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Medizin Helios lässt viele Fragen offen

Die Zerbster Helios-Klinik hat das Mutter-Kind-Zentrum und die Gynäkologie geschlossen. Trotz Bürgerforum bleiben viele Fragen offen.

Von Thomas Kirchner 04.07.2018, 08:00

Zerbst l „Zerbster Klinik ändert Angebote für Schwangere und Patientinnen“ war die Überschrift der entsprechenden Pressemitteilung. Nach Bekanntwerden der Pläne hagelt es Proteste, eine Online-Petition, eine Demonstration vor der Klinik. Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) und die Fraktionen im Zerbster Stadtrat fordern Helios auf, die Entscheidung zurückzunehmen. Dittmann initiiert ein Krisengespräch zwischen Sozialministerium, dem Rathaus und der Klinikleitung – ohne Erfolg.

Die Geschäftsführung lädt zu einem Bürgerdialog ein, will Rede und Antwort stehen. Und das tut sie auch, aber zufrieden sind die anwesenden Bürger mit den Antworten nicht.

Was wird aus der Station, die eben erst für 1,7 Millionen Euro neugebaut wurde? Was wird aus dem Personal? Wie geht es für Patientinnen der Frauenheilkunde weiter? Die Antworten bleiben eher vage.

„Geplant ist der Aufbau einer Hebammenpraxis am Zerbster Standort“, schreibt Kliniksprecher Martin Wachter in seiner Pressemitteilung. Doch wo und mit welchen Hebammen? „Über den Aufbau einer Hebammenpraxis am Zerbster Standort befinden wir uns derzeit im engen Austausch mit den kooperierenden Kliniken in Burg und Köthen sowie den Hebammen. Zu weiteren Details äußern wir uns gerne, wenn die laufenden Planungen abgeschlossen sind“, schreibt Martin Wachter.

„Bestrebungen zur Gründung einer ,Hebammenpraxis‘ sind mit dem Betriebsrat nicht besprochen und Konzepte sind nicht bekannt“, sagt der Betriebsratsvorsitzende Yves Zelmanski im Namen seines Gemiums auf Volkstimme-Nachfrage, da bisher nicht geklärt sei, ob die Hebammen überhaupt in einer Helios-Klinik bleiben. „Fakt ist bisher nur, dass die Hebammen gekündigt wurden.“

Eine weitere Frage: Zieht die neue Klinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde in die neuen Räume der Entbindungsstation? „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns derzeit in den Planungen für die Nutzung der Räumlichkeiten befinden. Hier werden mehrere Varianten in Betracht gezogen“, antwortet Kliniksprecher Wachter.

„Diese Frage hat der Betriebsrat dem Arbeitgeber auch gestellt, die aber noch nicht abschließend beantwortet ist“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende. Das gleiche gelte auch für die Gyn-Abteilung, die laut Klinikleitung als Belegabteilung weitergeführt werden soll.

„Es ist richtig, dass die Gynäkologie künftig als Belegabteilung fortgeführt wird. Dazu laufen Gespräche mit möglichen Belegärzten“, geht der Pressesprecher kurz und knapp auf die Frage ein, wer die Belegabteilung fortführen wird und auf welcher Station. Im Übrigen sehe der Betriebrat die Schließung des Kreißsaals sehr kritisch, lehnt sie ab und hat den Arbeitgeber zur Prüfung von Alternativkonzepten aufgefordert.

„Wir waren und sind überrascht und empört über die kurzfristige Entscheidung, die mit dem Betriebsrat auch nicht abgestimmt war. Dem Betriebsrat ist nicht klar, warum keine Kooperation mit der Helios Klinik Köthen und Helios Klinik Jerichower Land in Burg geprüft wurde“, betont Zelmanski.

Trotz Forderung des Betriebsrates die Kündigungen nicht auszusprechen, bevor die Interessenausgleichsverhandlungen abgeschlossen sind, habe der Arbeitgeber angekündigt, allen Hebammen die Kündigung auszusprechen. Dies geschah am vergangenen Freitag.

„Wir sind weiter in Verhandlungen eines Sozialplanes und Interessenausgleiches. Forderung ist die Weiterbeschäftigung unter bisherigen Bedingungen (auch in anderen Helios Kliniken), notfalls Abfindungen, Mitbestimmungen bei den Versetzungen der Krankenschwestern und Berücksichtigung von deren Wünschen“, erklärt der Betriebsratsvorsitzende.

Aussagen der Klinikleitung beim Bürgerforum, wonach vier Hebammen in den Kliniken Burg und Köthen weiter beschäftigt werden, bestätigen weder der Betriebsrat noch die Hebammen.