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Nachfolge Bürgermeister: „Fürst Franz wäre stolz“

Das Zerbster Gymnasium bekommt eine neue Leitung. Nach vielen Jahren als Stellvertreterin übernimmt Veronika Schimmel nun das Amt.

Von Thomas Kirchner 20.09.2017, 01:01

Zerbst l Seit Montag ist es nun offiziell: Veronika Schimmel ist neue Schulleiterin des Zerbster Gymnasiums Francisceum. Am Montagabend erhielt sie im Beisein von Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD), dem stellvertretenden Landrat Bernhard Böddeker und Landtagsmitglied Dietmar Krause (CDU) die Ernennungsurkunde aus den Händen von Dr. Gabriele Duckstein, zuständige Fachreferentin beim Landesschulamt Sachsen Anhalt. Gekommen waren auch zahlreiche Schulleiter der Einheitsgemeinde, Vertreter aus der Wirtschaft und natürlich das Lehrerkollegium des Francisceums.

„Ich freue mich ihnen mitteilen zu können, dass das Auswahlverfahren zu ihren Gunsten abgeschlossen wurde und ich ihnen heute die Ernennungsurkunde überreichen kann“, erklärte Gabriele Duckstein. Duckstein dankte Veronika Schimmel für die jahrelang geleistete Arbeit als stellvertretende Schulleiterin. „Die größte Herausforderung, diese Schule zu leiten, liegt nun noch vor ihnen, dazu wünsche ich ihnen stets eine glückliche Hand“, sagte die Fachreferentin. Dann war es soweit, Veronika Schimmel erhielt die Ernennungsurkunde als neue Leiterin des Zerbster Gymnasiums.

„Eine außergewöhnliche Schule hat eine außergewöhnliche Führungspersönlichkeit verdient und in diesem Fall auch bekommen“, erklärte Bürgermeister Andreas Dittmann. „Der Namensgeber dieses Gymnasiums , Fürst Franz von Anhalt, wäre stolz gewesen, wenn er wüsste, dass sie jetzt diese Schule leiten“, dessen war sich Dittmann sicher. Es zieme sich nicht, Vertreter einer Landesbehörde zu korrigieren, Dittmann tat es aber dennoch.

Ohne die Leistungen ihrer Vorgänger schmälern zu wollen, die Bewährungsprobe, dieses Haus zu leiten, liege nicht mehr vor Veronika Schimmel. „Denn alle, die sie über die Jahre kennen und schätzen gelernt haben, wissen sehr wohl was Veronika Schimmel aus der zweiten Reihe, als stellvertretende Schulleiterin für dieses Haus geleistet und veranlasst hat – und im Idealfall, haben sich die Direktoren ihnen nicht in den Weg gestellt“, verwies der Rathauschef mit einem Augenzwinkern auf die Leistungen von Veronika Schimmel.

„Es ist ein besonderer Einschnitt für eine Schule, wenn eine neue Schulleiterin ernannt wird. Das Francisceum ist sowieso keine gewöhnliche Schule, es ist die älteste weiterführende Schule des Landes“, sagte der stellvertretende Landrat Bernhard Böddeker. In einer derart alten Schule mit so vielen Räumen, lägen Freud und Leid ganz nah beieinander. Der aktuelle bauliche Zustand zeige, wie umfangreich hier gearbeitet wurde, bis hin zur Cafeteria. „Frau Schimmel ist diese Schule seit 25 Jahren vertraut, wahrscheinlich kennen sie jeden Schüler beim Namen“, wendete sich Böddeker an die neue Schulleiterin. „Sicher haben sie schon einen Plan, wie sie diese Schule leiten wollen. Ich wünsche viel Gesundheit und ein starkes Herz, denn nicht zuletzt ist Bildung auch Herzenssache.“

Veronika Schimmel selbst bringt es mit den Puhdys auf den Punkt: „Wenn Träume sterben, wirst du alt. Ich habe noch Träume.“ Sie träume von fröhlichen, wissbegierigen Schülern in einem geschichtsträchtigen Ambiente, die von einem engagierten, einheitlich handelnden Lehrerkollegium meisterlich auf ein Leben nach dem Abitur in unserer globalen Welt vorbereitet werden. „Es ist mir wichtig unsere Partner – das Land Sachsen-Anhalt, den Landkreis, die Stadt Zerbst, unsere Kooperationspartner sowie auch alle anderen Schulformen und die an Schule beteiligten Personen wie die Lehrer, die technischen Kräfte, den Förderverein und die Francisceumsstiftung – einzubeziehen“, betonte Veronika Schimmel in ihrer kurzen Ansprache. Sie wünsche sich auch weiterhin eine konstruktive und effektive Zusammenarbeit aller.

Veronika Schimmel machte ihr Abitur in Roßlau. Anschließend studierte sie in Mühlhausen Mathematik und Chemie auf Lehramt. „Seit der ersten Chemiestunde in der siebten Klasse wusste ich, dass ich Lehrerin werden wollte“, sagte Veronika Schimmel. Da habe sich über die Jahre auch nichts dran geändert. Das einzige was sie wirklich davon abhalten könne, Lehrerin zu werden und auch zu bleiben, sei fehlender Respekt der Schüler ihr gegenüber. „Gegenseitiger Respekt ist enorm wichtig. Wenn mich die Schüler irgendwann einmal nicht mehr respektieren, würde ich hinschmeißen“, erklärte Schimmel.

Nach dem Studium 1977 ging die damals junge Lehrkraft dorthin, wo die DDR sie gebraucht hat. Das war die Polytechnische Oberschule in Rosian, damals im Kreis Zerbst, heute Jerichower Land. „In Rosian habe ich auch eine Wohnung bekommen“, erinnerte sie sich. In dem kleinen Örtchen habe sie dann bis kurz nach der Wende unterrichtet. 1991 wechselte sie ans Gymnasium nach Zerbst. Sieben Jahre später wurde Veronika Schimmel stellvertretende Schulleiterin. „Ich brauche das Gewusel und immer etwas zum Organisieren“, sagte Schimmel lachend, da blühe sie regelrecht auf.

Von 2008 bis 2011 hat Veronika Schimmel noch einmal die Schulbank gedrückt. Sie studierte Wirtschaftslehre und unterrichtet jetzt Mathematik und Wirtschaft-Vorstufe. Seit 40 Jahren ist sie nun Lehrerin. Wenn die Schulleiterin über ihre Arbeit spricht, leuchten ihre Augen und wer sie bei der Arbeit beobachtet, merkt sofort, sie ist mit Leib und Seele Lehrerin. „Die Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß“, sagte Veronika Schimmel mit einem Strahlen im Gesicht.