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Nahverkehr Rolle rückwärts bei der Deutschen Bahn

Der Haltepunkt in Güterglück wird erst 2021 verlegt. Bis dahin ist der Bahnhof nicht barrierefrei.

Von Thomas Kirchner 03.05.2018, 01:01

Güterglück l Ab 23. Juni werden die Bahnen in beide Richtungen nur noch den Bahnsteig 1 in Güterglück anfahren, hieß kürzlich im Zusammenhang mit den derzeitigen Bauarbeiten der Bahn. Doch warum? Sollte es doch am Ende der Bauarbeiten einen neuen Haltepunkt in der Moritzer Straße geben. Die Volksstimme hakte nach und tatsächlich, die neuen Bahnsteige wird es nicht geben, zumindest nicht jetzt.

„Der Neubau der Verkehrsstation Güterglück in neuer Lage der Moritzer Straße wird derzeit für das Jahr 2021 geplant“, schreibt Erika Poschke-Frost, Sprecherin der DB-Regio Leipzig.

Während der Vollsperrung werde zwar der Fußgängertunnel verfüllt, der neue Haltepunkt werde jedoch nicht gebaut.

„Der Bahnverkehr wird nach der Vollsperrung aus beiden Richtungen über ein Gleis geleitet, sodass alle Reisenden temporär den Hausbahnsteig (Bahnsteig 1) nutzen werden“, erklärt Poschke-Frost. Dadurch entfalle für die Reisenden eine Gleisüberquerung. „Um den Zugverkehr auf der viel befahrenen Strecke Magdeburg-Dessau reibungslos zu halten, werden wir im Dezember 2018 für die Fahrgäste Richtung Magdeburg eine temporäre Fußgängerüberführung bauen“, erläutert die Bahnsprecherin weiter.

Es würden dann zusätzlich eine Beleuchtung und neue Wetterschutzanlagen errichtet, das Wegeleitsystem entsprechend angepasst. Die Sperrpause für den Bau der Fußgängerüberführung sei vom 14. bis 18. Dezember geplant.

So werden Bahnnutzer mit Rollstuhl, Rollator oder Menschen, die nicht gut zu Fuß sind und die Treppen der Überführung nicht überwinden können, erst nach Zerbst fahren müssen, um dort in die Regionalbahn nach Magdeburg umzusteigen, und das gut drei Jahre lang.

„Ja, es ist richtig, in Richtung Magdeburg wäre dann ab Ende des Jahres ein barrierefreier Zugang bis zur Fertigstellung der neuen Station leider erst einmal nicht möglich“, so die Bahnsprecherin.

Im Jahr 2021 seien Arbeiten an Signal-, Leit- und sicherungstechnischen Anlagen sowie an der Gleis- und Oberleitungsinfrastruktur geplant. Während dieser Arbeiten solle dann auch der neue Haltepunkt in Güterglück gebaut werden. Wie lange diese Baumaßnahme dauern werde, könne sie noch nicht sagen. Details dazu sind in Planung, „deswegen können wir dazu noch nicht näher berichten“, heißt es von Poschke-Frost.

Natürlich sei es schade, dass die aktuelle Sperrung der Bahnstrecke nicht auch für die Verlagerung des Haltepunktes in Güterglück genutzt wird, so Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD). „Wichtig ist aber, dass die Bahn die Position von Stadt und Ortschaft akzeptiert hat und keine dauerhafte Brückenlösung errichtet“, sagt Dittmann.

Dagegen habe sich schon wegen der fehlenden Barrierefreiheit der Protest der Stadt gerichtet. „Andererseits dauert dann ein solches Vorhaben länger in der Umsetzung, als es uns allen lieb ist. Da haben wir bei der Park-and-Ride-Lösung am Zerbster Bahnhof viel Erfahrungen sammeln dürfen“, erklärt der Rathauschef.

Die technische Verzögerung sei durchaus bedauerlich. „Güterglück gehört bislang zu den Stationen, die leider durch den Tunnelzugang nicht barrierefrei sind“, erklärt Wolfgang Ball, Pressesprecher der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (NASA) mbH.

Das solle sich ändern, dauere aber – wie sich zeigt – länger als gedacht. Die NASA bemühe sich schon lange um eine barrierefreie Lösung für Güterglück und habe vorgeschlagen, die Station an den Bahnübergang zu verlegen, wo die Barrieren entfallen würden.

„Die DB plante dementsprechend und wollte mit Schließung des Tunnels die neuen – barrierefreien – Bahnsteige am Bahnübergang eröffnen. Wie sich allerdings bei der konkreten Bauplanung herausstellte, sind der Bahnübergang und die künftige Bahnsteiglage sicherungstechnisch voneinander abhängig, was eine derzeitige Verlegung ausschließt“, sagt Wolfgang Ball.

Wie die DB mitteilt, könne man die neuen Bahnsteige erst nach dem Streckenausbau (bis 2021) errichten. „Es ist gut, dass Güterglück dann barrierefrei zugängliche Bahnsteige erhält, auch wenn es bis dahin länger dauert als gewünscht“, betont der NASA-Sprecher.