1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Zerbst
  6. >
  7. Denkmalpflege will Rückbau

Lindauer Burg Denkmalpflege will Rückbau

Die Beeinträchtigungen, Störungen und Beschädigungen am Wall der Lindauer Burg sollen rückgängig gemacht werden.

Von Petra Wiese 05.04.2017, 10:00

Lindau l Der Tagesordnungspunkt „Informationen zur Wallanlage Burg“ ließ am Montagabend wieder etliche Anrainer der Grünen Straße der Ortschaftsratssitzung in Lindau beiwohnen. Die wollen schließlich wissen, wie es weiter geht, ob sie rückbauen müssen oder pachten können. Doch konkret wurde es noch immer nicht.

Ortsbürgermeister Helmut Seidler konnte endlich mitteilen, wie die Denkmalpflege die Angelegenheit sieht. Lange genug hat es gedauert. Schon im vergangenen Jahr hatte man eigentlich mit einer Bekanntgabe der Stellungnahme vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle gerechnet.

Ausgangspunkt der ganzen Geschichte war die Empörung der Anrainer über die Baumpflegemaßnahmen am Wall gewesen. Da war abgeholzt und ausgelichtet worden. Die Idylle der Anrainer schmolz dahin.

Im Zuge der Maßnahme, da von der äußeren Seite des Walls mit Technik kein Rankommen war, wurde festgestellt, dass die Bürger an der Stelle ihre Grundstücke auf kommunaler Fläche bis an den Fuß des Walls erweitert haben. Absprachen sind dazu nicht hinterlegt.

Geahndet werden soll das Ganze nicht, hatte Bürgermeister Andreas Dittmann den Anrainern beim Vor-Ort-Termin im Juni 2016 zugesichert. Da wurde über Kompromisse gesprochen, über einen möglichen Pachtvertrag, in dem sich die Bürger dann zur Baumpflege verpflichten müssten. Die denkmalpflegerischen Belange sollten jedoch abgewartet werden.

Letztere sind für Ortsbürgermeister Helmut Seidler ein ganz wichtiger Aspekt im Gesamtkonzept Burganlage. Die Begehung von Sachverständigen fand im August vergangenen Jahres statt. Ein halbes Jahr später wurde nun in der Ratsversammlung öffentlich, was die Denkmalpflege möchte.

Sie moniert, dass im Bereich des Burgwalls – die Flächen sind als zum Denkmal zugehörig erfasst – auf ganzer Länge Gärten und Gartenzäune unter Missachtung bestehender Eigentumsverhältnisse und denkmalrechtlicher Genehmigungsvorbehalte bis an den Ansatz des Walles und teils auch darüber hinaus geführt werden, dass Gartenschuppen und Ställe in provisorischer oder massiver Bauweise und durchweg in gestaltloser Art und Weise errichtet wurden. Das sei „im Gesamtbild grob störend“, besonders auch die Treppenanlage aus Beton, die in den Wall hineingebaut wurde.

All diese „baulichen Fehlentwicklungen“ würden Dr. Holger Brülls zufolge, die Begehbarkeit und Sichtbarkeit der historischen Wallanlage beeinträchtigen. Er fordert auf, die Beeinträchtigungen, Störungen und Beschädigungen konsequent rückgängig zu machen. Dieses Fazit formulierte auch Helmut Seidler.

Für den historischen Freiraum müsse dann alsbald eine denkmalpflegerische Zielstellung verfolgt werden. Und auch der Gehölzaufwuchs sollte als denkmalpflegerische Maßnahme schrittweise entfernt werden, will es das Landesamt. Zum weiteren Verfahren in Sachen Wallanlage sollte eigentlich bei ebendieser Ortschaftsratssitzung am Montagabend ein Beschluss zur Abstimmung gebracht werden – im nichtöffentlichen Teil, da es sich um Grundstücksangelegenheiten handelt. Erst Mittag hatte der Ortsbürgermeister erfahren, dass daraus aus technischen Gründen in der Verwaltung nichts wird.

Der Beschlussvorschlag sei soweit fertig, ließ Heike Krüger, Leiterin des Bau- und Liegenschaftsamtes wissen. Was darin steht, das darf nicht vorweggenommen werden. Der Ortschaftsrat Lindau muss dazu erst entscheiden. Ende Mai ist mit der nächsten Sitzung zu rechnen.

Für die Anwohner waren die Informationen natürlich nicht befriedigend. Vielmehr befürchten sie, dass der Wall vielleicht noch ganz kahl gemacht wird. Das wäre wohl am schlimmsten, abgesehen von dem Aufwand des Rückbaus. Kein Sichtschutz mehr, keine Natur mehr. Genug Schaden mit dem Abholzen gesunder Bäume und Gehölze, die den Vögeln als Nistplätze dienten, sei schon angerichtet worden.

Ingelore Jacob, die zu den betroffenen Anrainern von der Grünen Straße gehört, fragt sich allerdings, ob es wohl den in Borde gefassten Schotterweg auf dem Wall ursprünglich auch schon gegeben hat. Da war nie ein Weg, meint sie. Dann müsste dieser wohl auch zurückgebaut werden...

Ihr gehe es nicht um die paar Quadratmeter Grundstück versicherte sie, auch wenn sie überzeugt ist, dass ihr Großvater die Erweiterung nur nach ordentlicher Absprache mit den zu der Zeit Zuständigen vorgenommen habe. Und so einfach gefallen lassen, dürfe man sich nicht alles. Sie kann nicht nachvollziehen, warum der Ortsbürgermeister entgegen dem Bürgerwillen die Maßnahme am Wall so fokussiert.