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Nicolaikirche Prozessionsspiel auf Marktbühne?

Die Nicolaikirche in Zerbst sollte der Aufführungsort sein. Nun könnte sie vielleicht nur Kulisse werden.

Von Daniela Apel 08.09.2016, 01:01

Zerbst l Unter dem Motto „Hört her, merkt auf, versteht“ findet vom 8. bis zum 10. September 2017 nach über 500 Jahren die moderne Neuinszenierung des Zerbster Prozessionsspiels statt. Drei abendliche Aufführungen soll es geben. Als Veranstaltungsort für das multimediale Theaterstück war bislang die Ruine der Nicolaikirche vorgesehen. Über eine Leinwand sollte das Geschehen auf der Bühne nach draußen projiziert werden. Inzwischen wird allerdings über eine andere Variante nachgedacht, wie Bürgermeister Andreas Dittmann (SPD) am Dienstagabend im Bau- und Stadtentwicklungsausschuss ausführte.

Dort berichtete er von einem Termin, an dem Vertreter der unteren Denkmalbehörde, des Förderkreises St. Nicolai sowie der Kirchengemeinde teilnahmen. Bei dem Vor-Ort-Gespräch ging es um die technischen Aspekte des Vorhabens wie Flucht- und Rettungswege, erläuterte Dittmann. Konkret befasste sich die Runde mit der bereits angedachten Öffnung zweier Portale. Neben einem zugemauerten Zugang in der südöstlichen Fassade galt das Augenmerk dem Portal, das dem jetzigen, mit einem Gittertor versehenen Südeingang in der Nordmauer direkt gegenüber liegt. „Aus Sicht der Denkmalpflege wäre eine Öffnung möglich“, erklärte der Bürgermeister. Auflagen würde es hinsichtlich der Art der Türen geben – diese müssten schmiedeeisern oder aus Holz sein.

Bei der Besichtigung zeigte sich jedoch, dass die Sandsteinfassung des größeren Portals in der Nordmauer bereits sehr bröckelig ist. Bei einer Öffnung drohen Teile herauszubrechen, womit sich der finanzielle Aufwand deutlich erhöhen würde, spielte Dittmann auf die daraus resultierenden Sanierungsarbeiten an. Deshalb „denken wir alternativ nach, die Kirche nur als Hintergrund einzusetzen“, sagte er. Das heißt, die Neuinszenierung würde sich komplett auf den Markt verlagern. „Das wäre vielleicht auch optimaler und mit weniger Risiken für die Stadt behaftet“, meinte der Bürgermeister. „Sicherheit hat oberste Priorität“, betonte er. Bis zur Sitzung des Kulturausschusses am 13. September könnten sie vielleicht schon Näheres bekanntgeben, wenn der Projektstand zur Wiederaufführung des Prozessionsspiels öffentlich vorgestellt wird.

Unabhängig von der Entscheidung, ob die sakrale Ruine die Bühne beherbergt oder doch nur Kulisse ist – die weitere Umfeldgestaltung soll wie geplant realisiert werden. „In der nächsten Woche wollen wir mit Unterstützung der B & A Strukturförderungsgesellschaft beginnen, die Gehölze auf der Westseite zu entfernen“, informierte Ute Schilling vom städtischen Grünflächenamt. Mit Großpflaster sollen die neuen Staudenbeete eingefasst werden. Auch eine Beleuchtung mit Pollerleuchten analog zur Schleibank soll erfolgen, die dafür benötigten Kabel bereits mit verlegt werden. Die Mittel für die Lampen seien für den Haushalt 2017 angemeldet, bemerkte Ute Schilling. Eine Änderung habe es bezüglich der Außenfeldgestaltung auf der Nordseite gegeben. „Dort werden wir nur die Fundamentreste beseitigen, mehr ist nicht vorgesehen.“ Nicht zuletzt berichtete sie von Überlegungen, die Türme der Kirche zukünftig anzustrahlen.

„Das wäre sicher ein Zugewinn“, fand Helmut Seidler (FFZ). Zugleich wiederholte er, dass er schon lange für Portalöffnungen plädiere, um den Innenraum von St. Nicolai von allen Seiten begehbar zu machen. Daneben gab Seidler zu bedenken, bei künftigen Planungen die Pflege der Mauerkronenbegrünung mit zu betrachten. Dittmann bemerkte, dass sie sich durchaus darüber unterhalten könnten, eine Entscheidung treffe jedoch der Förderkreis oder die Kirchengemeinde als Eigentümer. Wenn Maßnahmen zur Mauerkronenbegrünung anstehen, sollten sie sich als Stadt einbringen, meinte Christiane Schmidt (Grüne). Ihrer Ansicht nach ist das Mauerkronen-Projekt wichtiger als das Anstrahlen der Türme.