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Nach Querelen  Deetzer beschwören Neuanfang

Tobias Böttcher (SPD) ist neuer Ortsbürgermeister von Deetz. Seinen ersten Antrittsbesuch stattete er den Kameraden der Ortsfeuerwehr ab.

Von Thomas Kirchner 06.08.2019, 01:01

Deetz l Es ist gerade elf Tage her, dass Tobias Böttcher vom Ortschaftsrat zum Ortsbürgermeister in Deetz gewählt wurde – zum jüngsten in der Einheitsgemeinde Zerbst wohlgemerkt. Der 29-Jährige ist noch nicht einmal vereidigt, da führt ihn einer seiner ersten Wege schon zu den Kameraden der Ortsfeuerwehr – nicht zufällig. „Ich weiß, dass es in den letzten Jahren zwischen dem Ortsbügermeister und der Feuerwehr viele Schwierigkeiten gegeben hat“, sagt Böttcher. Das wolle er so schnell wie möglich ändern.

„Ich möchte einen unbedingten Neuanfang. Wann immer ihr meine Hilfe oder Unterstützung braucht, dann lasst es mich wissen, egal, ob per Anruf, E-Mail oder Whatsapp“, betont der 29-Jährige gegenüber den Kameraden, die sich am Freitagabend zur Ausbildung im Gerätehaus versammelt haben. Und das kommt an. Die anwesenden Kameraden honorieren das Versprechen mit Applaus.

In einem anschließenden Sechs-Augen-Gespräch zwischen Ortswehrleiter Denis Hofmann, seinem 2. Stellvertreter Matthias Bachmann und dem neuen Ortsbürgermeister sind sich die Drei einig, dass man die Aufgaben in der Gemeinde nur gemeinsam bewältigen könne.

„Sowohl ich, als auch der Ortschaftsrat und ihr als Feuerwehr, wir alle sind im Ehrenamt tätig und wollen das Gleiche, nämlich das Beste für den Ort und die Menschen, die darin leben“, betont Böttcher. Und das lasse sich am allerbesten umsetzen, wenn alle an einem Strang ziehen.

Das sieht Denis Hofmann genauso. „Ich erwarte, dass wir als gesellschaftliche Institution im Ort mehr Anerkennung finden und dass wir bei anstehenden Veranstaltungen im Ort besser als bisher zusammenarbeiten“, macht Hofmann deutlich. Die Organisation könne beispielsweise nicht nur auf den Schultern der Feuerwehr und ihres Fördervereins lasten.

„Wichtig ist, dass wir bei Problemen gemeinsam – Feuerwehr, Bürgermeister, Ortschaftsrat – nach Lösungsmöglichkeiten suchen, einfach mehr aufeinander zugehen und gegebenenfalls auch Kompromisse finden“, betont der Ortswehrleiter. Man dürfe nicht erst warten, bis das sprichwörtliche Kind in den Brunnen gefallen sei. „Es kann sich natürlich nicht immer nur um die Belange der Feuerwehr drehen. Das wissen wir. Es müssen natürlich alle Belange des Ortes berücksichtigt werden“, so Hofmann. Doch man wolle schon informiert werden, wenn beispielsweise Entscheidungen anstehen, die auch die Ortsfeuerwehr betreffen.

„Ich werde nach meinen Möglichkeiten auch an den Stadtratssitzungen teilnehmen und darüber informieren, was ansteht“, sagt Tobias Böttcher. Er wisse um den Stellenwert der Feuerwehr gerade in den Dörfern. „Wenn wegen irgendwelchen Disputen die Hälfte der Einwohner nicht zu den Dorffesten kommt, ist das eine Situation, die geändert werden muss“, macht der Ortsbürgermeister deutlich. Die Kräfte sollten lieber in die Arbeit und den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft, statt in Zank und Streit fließen.

In der Vergangenheit hatte es immer wieder Querelen zwischen der Ortsfeuerwehr und dem ehemaligen Ortsbürgermeister gegeben. Es ging unter anderem um mangelnde Kommunikation, fehlenden Rückhalt, um das Vorenthalten von Informationen und um ein Grundstück direkt hinter dem Gerätehaus. Zum Maibaumsetzen 2018 machten die Kameraden schließlich mit einer Protestaktion ihrem Ärger Luft.

Hofmann schlägt vor, in regelmäßigen Abständen, zum Beispiel ein Mal im Jahr, Ortschaftsratssitzungen im Gerätehaus unter Einbeziehung der Bürger stattfinden zu lassen. „So können die Bürger ihre Fragen und Anliegen direkt sowohl an die Ortschaftsräte, als auch an uns als Feuerwehr richten“, so Hofmann.

Böttcher findet den Vorschlag gut und möchte ihn aufgreifen. Beide Seiten vereinbaren, dass sie in Zukunft enger zusammenarbeiten und auftretende Problem gemeinsam lösen wollen. „Letztlich sitzen wir doch alle im selben Boot und haben die gleichen Ziele“, sind sich am Ende beide Seiten einig.

Tobias Böttcher ist in Zerbst geboren, in Deetz aufgewachsen und in Lindau und Loburg zur Schule gegangen. Der 29-Jährige ist gelernter Automobilkaufmann und arbeitet derzeit als kaufmännischer Angestellter in einem Unternehmen in Gehrden. „Angst habe ich keine vor der neuen Aufgabe, aber Respekt“, gibt Böttcher zu. Er wolle den Zusammenhalt stärken und versuchen, offene Gräben zuzuschütten, die Menschen, die im Ort leben, einbeziehen.

„Die wenigen zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel sollen nach gemeinsamer Beratung mit dem Ortschaftsrat mit Bedacht eingesetzt und wo es möglich ist, auch Fördermittel aquiriert werden“, kündigt Böttcher an. Auch für die Verbesserung der Infrastruktur wolle er sich stark machen und ein gutes Verhältnis zur Stadtverwaltung und den Vereinen pflegen.