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Nachruf Ein Leben für das Wohl von Walternienburg

Walternienburg und die Stadt Zerbst trauern um Heinz Reifarth. In seinem engagierten Leben hat er viel bewegt.

Von Petra Wiese 06.12.2019, 00:01

Walternienburg l „Wir lassen ihn ungern gehen“, - das war die Überschrift in der Volksstimme, als Heinz Reifarth 2009 als Leiter der Walternienburger Grundschule verabschiedet wurde. Vom Abschied als Ortsbürgermeister war im Juli diesen Jahres zu lesen. Nun ist es ein endgültiger Abschied.

Nach langer schwerer Krankheit verstarb Heinz Reifarth am 23. November. Ein schmerzlicher Verlust nicht nur für seine Familie. Sein Dorf Walternienburg und seine Stadt Zerbst/Anhalt trauern um einen liebenswerten, immer korrekten, aufrichtigen und über die Maßen engagierten Menschen.

Was wäre Walternienburg ohne Heinz Reifarth? Der gebürtige Thüringer hat Spuren an der Elbe hinterlassen. Zum einen an der Schule, deren Leitung er kurz nach der Wende übernahm. Zum anderen in seinem Ort, wo er viel bewegt hat in 29 Jahren als Bürgermeister. Er nahm jede Herausforderung an, wenn es ein Ziel zu erreichen gab. Keine Baustelle war zu schwierig und schon gar nicht die an der Burg.

Das Aushängeschild Walternienburgs, da steckt Heinz Reifarths Herzblut drin. Die Burganlage ließ er zu einem Schmuckstück werden, an dem seine Mitbürger, ja Reisende aus nah und fern ihre Freude haben. Dort war er anzutreffen – ob als Touristenführer im Burgturm, in der Besprechung mit seinen Mitstreitern oder bei den Veranstaltungen in der Markt- und Festscheune. Oft Seite an Seite mit seiner Frau Erika.

Die Burg ist sein zweites Kind gewesen und seine Enkelkinder haben ihn oft auf der Burg besucht. Die Einrichtung des Standesamtes war für ihn ein weiterer Höhepunkt. So heiraten heute Paare aus ganz Deutschland in Walternienburg – wer hätte das vor 29 Jahren gedacht.

Heinz Reifarth wusste mit den Partnern in der Stadt umzugehen, schätzte ebenso den ehrenamtlichen Einsatz derer im Ortschaftsrat, in der örtlichen Feuerwehr oder im Heimatverein.

Die Zusammenarbeit aller war ihm wichtig zum Wohle der Ortschaft. Die wollte er wachsen und gedeihen sehen. Der Nachwuchs – ob in Kita oder Schule – lag ihm, der beruflich Lehrer aus Leidenschaft war, am Herzen, wie die Institutionen selbst. Junge Familien hieß er in Walternienburg willkommen.

Für sein langjähriges kommunalpolitisches und ehrenamtliches Engagement wurde Heinz Reifarth 2013 durch Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) mit dem Bundesverdienstorden ausgezeichnet. „Seit seiner Wahl zum ehrenamtlichen Bürgermeister 1990 setzt er sich beispielhaft für die Entwicklung seiner Heimatgemeinde Walternienburg ein. Sein besonderes Augenmerk gilt seit mehr als 20 Jahren der Sanierung der denkmalgeschützten mittelalterlichen Burganlage“, hieß es da zur Begründung.

Nun zu guter Letzt wurde ihm eine weitere Ehre zuteil. Es war der Wunsch des Ortschaftsrates um Heinz Reifarths Amtsnachfolger Jörg Hausmann, den 71-Jährigen zum Ehrenbürger Walternienburgs zu machen. Der Stadtrat unterstützte das Anliegen, das nicht pro forma sondern eher aus tiefstem Herzen kam. Gerade noch rechtzeitig.

Die Nachricht vom Tod Heinz Reifarths erreichte den Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) nur kurze Zeit später. Heinz Reifarth war von 1990 bis 2019 ehrenamtlicher Bürgermeister und Ortsbürgermeister Walternienburgs und von 2010 bis zu diesem Jahr auch Mitglied des Stadtrates. „Allein schon aus diesen Daten lässt sich ablesen, dass er ein kommunalpolitisch sehr engagierter Mensch war“, so Andreas Dittmann. Ihn habe vor allem ausgezeichnet, dass er sich in die Themen des Stadtrates und hier vor allem des Sozial-, Schul-, Kultur- und Sportauschusses einarbeitete und sich stets ein eigenes Bild machte.

„Wer mit ihm zusammen arbeitete, erlebte einen sehr überlegt und besonnen agierenden Menschen“, beschreibt ihn der Bürgermeister. Das Walter- nienburg sich so schön präsentiert, sei untrennbar mit Heinz Reifarth und seinem Wirken als Bürgermeister verbunden, auch dass die Burg heute ein Anziehungspunkt am Elberadwanderweg ist, sei seiner Beharrlichkeit zu verdanken.

„Ich bin darum sehr froh, dass es noch möglich war, in einem zusätzlichen Tagesordnungspunkt am 20. November in nichtöffentlicher Sitzung des Stadtrates, ihm auf Antrag des gesamten Ortschaftsrates Walternienburgs die Ehrenbürgerschaft der Ortschaft Walternienburg zu verleihen“, so Dittmann.

Der Stadtrat votierte einstimmig für den Antrag, so dass Jörg Hausmann und Andreas Dittmann gleich im Anschluss der Stadtratssitzung nach Walternienburg fuhren, um die Nachricht zu überbringen. „Walternienburg und Zerbst/Anhalt haben mit Heinz Reifarth einen ganz außergewöhnlichen Kommunalpolitiker und warmherzigen Menschen verloren“, bedauert der Bürgermeister.

In Walternienburg ist Jörg Hausmann in die Fußstapfen von Heinz Reifarth getreten. „Mit dem im Mai diesen Jahres neugewählten Ortschaftsrat werden neue Projekte in, um und für Walternienburg gestartet und somit auf den von Heinz Reifarth geprägtem erfolgreichen Weg fortgeführt“, sagte Jörg Hausmann und versicherte, dass der deutlich verjüngte Ortschaftsrat Walternienburg dabei unbedingt das Erbe von Heinz Reifarth ehren und fortsetzen will.