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Motorsport Neue Chance für Motorradsport in Zerbst

Zerbst hat wieder eine Motocrosstrecke. Der Anhaltiner Motorradclub Dessau betreibt die Strecke auf dem Flugplatz.

Von Arlette Krickau 18.06.2018, 07:00

Zerbst l Motorengeräusche erfüllen die Luft, gleich nach dem Vorbeirauschen der Motorräder dann auch aufgewirbelter Sand und Erde. An der Motocross-Strecke auf dem ehemaligen Militärflugplatzgelände in Zerbst ist am Wochenende jede Menge los gewesen – und das auch erlaubt.

Vielen ist die Cross-Strecke zwar bekannt, doch bisher wurde sie nur illegal genutzt. Seit Sonnabend ist sie ganz offiziell durch den ersten Anhaltiner Motorradclub Dessau in Betrieb genommen worden.

„Wir kennen das Gelände schon länger durch unsere Viertelmeile-Rennen, die wir hier schon seit längerer Zeit veranstalten. Da sind wir aufmerksam geworden und haben beim Flugverein angefragt“, verrät Axel Reinhardt, stellvertretender Vorsitzender des Vereins.

Denn früher war der Motorradclub eine ganz große Nummer, mit mehr als 150 Mitgliedern. „Doch dann muss man den Mitgliedern auch was bieten können, und das konnten wir irgendwann nicht mehr. Ohne eigene Strecke ist es schwer, Mitglieder zu halten“, erklärt er. Das Gründungsmitglied weiß, wovon es spricht. Seit 28 Jahren mischt er aktiv im Vereinsleben mit.

Lange hatte man sich also schon umgesehen, um so größer war die Freude, als Roland Prokop, Vorsitzender des Luftsportvereins Zerbst, sich absolut redebereit erklärte. Vier Jahre hat es dann gebraucht, den Bau und den Betrieb einer Motocrossstrecke genehmigt zu bekommen, aber nun ist es gelungen: Der Verein hat wieder eine eigene Strecke.

Und nicht irgendeine, sonder nach den eigenen Erfahrungen und Vorstellungen der Mitglieder angelegt. 2,5 Kilometer ist sie lang und wartet mit allem auf, was so eine Strecke braucht: Sprunghügel, Anlieger, Off-Road-Strecken, Bodenwellen und als besonderes Schmankerl auch eine Teilstrecke durch ein Treppenhaus.

Dazu kommt noch ein Schießstand. Richtig gelesen. Schießen und Motorradfahren bedingen nämlich eindeutig einander, wenn es sich um Motorrad-Quad-Biathlon-Rennen handelt. Und genau diese sollen auf der Strecke stattfinden.

Mit einem Laser-Schießstand fallen auch aufwendige Genehmigungsverfahren weg, die der Club derzeit nicht stemmen könnte, doch der Betrieb läuft mit der Laservariante einwandfrei.

Aber auch richtige Motocross-Rennen sollen einmal hier offiziell gefahren werden. Damit die Strecke dafür aber zugelassen wird, bedarf es noch einiger Arbeiten. Beispielsweise muss eine Minimalbreite von fünf Metern durchgehend gewährleistet sein, eine Start- und auch eine Vorstartzone müssen vorhanden sein. „Doch das gehen wir jetzt langsam an“, sagt Reinhardt optimistisch.

Das erste Etappenziel sieht er vorerst erreicht. Die Strecke kann offiziell, das heißt vor allem für die Nutzer, mit Versicherungsschutz, genutzt werden.

Nutzen können nicht nur Mitglieder die Strecke, sondern auch einfach nur Motocrossbegeisterte. „Wir wollen Trainingszeiten anbieten oder sogar Trainingswochenenden. Dafür kann sich jeder anmelden. Etwa zehn Euro werden wir für einen Trainingstag von Nicht-Mitgliedern nehmen“, erklärt er die weiteren Pläne. Denn die Strecke soll auch mit Leben erfüllt sein.

Noch viel mehr als über Interessierte Nutzer, würde sich der Verein aber natürlich über neue Mitglieder freuen. „Für Mitglieder haben wir ein Punktesystem erarbeitet. Wer sich im Vereinsleben und bei Veranstaltungen einbringt, erhält Punkte. Mit denen gibt es nicht nur freie Trainingszeiten, sondern auch teilweise freie Mitgliedschaft“, wirbt Reinhardt.

Bisher stemmt der Verein alles nur über die doch überschaubaren Mitglieder und viele Freunde, die freiwillig ihre Zeit investieren und mal mit anpacken.

Dass das Gelände jetzt für 25 Jahre an den Verein verpachtet ist, findet Roland Prokop gut. Der Vorsitzende des Luftsportvereins Zerbst hat den Deal mit dem Motorradclub gemacht. „Ich glaube, die Jugend muss sich austoben können, und das kann man hier jetzt“, sagt er mit einem Lachen. Lieber hätte er Rennen hier, unter ordentlichen Rahmenbedingungen, als auf der Straße. Auch für seinen eigenen Verein sieht er nur Vorteile: „Das Gelände haben wir nie genutzt, jetzt haben es Menschen, die wir kennen und mit denen wir beim Viertelmeile-Rennen nur gute Erfahrungen gemacht haben. Außerdem kommt noch ein wenig Geld in unsere Vereinskasse.“

Bürgermeister Andreas Dittmann war ebenfalls zur Eröffnung angereist und lobt das Unterfangen. „Man muss für alle Altersklassen Angebote haben. Damit haben wir für die Jugend definitiv eins mehr“, freut er sich.

In der Tradition von Sand- und Rasenbahn-Rennen sieht er die Crossstrecke als Fortsetzung einer Tradition in der Region. Er habe das Projekt mit verfolgt, sagt selbst. „Es war und ist sehr ambitioniert“ und er weiß auch, dass es nicht ganz unumstritten war. „Einwohner aus Straguth und Pulspforde haben Bedenken wegen Lärmbelästigung angemeldet“, räumt er ein. Aufgrund dessen sei ein Bundesimmissionsschutzverfahren im Zuge der Anmeldung der Strecke durchgeführt worden, was den Lärm als zumutbar einstuft.

Nun kann man gespannt sein, wie sich Verein und Strecke weiterentwickeln.