sagt die Schulleiterin. Denn hier erkennt die Jury, welche Kinder die Texte schneller erfassen können. Deutlich macht sich dies beim Vortragen durch eine richtige Betonung der Sätze und Zitate.

„Trotzdem war es am Ende sehr eng“, sagt sie. Die Jury habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, da alle Schüler eine sehr große Lesekompetenz unter Beweis gestellt hätten.

Im Zeitalter der Digitalisierung bleibt das Lesen auch in Zukunft wichtig, macht sie deutlich. Auch deshalb beteiligt sich die Schule an dem jährlich vom Börsenverein des deutschen Buchhandels ausgelobten Wettbewerbs. Seit 60 Jahren gibt es in der Bundesrepublik die Veranstaltung schon. Mehr als 600.000 Schüler haben bundesweit daran teilgenommen.

Schüler, die gut lesen können, haben nicht nur im Deutschunterricht einen Vorteil, weiß die Schulleiterin. In den anderen Fächern mache sich das ebenso schnell bemerkbar, weil es auch hier für die Kinder immer wieder Textaufgaben zu lösen gibt. Besitzen die Schüler dann eine große Lesekompetenz, können sie den Sinn der Aufgabe schnell erfassen und sind dadurch besser in der Lage, die Aufgabe zu lösen. Im digitalen Zeitalter spielt das Lesen und Verstehen nach wie vor eine große Rolle. Dabei haben noch gar nicht lange alle Kinder ein Recht auf Schulbildung. Noch vor einigen Jahrhunderten konnten nur wenige Menschen lesen und schreiben.

Erst zum Ende des 19. Jahrhunderts nahm der Staat die Bildung in der Hand und organisierte neben dem Aufbau öffentlicher Schulen auch die Ausbildung der Lehrer. Mit dem steigenden Bildungsgrad wuchs auch der Wohlstand in Deutschland. Heute ist Bildung etwas ganz Selbstverständliches und gehört zum öffentlichen Alltag dazu. Obwohl in die Schulen schon längst die Digitalisierung Einzug gehalten hat, müssen die Schüler auch heute noch das Lesen wie vor Jahrhunderten selbst lernen. Dass das Spaß machen kann, zeigt der Lesewettbewerb. Es gibt heute eine Vielzahl an unterhaltsamen und lustigen Kinderbüchern. Eine kleine Auswahl davon stellten die Schüler beim Lesewettbewerb vor. Sie animieren mit ihrem Erfolg auch andere Schüler, vielleicht öfter zum Buch zu greifen.